Aufstockung der Bewohnerzahl: Sinsheims Halle 6 ist proppenvoll

"Notstandssituation" erforderte Aufstockung - Helfer sind dennoch guter Dinge  

04.09.2015 UPDATE: 05.09.2015 06:00 Uhr 1 Minute, 47 Sekunden

1200 Flüchtlinge sind in der Messehalle 6 untergebracht. Foto: Kegel

Von Tim Kegel

Sinsheim. Insgesamt 1200 Asylbewerber - das Doppelte der zu Beginn der Unterbringungsaktion angegebenen Zahl - sind seit Freitag in der 10 000 Quadratmeter weiten Halle 6 der Messe Sinsheim untergebracht. "Eine Notstandssituation" habe die Aufstockung erfordert, hieß es am Donnerstag beim Organisationsstab aus Rotem Kreuz und Messebetreiber. Das Innenministerium habe auf direktem Weg um die Hilfe gebeten. Eigentlich hätte bei 1000 Personen Schluss sein sollen, um "Betreuungsniveau und Akzeptanz bei der Bevölkerung" nicht zu mindern.

Am gestrigen Freitag hieß es vor Ort: "200 Leute mehr - das schaffen wir." Trotzdem ließen DRK-Einsatzleiterin Caroline Greiner und Messechef Andres Wittur wissen, dass jetzt Vollbelegung erreicht sei. Unterdessen hat auch Regierungspräsidentin Nicolette Kressl der Einrichtung einen Besuch abgestattet. Das Treffen am Donnerstagabend fand ähnlich spontan statt, wie die Bustransfers mit Flüchtlingen ins 35 000-Einwohner-Städtchen.

Kurz nach Einrichtung der Messehalle als provisorische Erstaufnahmestelle hatte die Sinsheimer Rathausspitze Kritik an der Kommunikations- und Zuteilungspraxis der Landesbehörde geübt. Im Gespräch mit der Regierungspräsidentin bat Sinsheims Oberbürgermeister Jörg Albrecht darum, "in ähnlichen Fällen künftig doch einfach einen Satz am Telefon fallen zu lassen". Man könne Provisorien dann effizienter vorbereiten und sei "sehr bereit zur Zusammenarbeit."

Nicolette Kressl schilderte die Lage in der zentralen Karlsruher Aufnahme so: "Täglich kommen dort zwischen 600 und 800 Menschen an." Es sei schlicht kein Platz mehr. Dadurch stehe man vor der Aufgabe, "auch kurzfristig dafür zu sorgen, dass Frauen und Kinder nicht im Freien auf der Treppe übernachten müssen". Die Arbeit in Sinsheim mit allein 12 000 Helferstunden während der ersten fünf Tage fand Kressel beispielhaft. Es gibt provisorischen Deutschunterricht, abgehalten von Freiwilligen und pädagogisch erfahrenen Bewohnern der Unterkunft; darüber hinaus einen Kinderspiel- und Gebetsbereich und eine Kleiderkammer. Palettenweise wurden Kleidung und Spielzeug gespendet. Inzwischen würden keine Hilfsgüter mehr benötigt.

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Bis auf einen Zwischenfall, bei dem Bewohner wegen gestohlener Handys aufeinander losgingen und es zu einem gebrochenen Nasenbein gekommen sei, verlaufe der Betrieb "friedlich, freundlich und relaxed", sagte Einsatzleiterin Greiner.

Die benachbarte Rhein-Neckar-Arena hat für die Menschen in Halle 6 freien Eintritt für das Bundesligaspiel am 13. September zwischen 1899 Hoffenheim und Werder Bremen versprochen. Unklar sei bislang, "inwieweit sich das organisatorisch regeln lässt", sagte Caroline Greiner; die Halle soll nämlich am Folgetag wegen Messeveranstaltungen geräumt werden. Ob weitere Unterbringungen geplant sind, steht noch nicht fest.

Klar ist jedoch, dass die Asylbewerber neues Schuhwerk bekommen. "Schuhe sind absolute Mangelware - ein starkes Drittel kam mit verschlissenen Sandalen", betonte Caroline Greiner. In die Bresche springt 1899 Hoffenheim: 900 Paar Sportschuhe wurden beim Ausrüster der Bundesligakicker gekauft, sagte Geschäftsführer Peter Rettig, daneben viele Hundert Bälle.

Darin, dass "Fußball verbindet", sah sich jetzt Peter Hofmann, der Präsident von 1899 Hoffenheim beim Besuch vor Ort bestätigt. Die von einem nicht näher genannt werden wollenden Spender gestellten Tore seien ein regelrechter Fixpunkt auf dem Gelände. Auch ein Auftritt von "Hoffe"-Maskottchen "Hoffi" wird überlegt.

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