Ravensburg in Sulzfeld

Alte Mauern und junge Freundschaften

Mit Jubiläumswochenende und Festabend 800 Jahre Ravensburg, 500 Jahre Reformation und 55 Jahre Avize-Partnerschaft gefeiert

23.07.2022 UPDATE: 23.07.2022 06:00 Uhr 2 Minuten, 36 Sekunden
Im Rahmen des Partnerschaftsfestes auf Burg Ravensburg ernannte Bürgermeisterin Sarina Pfründer den scheidenden Vorsitzenden des Partnerschaftsausschusses, Ernst Reitermayer, zum Ehrenvorsitzenden. Foto: privat

Sulzfeld. (zy) 800 Jahre Burg Ravensburg, 500 Jahre Reformation in Sulzfeld sowie 55 Jahre Gemeindepartnerschaft mit Avize – all das wurde am vergangenen Wochenende gebührend gefeiert. Unter anderem mit exklusiven Führungen für Burgen- und Geschichtsliebhaber, mit einem mittelalterlichen Markt und mit einem Festabend der Partnerstädte auf der Burg mit Gästen aus Avize und Nowosolna.

Der Abend im historischen Gemäuer markierte dann auch den Auftakt für das gesamte Festwochenende. Für ein buntes Programm, dessen Themen von der Burg über die Burgherren-Familie von Göler bis hin zur Partnerschaft reichte, engagierten sich in Reden und anderen unterhaltsamen Beiträgen Bürgermeisterin Sarina Pfründer, Landrat Christoph Schnaudigel, Bürgermeister a. D. und Ehrenbürger Eberhard Roth, Bürgermeister Piotr Szczesniak, Bürgermeister Gilles Dulion (per Videoschaltung) sowie zwei Vertreter der Familie von Göler.

Doch trotz aller Feierlaune wurde das aktuellen Geschehen nicht ausgeblendet: "Vielleicht wissen wir erst jetzt, wo der Friede in der Ukraine und somit auf der ganzen Welt angegriffen ist, diesen Frieden zu schätzen", erinnerte Pfründer an diesem Abend. Man müsse daher in Europa, von Frankreich über Deutschland bis nach Polen zusammenstehen.

In diesem würdevollen Rahmen wurde Ernst Reitermayer verabschiedet, der Vorsitzende des Partnerschaftsausschusses. Pfründer lobte ihn als "einen Mann, der nicht nur ein überzeugter Europäer ist, sondern sich auch mit seiner ganzen Kraft für ein vereintes Europa in Frieden und Freiheit eingesetzt hat."

Sie betonte, dass Partnerschaften stets eine Herzensangelegenheit für Reitermayer gewesen sind, ebenso wie die Einbeziehung der Jugendlichen, um die freundschaftlichen Beziehungen auch in den nächsten Generationen zu erhalten. Als Würdigung seiner Verdienste wurde Reitermayer zum Ehrenvorsitzenden des Partnerschaftsausschusses der Gemeinde Sulzfeld ernannt.

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Am Samstag liefen die Veranstaltungen für Partnerschaftsgäste und Festbesucher dann parallel. Interessierte Bürger konnten bei einer Führung die Burg erkunden und am Abend den Vorträgen zur Geschichte der Ravensburg sowie zu 500 Jahre Reformation lauschen; die Delegationen aus den Partnergemeinden brachen unterdessen zu einer ereignisreichen Fahrt in die Region auf.

Die Anfänge der Ravensburg liegen im Dunkeln erfuhren die Zuhörer von Burgenexperte Nicolai Knauer. Trotz der spärlichen schriftlichen Überlieferungen und der nur rudimentär erhaltenen ersten Bausubstanz kann der Baubeginn jedoch auf "um das Jahr 1220" eingegrenzt werden. Vor allem die Form und die Bearbeitungsweise der Sandsteinquader lassen diese Rückschlüsse zu. "Wichtige Hinweise geben auch Steinmetzzeichen", sagte Knauer.

Genau lässt sich das Entstehungsjahr nicht feststellen, 1222 ist aber ein Schlüsseljahr in der Entstehungsgeschichte, sagte der Burgenexperte, denn ziemlich sicher stehe der Burgbau in Zusammenhang mit dem Bau einer ganzen Burgenkette, die sich vom Neckar und der Burg Klingenberg über Neipperg, der Leinburg bis zur Ravensburg und weiter bis Flehingen und Neibsheim erstreckt – veranlasst vom König und späteren Kaiser Friedrich II.

Offenbar hat es auf der Ravensburg irgendwann auch einen großen Brand gegeben, darauf deutet laut Knauer die rote Verfärbung des sonst eher gelblich-beigen Schilfsandsteins der Gegend hin. Im Anschluss erzählte Dr. Tobias Dienst über die Reformation in Sulzfeld.

Während auf der Burg Geschichtliches im Mittelpunkt stand, befassten sich die Delegationen der Partnergemeinden Nowosolna und Avize mit dem Heute. Früh fuhren sie nach Angelbachtal und nahmen im Schloss Eichtersheim an einem Workshop teil. Hierbei tauschten sich die "Leader"-Regionen Kraichgau und Łód über das europäische Projekt aus. Später ging es noch um das Thema "Digitale Begegnungen sowie Beteiligungen innerhalb europäischer Partnerschaften".

Anschaulich wurde das "Leader"-Programm dann nach einer Fahrt auf die Burg Steinsberg nach Weiler: Dort soll ein Abenteuerspielplatz gebaut werden – gefördert mit Geld aus dem "Leader"-Programm. Von Weiler aus ging es dann über Eppingen zurück nach Sulzfeld – natürlich nicht, ohne die Gartenschau besucht und sich dort über die Eppinger Partnerschaften und die Europäische Gemeinschaft ausgetauscht zu haben. Alle Teilnehmenden waren sich einig, dass es wichtig sei, solche Partnerschaften zu erhalten und zu pflegen.

Ort des Geschehens

Der Sonntag begann dann mit einem ökumenischen Gottesdienst auf der Trauwiese. Anschließend boten der AGV, die Burgwehr sowie der Wildobsthof Mitsch den Besuchern verschiedene Leckereien an. Nach einer Stärkung konnten diese den mittelalterlichen Markt erkunden. Außerdem bot Knauer erneut Führungen an. Ein mittelalterliches Rockkonzert mit der Band Aurium Voluptas bildete den Abschluss eines Jubiläumswochenendes, das von vielen als sehr gelungen bezeichnet wurde.

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