Sinsheim

Das Eiscafé "Roma" beliefert jetzt auch

Elena Chimenti und ihre Familie vermissen den Eiscafé-Betrieb - Bring-Service als "Experiment"

08.04.2020 UPDATE: 09.04.2020 06:00 Uhr 2 Minuten, 2 Sekunden
Elena Chimenti zeigt eine ihrer Kühlboxen fürs Ausliefern von Eis. Foto: Tim Kegel

Sinsheim. (tk) "Es war ein langer Winter", sagt Elena Chimenti, "und jetzt haben wir auf einen langen Sommer gehofft", der in Zeiten der Corona-Krise momentan immer kürzer zu werden scheint. Wird es Juni, wird es Juli, wird es überhaupt etwas?

Zahlreiche Sinsheimer Gastronomen sind, wie immer wieder berichtet wurde, aus ähnlichen Gründen zu Abhol-, manche auch zu Lieferservices geworden. Ähnlich machen es viele Händler. Nun versucht sich auch Elena Chimentis "Roma" als Sinsheims letztes Eiscafé als Lieferservice. Die Gäste aber, sagt Chimenti, die Mannschaft an der Theke, die Hektik, die Gespräche auf dem Sinsheimer "Boulevard", der kaum anderswo so pulsiert wie am Kopf der Bahnhofstraße, sie "kann man nicht ersetzen". Elena hat ihr ganzes Leben lang kaum etwas anderes gemacht. "Dann kommt das Eis eben zu den Leuten."

Jetzt also ein Eis-Lieferservice. Dahinter steckt viel Planung und etwas Risikobereitschaft, schildern ihre Söhne Francesco und Ricardo. Sie alle wissen, dass es Eiscafés in anderen Städten gibt, denen nach der Einstellung des Straßenverkaufs auch das Ausliefern untersagt wurde. Hier muss alles schnell, extrem sauber und vor allem gut gekühlt vonstatten gehen, was viel mit der Ausrüstung des jeweiligen Eiscafés zu tun hat. In Sinsheim werden nun selbst die Kühlboxen aus Styropor eingefroren. Die Behörden gaben ihr Einverständnis, Riccardo, der die Sache hobbymäßig unterstützt, und Francesco machten daraufhin Umfragen auf Instagram und Facebook, "weil wir wissen wollten, ob Sinsheim einen Eis-Lieferservice überhaupt will".

"Ein reines Familien-Ding"

Das Ergebnis war so eindeutig, "dass sich ein Experiment lohnt", sagt Riccardo. Plakate und Flyer druckte Hubert Pittorf, mit seinem Sinsheimer "City Druck" ebenfalls im Corona-Modus. Für Elenas Söhne hat das Liefern aber noch einen zweiten Hintergrund: Beide wollten eigentlich in diesem Frühjahr mit einer Zweigstelle - einem "Roma 2 go" - in den Räumen des früheren "San Marco" in der Rosengasse durchstarten, dort Waffeln und Eis in modernem Ambiente anbieten.

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"Das Roma 2 go muss jetzt halt wirklich auf sein ’go’ warten", sagt Francesco Basile. "Es ist, wie’s ist." Ein dreistelliger Betrag stecke im Komplett-Umbau der Bar in der Rosengasse, das Investment stecke auch das gut gehende Roma nicht so leicht weg. "Aber hilft nichts, es kommen bessere Zeiten." "Roma 2 home" in Ablehnung an ihr geplantes Lokal nennen sie das Projekt jetzt, wenn auch nur intern. "Ein reines Familien-Ding", wie sie sagen.

Zur Zeit ist das "Roma" auf einen Dreimannbetrieb geschrumpft; geliefert werden soll zunächst eine kleine Auswahl der beliebtesten Sorten in die Kernstadt und die angrenzenden Stadtteile Dühren, Hoffenheim, Rohrbach und Steinsfurt sowie mit einem Mindestbestellwert, der zwei großen Eisbechern entspricht. Der Rest müsse sich einspielen und sich "nach Absprache regeln", sagt Francesco. "Wir sind ja eh da, also können wir das machen."

Die Familie von Elena Chimenti kommt aus Süditalien, aus Rossano in Kalabrien, wo sich das Corona-Virus im Moment noch nicht so heftig ausbreitet, wie im Norden des Lands. "In unserer Heimatstadt ist noch nicht viel passiert, in unserem Umfeld ist alles gesund", sagt Riccardo. Über eine Exit-Strategie in Deutschland für die Nach-Corona-Zeit nachzudenken hält er für notwendig, "sie zu fordern, dafür ist es zu früh". Dies zeige ihm der Blick nach Italien, bei dem man "einen anderen Respekt vor der Krankheit" bekomme. "Ich denke, die deutsche Regierung macht einen guten Job."

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