Saisonstart im Freibad Sinsheim

Was aber, wenn die "Bullenhitze" kommt?

Saisonstart im Freibad unter dem Corona-Reglement lief am Dienstag geordnet ab - Schwimmen in Kategorien war angesagt

09.06.2020 UPDATE: 10.06.2020 06:00 Uhr 2 Minuten, 37 Sekunden
Ein ungewohntes Schwimmen in Corona-Zeiten: Am Beckenrand patroulliert ein Sicherheitsdienst. Foto: Christiane Barth

Von Christiane Barth

Sinsheim. Ein gutes Jahr für sportliche Schwimmer, ein schlechtes für die Liegewiesen-Abonnenten. Der erste Öffnungstag des Freibades unter den Corona-Auflagen wurde kontrolliert geflutet von militanten Kraulern, Butterfly-Wettkämpfern und Langzeit-Brustschwimmern. Gerade mal 45 Gäste meldeten sich für den Vormittag, 55 für den Nachmittag an.

Entspannte Stimmung in der Freizeitanlage, in der Sicherheitspersonal patrouilliert, aber kaum etwas zu tun hat. Denn die weiträumige Liegewiese ist zu nass, um ihren eigentlichen Zweck zu erfüllen, es ist zu kalt, um an den Corona-Auflagen zu rütteln. "Das Wetter spielt uns natürlich in die Karten", teilt Oberbürgermeister Jörg Albrecht mit. Denn bis sich die Temperaturen ordentlich aufgeschaukelt haben werden, dürfte sich der Badebetrieb unter dem strengen Reglement der Hygieneauflagen stabilisiert haben. So lautet zumindest die Hoffnung des Stadtoberhauptes.

Eine Herausforderung ist das Meistern des Badebetrieb allemal, mit gesperrten Innenraumduschen, Rutschen und Sprungtürmen, mit einer Maskenpflicht in den Toiletten, ohne Liegestühle, mit begrenzter Personenzahl im Kinderplanschbecken, mit Schwimmen in "Kategorien" und vor allem unter dem Diktat der vorherigen Anmeldung. Die Stimmung jedoch, sie war beim um sechs Wochen verspäteten Saisonauftakt geordnet und diszipliniert.

Für die Schwimmer wurden im großen Becken drei eigene Bahnen eingerichtet: Für die ganz Ambitionierten, für die "Durchschnittlichen" und für die Gemütlichen. Das klappte gut. Niemand schwamm aus der Reihe. Auch, dass nur die Duschen am Beckenrand benutzt werden durften, wurde von allen akzeptiert. Zwar habe es durchaus ein paar kritische Stimmen gegeben, räumt Albrecht ein. Diese hätten sich jedoch auf die Situation allgemein, die Landesverordnungen und das strenge Reglement "von oben" gerichtet. "Nicht auf die Stadt." Und regelrecht "gemault" habe niemand. Ob die Unzufriedenheit anwachse, wenn erst mal die "Bullenhitze" komme, bleibe abzuwarten.

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Ein Desinfektions-Trupp rückt während der Schließphasen aus. Foto: Christiane Barth

Es ist jedoch nicht alles verboten, was außerhalb des Schwimmbeckens stattfindet, wo nach Meinung der Virologen wegen des mit Chlor durchsetzten Wassers keine Ansteckungsgefahr besteht. Der Kiosk ist geöffnet, der Gast kann mit Mundschutzmaske seine Currywurst ordern und sich damit auf sein Badetuch auf der Liegewiese zurückziehen. Sofern diese "geöffnet" ist. Und das ist sie nur bei schönem Wetter. Und dann gilt die Abstandsregel von eineinhalb Metern.

Das quirlige Treiben im Kleinkindbereich ist dieses Jahr ebenfalls deutlich gedämpft, gestattet sind maximal 35 Personen. Das Familienbecken ist nur nachmittags von 12.30 bis 20 Uhr für den Badebetrieb zugelassen. Dies habe am Vormittag bei einer Familie jedoch kurzfristig zu Irritationen geführt, berichtet Badleiterin Tina Steinrück. Die Kinder seien ein wenig enttäuscht gewesen. Vormittags ist das Schwimmerbecken von 9 bis 11.30 Uhr geöffnet und ist auch am Nachmittag von 12.30 bis 20 Uhr zugänglich.

Dazwischen ist das Bad geschlossen. Eine Hygienefirma, die in anderen Jahren lediglich abends – oder an ganz heißen Tagen auch mal mittags – ihre Arbeit auf dem Gelände aufnimmt, hat nun viel zu tun. Den ganzen Tag über schieben die Mitarbeiter mit Mundschutzmaske ihre Wagen mit diversen Reinigungs- und Desinfektionsmitteln übers Gelände. Mülleimer, Duschen, Fliesen, der Eingangsbereich: Überall wird ständig nachgewischt. Die Kosten für den Schwimmbadbetrieb dürften auch wegen der zusätzlich erforderlichen Dienste der Hygienefirma und des Sicherheitspersonals sowie der streng reglementierten Besucherzahl enorm steigen.

Bei all den Auflagen, Bestimmungen, Regeln und Kontrollen bleibt die Spontanität auf der Strecke. Beim Anmelden unter der städtischen Telefonnummer 07261 / 404865 gilt die Empfehlung, bis zu drei Tage vor dem Besuch das Kommen anzukündigen. Dennoch muss die Flexibilität nicht ganz begraben werden in dieser Ausnahmesaison. Badleiterin Steinrück räumt ein: Wer bis 11.30 Uhr anruft, habe noch gute Chancen, sich einen "Schwimmplatz" für den Nachmittag zu sichern. Wer erst danach auf die Idee komme, zum Feierabend die Abkühlung im Freibad zu suchen, muss sich auf einen der nächsten Tage vertrösten lassen. Die Gründe dafür liegen im Verwaltungsaufwand, den die Corona-Regeln mit sich bringen. Denn die Liste mit den Besuchern wird im Rathaus geführt, muss dann den Mitarbeitern ins Bad übermittelt werden, damit diese abzeichnen und ergänzen können.

Denn registriert werden muss auch, wann die Besucher das Bad betreten. "Wann sie wieder gehen, müssen wir zum Glück nicht vermerken", meint Steinrück erleichtert. Die Liste mit den persönlichen Daten muss vier Wochen lang aufbewahrt werden, um im Infektionsfall alle Register ziehen zu können.

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