Neckarbischofsheim

Kindergartenneubau - "Auf Biegen und Brechen runterpumpen?"

Die Stadt muss die Kosten für den Kindergartenneubau drastisch reduzieren, sonst macht die Rechtsaufsichtsbehörde nicht mit - Einsparungen auch an anderer Stelle

21.02.2018 UPDATE: 22.02.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 13 Sekunden

Auf dem Gelände der einstigen Stadthalle soll der neue Kindergarten entstehen, zusammen mit einer Tagespflegeeinrichtung und einem Metzger. Der Eigenanteil für den Kindergarten belastet den Haushalt aber derart, dass abgespeckt werden muss. Foto: Barth/Repro: Gschwind

Von Christiane Barth

Neckarbischofsheim. Waren die Pläne zu ehrgeizig? Der geplante Neubau des Kindergartens Neckarbischofsheim muss abgespeckt werden, sonst ist das Vorhaben nicht realisierbar: So der Tenor im Gemeinderatsrund. Grund ist: Die Rechtsaufsichtsbehörde wertet den zu tragenden Eigenanteil von 2,2 Millionen Euro sehr kritisch, hebt mahnend den Finger und hat Bedenken, auch die Haushalte der nächsten Jahre mit den Kosten aus dem Kindergartenneubau in geplantem Umfang zu belasten. "Wir müssen runterkommen von den Kosten", konstatierte Bürgermeisterin Tanja Grether.

Beschlossen ist jetzt erst mal nichts. Zunächst müsse man auf überarbeitete Pläne warten, die zur Sitzung noch nicht vorlagen, da Architekt Martin Oszter derzeit wegen Krankheit verhindert ist. Grübeln nun im Gemeinderat über Grethers Frage im Raum: "Wo können wir sparen?"

Eine erste Grobschätzung jedoch, "auf die Schnelle kalkuliert", gehe davon aus, dass die Kosten von 4,6 Millionen Euro auf 2,9 Millionen Euro reduziert werden können - basierend auf einer abgespeckten Version der ursprünglichen Planung. Knackpunkt dabei: Von den vormals neun geplanten Gruppen solle die Kapazität auf lediglich sieben Gruppen runtergedimmt werden. Damit bliebe die Stadt auf dem derzeitigen Niveau: Im evangelischen Kindergarten werden derzeit sieben Gruppen betreut. "Der Kindergarten ist momentan randvoll", gab die Bürgermeisterin jedoch zu bedenken. Es müsse also dringend etwas geschehen. Absehbar sei, dass die Stadt künftig noch mehr Kinder zu betreuen habe, denn das Neubaugebiet "Unter dem Linsenkuchen" ist längst in der Mache, auch wenn "noch ein paar Dinge fehlen", so Grether,

Erster Plan B sieht nun vor, aus dem Bauprojekt, das für die Zukunft ausgerichtet war, eine Basisplanung zu machen, die dem Status Quo gerecht wird - und dann später anzubauen. "So klein wie möglich, damit die Kosten überschaubar bleiben", so die Bürgermeisterin. "Aber macht das Sinn?" fragte Cornelia Umhau. "Wir müssen runterkommen von den Kosten", insistierte Tanja Grether, "sonst können wir es ganz vergessen." Marschrichtung müsse sein, die kommenden Haushalte nicht zu belasten: "Das Projekt wird für die Allgemeinheit sehr viel teurer als gedacht." Auch Michael Krieger hatte Bedenken: "Was wurde da aus der Planung alles herausgenommen, dass wir jetzt fast zwei Millionen sparen sollen?" Verzichtet habe man auf ein Stockwerk, baue jetzt in L-Form, die man später als U-Form erweitern könne, erklärte Roland Herbold vom technischen Bauamt. "Wir können froh sein, dass wir einen findigen Architekten haben", beschwichtigte Tanja Grether die Räte. Karin Bender äußerte sich zwar kritisch dazu, "das Ding jetzt auf Biegen und Brechen runter zu pumpen", setzte aber auf Abwarten: "Das können wir heute gar nicht alles besprechen, wir müssen erst die Pläne sehen". Sie plädierte dafür, "einen Mittelweg zu finden." Gespart werden muss auch bei anderen Haushaltspositionen, und Karin Bender gab zu bedenken: "Sonst fliegt uns der Haushalt um die Ohren." Gestrichen wurde etwa die geplante Weitsprunganlage am Sportgelände sowie die Anschaffung von Urnenstelen.

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Auch mahnende Worte von Norbert Benz: Er forderte dazu auf, "ein breites Feld an Angeboten einzuholen", und "alles in aller Breite auszukundschaften, auch die Mittel vom Land." Zudem gab er zu bedenken: "Die Gewerbesteuereinnahmen werden in den nächsten Jahren erheblich runtergehen." Und: "Wenn man Kleinigkeiten schon streicht, werden die Leute mürrisch."

Mehrere unaufschiebbare Großprojekte wie der ASG-Anbau oder der Neubau des Kindergartens Untergimpern musste die Kommune in jüngster Zeit verkraften. Für den evangelischen Kindergarten Neckarbischofsheim wird seit zehn Jahren nach einer Lösung gesucht (wir berichteten). Geplant ist auf dem einstigen Stadthallenareal außerdem eine Tagespflegeeinrichtung und ein Metzgergeschäft. Baubeginn ist bereits in diesem Jahr geplant, frühestens jedoch nach Eingang der Förderbescheide. Diese werden im Sommer erwartet.

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