"Älter werden in Siegelsbach": Gemeinde plant alternatives Wohnprojekt

Gemeinde will ihren eigenen Weg gehen - Ziel ist eine Gemeinschaft für Ältere - Zur Entscheidungsfindung sollen zunächst einige Projekte besucht und vorgestellt werden

10.11.2015 UPDATE: 11.11.2015 06:00 Uhr 2 Minuten, 4 Sekunden

Pfarrer Fritsch notiert die Ideen der Siegelsbacher Bürger zum Thema "Wohnen im Alter". Fotos: Schmiedl

Siegelsbach. (isi) Wie sollen die Senioren in der Gemeinde Siegelsbach in Zukunft wohnen? Dies sollte mit einer Umfrage ergründet werden, die die evangelische Kirchengemeinde zusammen mit der Gemeindeverwaltung beim AGP Sozialforschungsinstitut in Auftrag gegeben hat. Und das nicht ohne Hintergedanken: Denn momentan gibt es nur in der Nachbarschaft altengerechte Wohnanlagen. Nach Auswertung der Umfrage ist jedoch klar: Es gibt einen konkreten Bedarf: 20 Menschen würden in Siegelsbach ein altengerechtes Wohnangebot annehmen, wenn es attraktiv ist.

Es gäbe auch ein geeignetes Fleckchen Erde im Ort, auf dem ein solches Vorhaben verwirklicht werden könnte: Hinter der Alten Schule befindet sich ein Grundstück, das der evangelischen Kirche gehört und das sich für ein solches Wohnprojekt gut eignen würde.

"Die wunderschöne Landschaft dort wäre ein wesentlicher Aspekt für die Lebensqualität", meinte Pfarrer Daniel Fritsch. Er moderierte den Abend, bei dem das Ergebnis der Umfrage detailliert vorgestellt wurden. Allerdings machte der Pfarrer auch klar: "Ein Riesenwohnkomplex, der nur auf Profit ausgelegt ist, wird es bei uns nicht geben." Nach der Vorstellung der Ergebnisse aus der Bürgerbefragung "Älter werden in Siegelsbach" gab es eine Ideensammlung mit den Gästen im Bürgerzentrum "Wenn Sie sagen: Wir haben alles, wir brauchen nichts, dann müssen wir keine Pläne machen."

Doch schnell kamen Ideen von dem Einwohnern. "Wenn ich nicht mehr kann, würde ich in eine Alten-WG ziehen", so die klare Ansage eines älteren Herrn. "Einen Platz, wo man die Oma für zwei Stunden gut versorgt weiß, wenn man selbst Besorgungen zu erledigen hat oder zum Arzt muss", so der Wunsch einer Frau. Auch über das Thema sich selbst einbringen, wenn es ein entsprechendes Wohnangebot gibt, wurde diskutiert: "Ich würde jede Woche einen Kuchen backen, wenn es das Begegnungscafé gibt", bot eine Einwohnerin spontan an.

Ein Bürger regte an, dass ihm eine Übergangsphase fehle zwischen dem Wohnen daheim und einem Pflegeheim - quasi ein Ort, den man tagsüber aufsuchen könnte, aber abends sei man wieder daheim. Dann sei der Bruch nicht so groß.

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Bürgermeister Uli Kremsler sprach aus Erfahrung. Seine inzwischen verstorbene Mutter litt an Demenz und habe seinerzeit so lange mit dem Umzug ins Pflegeheim gewartet, bis sie sich dort überhaupt nicht mehr zurecht fand. "Wir wollen etwas schaffen, weg von der klassischen Form, wo man gern hinzieht, so lange man noch kann und wo man sich heimisch und geborgen fühlt", so Kremsler. Vieles sei denkbar, aber man wolle ganz konkret von den Siegelsbacher wissen, was sie sich vorstellen, in welche Richtung es gehen könnte. Auch praktische Erwägungen sprach er an: Wenn man an die Grundstücke hinter der Alten Schule denke, könne man ein solches Gebäude nicht über die Schlossgasse erschließen.

Einen konkreten Zeitplan gebe es nicht, aber man wolle nicht bis zu "Sankt Nimmerleinstag" warten, so Pfarrer Fritsch. Man wolle ein Konzept entwickeln, wo jeder seinen eigenen Bereich habe und wo es nicht nach Desinfektionsmittel rieche. Es soll eine Einrichtung für Menschen werden, die ein Geben und ein Nehmen schätzen und klar sagen: "Ich will in einer Gemeinschaft leben und ich will für andere mitsorgen."

Als nächstes sollen einige solcher Projekte - etwa in Riedlingen oder in Eichstetten - besucht werden, die genossenschaftlich oder über einen Bürgerverein betreut werden. Danach will man Verantwortliche solcher alternativen Projekte einladen, damit sie ihr Konzept in Siegelsbach vorstellen können.

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