Neckarbischofsheim

Projekt soll Andenken an getöteten Polizisten bewahren

"Rouven fehlt überall": Bürgermeister Thomas Seidelmann las einen Brief der Familie vor.

27.06.2024 UPDATE: 27.06.2024 04:00 Uhr 1 Minute, 51 Sekunden
Die überwältigende Anteilnahme an Rouvens Tod zeigte sich auch bei der Gedenkfeier im Neckarbischofsheimer Schlosspark eine Woche nach der tödlichen Messer-Attacke auf dem Mannheimer Marktplatz. Foto: Berthold Jürriens

Von Friedemann Orths

Neckarbischofsheim. "Rouvens Tod soll nicht sinnlos gewesen sein." Das hat die Mutter des auf dem Mannheimer Marktplatz von einem mutmaßlichen Islamisten aus Afghanistan erstochenen Polizisten kurz nach der Tat am 31. Mai gesagt, wie Bürgermeister Thomas Seidelmann im Gemeinderat berichtete. Deshalb arbeite er momentan mit Landes- und Bundespolitikern "fast jeder Couleur", Fachanwälten, Experten für Stiftungsrecht und Polizisten in einer "Initiative" an einem Projekt. Dessen Fundament solle möglichst bis Ende dieses Jahres gelegt sein.

Zuvor hatte der Bürgermeister einen bewegenden Brief der Familie vorgelesen, die sich darin für "die riesige Welle der Anteilnahme" bedankt, die sie zutiefst berührt. "Wir spüren, dass wir mit dieser Situation nicht alleine sind", heißt es weiter, aber auch: "Wir fangen erst langsam an, zu realisieren, wo Rouven uns fehlen wird." Wenn die Familienmitglieder bei Whatsapp fragen, wer zum Essen kommt, wird Rouvens Antwort ausbleiben, auch dann, wenn man ihn um Rat fragen würde. Am Esstisch wird sein Platz leer bleiben. Beim Blick auf den Esskastanienbaum im Garten, der zu Rouvens Geburt gepflanzt wurde, kommen seinen Angehörigen die Tränen. "Rouven fehlt überall", schreibt die Familie.

Auf die Frage, warum ihr Sohn sterben musste, werden die Angehörigen wohl nie eine Antwort bekommen, heißt es weiter. Rouvens Tod sei allerdings ein "brutales und herzzerreißendes Zeichen" dafür, dass in der Gesellschaft noch viel verändert werden müsse. "Rouven hätte nicht gewollt, dass wir uns jetzt von Hass und Wut überwältigen lassen", appelliert die Familie. Er hätte stattdessen dazu ermutigt, "seine Werte weiterzutragen und für Veränderung und Neuausrichtung zu kämpfen".

Es liege nun an allen und der Politik, "dass sich etwas ändert". Man dürfe "nicht zur Tagesordnung übergehen", wenn "die letzte Träne getrocknet ist": "Wir dürfen seinen Tod nicht als sinnlos hinnehmen." Aus dem überwältigenden Zuspruch aus ganz Deutschland und sogar aus anderen Teilen der Welt schöpfe die Familie die Hoffnung, "dass nun politisch wohlüberlegt reagiert und gehandelt wird".

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Seidelmann sprach abschließend über "harte Wochen", die hinter der Stadt liegen. "Wir wollen sein Vermächtnis wach halten." Rouven habe für eine demokratische Gesellschaft "ohne Ausgrenzung, mit Austausch, mit Respekt vor dem Gegenüber" gestanden, egal welcher Nation, Religion oder politischer Meinung. Außerdem habe Rouven "wie kein anderer" für das Grundgesetz und dessen Werte gestanden. Obwohl der Staat vor Kurzem das 75-jährige Bestehen des Grundgesetzes gefeiert hat, seien die Grundrechte und die Pflichten, "dabei leider vergessen" worden, trug Seidelmann weiter vor. Das habe Rouven "immer angeprangert" und durch sein Vorbild etwas anderes vorgelebt – bis zu seinem Tod.

Unabhängig vom geplanten Projekt will der Bürgermeister nach der Sommerpause – dann mit den neu gewählten Gemeinderäten – überlegen, ob und in welcher Form, beispielsweise mit einem Symbol, Rouven im Ort gedacht werden kann.

Kurz war Seidelmann zu Beginn auch auf seine Kandidatur auf den Oberbürgermeisterposten in Sinsheim eingegangen: Seine Bewerbung sei "keine Entscheidung gegen Neckarbischofsheim", er sehe das Amt in Sinsheim als "spannende Herausforderung".

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