Gnadenhof in Helmstadt kämpft mit der Corona-Pandemie
"Alle sind ein wenig in Schockstarre" - Spenden fehlen, die Arbeit wird erschwert - Trockenheit ist auch ein Problem

Helmstadt-Bargen. (stop) Die Corona-Krise trifft nicht nur Unternehmen, sondern auch viele Vereine. Besonders hart ist es für diejenigen, die von gelegentlichen Veranstaltungen leben und auf Spenden angewiesen sind. So hat auch die "Gnadenhof Tierhilfe Kraichgau" einige Schwierigkeiten zu bewältigen. Aufgrund der Absagen von verschiedenen Veranstaltungen, bei denen der Gnadenhof die Bewirtung mit Kaffee und Kuchen übernehmen sollte, klafft eine große finanzielle Lücke in der Kasse des Vereins. Auch der Tag der offenen Tür, der am 12. September auf dem Gnadenhof in Helmstadt stattfinden soll, steht in den Sternen. Natürlich habe man einen Spendenaufruf gestartet, erklärt Tamara Schäfer, Vorsitzende und Gründerin des Gnadenhofs. Aber in Zeiten der Not sinkt auch die Spendenbereitschaft in der Bevölkerung. Jeder muss zusehen, wie er selbst klarkommt.
Trotzdem haben sich einige kleinere Spenden angesammelt. Und auch eine große Spende in Höhe von 1000 Euro kam in den letzten Tagen wie gerufen: Das Bammentaler Medizintechnikunternehmen "Medtro" hat dem Gnadenhof finanziell eine große Last genommen. Aber schon vor der Corona-Krise gab es eine Spendenübergabe: Kerstin Keitel und Sabina Stoppel übergaben 570 Euro, die beim Verkauf eines Kalenders (die RNZ hatte berichtet) eingenommen wurde. "Das Backstüble in Reihen hat uns dabei besonders unterstützt, sowohl mit dem Verkauf der Kalender, als auch mit zusätzlichen Spenden", erklärt Keitel. Dieses Jahr ist schon der nächste Kalender in Planung und soll den Gnadenhof und andere tierische Einrichtungen unterstützen.
Das Geld fehlt, die Anfragen für die Aufnahme von Tieren in Notfällen steigen – ein weiterer Effekt der Pandemie. Zum Winter hin rechnet der Gnadenhof mit noch mehr Anfragen. Die Futterkosten sind im Sommer während der Weidesaison zwar geringer. Im Winter aber muss Futter gekauft werden. Aufgrund der Krise können sich das viele Pferdehalter nicht mehr leisten.
Doch welche Auswirkungen hat das Virus noch auf den Gnadenhof? Jegliche Renovierungsarbeiten sind auf unabsehbare Zeit verschoben. Nicht mehr als zwei Personen dürfen gleichzeitig auf dem Hof arbeiten, und das nur mit genügend Abstand. Das Füttern geschieht in zwei Schichten. "Es fehlt das gesellige Miteinander. Wir haben oft mal am Wochenende nach getaner Arbeit Kaffee und Kuchen mitgebracht und sind mit den Pferden und Ponys eine Runde spazieren gegangen", erinnert sich Schäfer. Die Jahreshauptversammlung könne dieses Jahr nicht stattfinden. Mitglieder, die kein Auto haben, sahen sich ebenfalls vor unüberwindbaren Schwierigkeiten: Die S-Bahn-Verbindung von Sinsheim nach Helmstadt war lahmgelegt, in den Bussen war eine Fahrradmitnahme nicht möglich. So fehlten helfende Hände. Für September waren zwei Stellen für Bundesfreiwilligendienstler geplant. Die Stellen sind bis dato jedoch nicht fest belegt, da dieses Jahr die Bewerbungen spät eingegangen sind. "Ich glaube, alle sind ein wenig in Schockstarre momentan", begründet Schäfer.
Als wäre dies alles nicht genug, rechne man aufgrund der extremen Trockenheit mit einer schlechten Heuernte. "Die Preise für Heu und Heucobs werden in die Höhe schnellen, und das bereitet mir Bauchschmerzen", erläutert Schäfer. Hinzu kommt noch die Erkrankung von Ziege Emma. Hier wird für die Behandlung ebenfalls Geld benötigt. Im Juni kommt ein neues Pferd: Buck. Dessen Aufnahme war schon seit einem Jahr geplant. Bucks Besitzerin war an ALS erkrankt und konnte sich in absehbarer Zeit nicht mehr um ihr geliebtes Pferd kümmern (die RNZ hatte berichtet). Eine Herausforderung jagt die nächste, und besonders jetzt wird jede Hilfe benötigt.



