Sinsheim: Weitere 200 Asylsuchende bringen Vollbelegung in Halle 6

Ministerium bat um Hilfe wegen "landesweiter Notstandssituation" - 35 Prozent hatten bei Ankunft nicht einmal feste Schuhe

03.09.2015 UPDATE: 04.09.2015 06:00 Uhr 1 Minute, 41 Sekunden

1200 Flüchtlinge sind in der Messehalle 6 untergebracht. Foto: Kegel

Sinsheim. (tk) Das Rote Kreuz hat die Zahl der Asylbewerber, die künftig in der Halle 6 der Messe Sinsheim untergebracht sind, gestern nach oben korrigiert. Nach Auskunft von Einsatzleiterin Caroline Greiner werden am heutigen Freitag Busse aus Karlsruhe mit weiteren 200 Menschen in der provisorischen Landeserstaufnahme erwartet.

Unklar ist die genaue Zahl der Menschen, die aktuell in der Neulandstraße auf ihre Erfassung und die Aufnahme des Asylverfahrens warten: In einer gestern verschickten Meldung bezüglich der heutigen Aufstockung wurde von "1000 Flüchtlingen und Vollbelegung" gesprochen. Andererseits wurden schon bei vorangegangenen Ortsterminen um die 990 Personen vermeldet. Davon auszugehen ist, dass ab heute zwischen 1000 und 1200 Asylsuchende in der rund 10 000 Quadratmeter großen Halle sind und damit etwa doppelt so viele wie zu Beginn der Unterbringung erwartet; allerdings auch nicht mehr, als man zwischenzeitlich ohnehin gerechnet hat: Bereits in der vergangenen Woche hieß es, dass die Zahl auf 1200 steigen würde. Bis dato war es jedoch nicht so weit gekommen; wie es hieß, aus "organisatorischen Gründen".

Beim Besuch von Oberbürgermeister Jörg Albrecht vor Ort am vergangenen Montag hatten die Verantwortlichen gesagt, dass man auch länger dauernde humanitäre Hilfen in Sinsheim stemmen könne. Allerdings hieß es auch, dass man weitere Aufstockungen kritisch betrachte, weil dadurch die Qualität der Betreuung sowie die Akzeptanz unter der Bevölkerung gefährdet werden könnten. OB Albrecht vertrat die Ansicht, man wolle die für eine Kleinstadt wie Sinsheim verträglichen Zuweisungen "nicht an einer Zahl festmachen".

"200 Menschen mehr - das können wir schultern", sagte Caroline Greiner gestern zur RNZ. Man handle auf "ein dringendes Ersuchen" des Innenministeriums hin. Dieses habe telefonisch um Hilfe gebeten, da sonst "etliche Menschen schlichtweg kein Dach über dem Kopf" hätten. Es handle sich um eine landesweite Notstandssituation. Nach einer Besprechung mit Verantwortlichen von Stadt, Messe sowie dem ärztlichen und sicherheitsdienstlichen Personal vor Ort, habe man sich "mit großem Konsens geeinigt", so Caroline Greiner. Man sei sich darüber einig, dass man "das Versorgungsniveau halten" könne. Nun gelte es bis heute Abend sämtliche Kräfte in Gang zu setzen, um die zusätzlich eintreffenden Menschen entsprechend unterbringen und versorgen zu können.

Im Rückblick auf die letzten Tage schildert die Einsatzleitung einen "Run auf die notwendigsten Güter" Essen, Kleidung und Medizin. 35 Prozent hatten bei ihrer Ankunft keine festen oder überhaupt keine Schuhe, fast alle hatten keine Wechselkleidung und selbst Kinder konnten nichts als ihre Kleider am Leib mit sich nehmen. Dank der vielen Spenden würden im Moment keine Kleidung und kein Kinderspielzeug benötigt.

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Zum Besuch hatte sich gestern die nordbadische Regierungspräsidentin Nicolette Kressl angekündigt. Zuvor übergaben Peter Hofmann, Vorsitzender der TSG 1899 Hoffenheim, und Geschäftsführer Peter Rettig 900 Paar Sportschuhe und viele Bälle. Ein anonymer Spender steuerte zudem zwei Tore bei.

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