Krebsbachtalbahn fährt frühestens 2030
Zunächst muss ein Vertrag zwischen allen Beteiligten ausgearbeitet werden. Die Anwohner in Untergimpern fürchten Lärm und Erschütterungen.

Von Friedemann Orths
Neckarbischofsheim. Frühestens im Jahr 2030 könnte wieder eine S-Bahn zwischen Neckarbischofsheim und Bad Rappenau fahren. Bis es so weit ist, werden aber noch "viele Gremienentscheidungen" getroffen werden müssen, erläuterte Bürgermeister Thomas Seidelmann im Gemeinderat. Er gab einen Sachstandsbericht, um nach der Entscheidung des Bad Rappenauer Gremiums über die nächsten Schritte zu informieren. Wie mehrfach berichtet, hatten die Rappenauer nach einer vorherigen Ablehnung der Reaktivierung dann doch mehrheitlich für das Vorhaben gestimmt.
Zunächst muss ein Vertrag zwischen allen Beteiligten ausgearbeitet werden. Dazu gehören neben Bad Rappenau und Neckarbischofsheim auch die beiden Landkreise sowie die Erms-Neckar-Bahn AG (ENAG), die sich um den Erhalt der Strecke kümmert und diese auch betreiben wird. Danach wird laut Seidelmann eine rund zweijährige Vorlaufphase beginnen, bei der auch die Bürger beteiligt werden. Anschließend kann ein Förderantrag im Rahmen des Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetzes gestellt werden, dessen Bewilligung wohl auch wieder zwei Jahre dauern wird. Die beiden Kommunen sowie Landkreise werden, Stand jetzt, voraussichtlich jeweils 2,6 bis drei Millionen Euro für die Reaktivierung, Elektrifizierung, neue Bahnübergänge und Bahnhöfe sowie den Lückenschluss nach Babstadt aufbringen müssen.
Mit einem Baubeginn sei also frühestens in fünf bis sechs Jahren zu rechnen, bis der erste Zug verkehrt, könnten nochmals zwei Jahre vergehen: "Wenn alles gut geht 2030", resümierte der Bürgermeister. Später sei aber "durchaus möglich". Falls das Projekt so viel teurer werden würde, dass es sich die Stadt nicht mehr leisten könne, gebe es nach der Vorplanungsphase noch die Möglichkeit, wieder abzuspringen. Eine gewisse Summe hätte man dann aber quasi umsonst gezahlt, erklärte Seidelmann.
Bei den Bürgerfragen äußerten sich dann zum ersten Mal auch im Neckarbischofsheimer Gremium kritische Stimmen zur Reaktivierung. Drei Bürgerinnen und Bürger aus Untergimpern, die direkt an den Schienen wohnen, befürchteten Lärm und Erschütterungen bei einem Regelbetrieb, auch die erforderliche Oberleitung sorgte bei ihnen für Unmut. "Es wird nicht ohne Geräusche ablaufen", sagte Seidelmann dazu.
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Ob es dann weiterhin eine Busverbindung zwischen den Orten geben wird, wollten sie ebenfalls wissen. Seidelmann vermutet, dass dies nicht mehr der Fall sein wird. Die Vermutung einer Frau aus Untergimpern, dass die Strecke kaum genutzt werden würde, wies Seidelmann zurück: Den Regelbetrieb könne man nicht mit den Museumsfahrten an Wochenenden vergleichen. Sie kritisierte den Bürgermeister dann noch dahingehend, dass er ihr vor einiger Zeit versichert habe, dass man sich wegen einer Reaktivierung der Bahn keine Sorgen mache müsse – das wies der Bürgermeister aber zurück und sagte, dass er schon immer für die Bahn gewesen sei.
Er ging auch auf die Befürchtungen eines Hausbesitzers in der Waibstadter Straße in Neckarbischofsheim ein, der schon jetzt durch den Lärm der Straße vor seinem Haus gestört wird. Wenn dann auf den Schienen direkt dahinter auch noch regelmäßig ein Zug verkehren würde, würde ihn das belasten. Wenn er nach der Nachtschicht im Bett liege, spüre er Vibrationen, wenn der Rote Flitzer im Sommer während des Museumsbetriebs auf der Strecke fährt. Seidelmann, der in der selben Straße wohnt, sagte, dass ihm ein Zug alle halbe Stunde lieber sei als viel Verkehr auf der Straße. Der könnte wegen der Bahn schließlich auch weniger werden. Aber er musste zugeben: "Wir werden es nie für alle recht machen können." Ihm sprang Michael Krieger bei, der darauf hinwies, dass eine mögliche Reaktivierung schon seit mehreren Jahren diskutiert werde und man sich vor einem Hauskauf informieren sollte. Der Mann hatte ihm zuvor geantwortet, dass er das Haus vor einem Jahr gekauft hatte.