Maxi Gstettenbauer ist der authentische Tänzer des Niveaulimbos
Der Stand-up Comedian lieferte den rund 150 Zuschauern eine gute Zeit.

Von Falk-Stéphane Dezort
Heilbronn. Er verspricht eine gute Zeit, er liefert eine gute Zeit: Mit seinem neuen Programm machte der gebürtige niederbayrische Stand-up Comedian Maxi Gstettenbauer am Montagabend auch Halt in der Heilbronner Harmonie und sorgte bei den rund 150 Besuchern für Abwechslung vom Alltag voller Energiekrise, Pandemie und Inflation.
Der Wahl-Kölner bot seinen Fans bei seinem rund 90-minütigen Auftritt thematisch einen Streifzug durch alle möglichen Themenfelder der Gesellschaft an. Zum Einstieg erzählte er authentisch über seine Anreise aus der Domstadt nach Heilbronn mit dem Auto – viele Baustellen und ein Pferd, das in einem Anhänger falsch herum stand und ihn zwei Stunden lang angestarrt hat, hatten es Gstettenbauer angetan. Aber auch der Hotelier, der seinen Nachnamen unter den Buchstaben "Sch" und nicht und "G" suchte, sorgte bei ihm für Erheiterung. Das Eis zwischen Publikum und Künstler – sollte es je welches gegeben haben – war schnell gebrochen.
Authentisch und sympathisch wirkte Gstettenbauer, der in Heilbronn erst seinen achten Aufritt mit dem neuen Programm spielte, auch mit seinem gelben Fresszettel voller Stichworte seiner Nummern: "Hier stehen einzelne Wörter – ich habe keine Ahnung, was ich damit meine." Doch nach einem Zuruf aus dem Publikum auf die Frage, wofür die Begriffe Delfin und Hitler stehen könnten, referierte Gstettenbauer, der es versteht, zu improvisieren und dabei nicht zu überdrehen, von den "weltbekannten Delfinen aus dem Bodensee".
Viel Platz räumte der 34-Jährige auch seinen Vaterfreuden ein. Während der Pandemie hat seine Tochter Anna das Licht der Welt erblickt und sein Leben vollkommen auf den Kopf gestellt. Als passionierter Zocker könne er sich nun kaum noch "Ego-Shootern" oder anderen "Ballerspielen" widmen, dafür habe er inzwischen mehr als 200 Spielstunden im "besten Spiel aller Zeiten": "Power Wash Simulator"; zu Deutsch: Hochdruckreiniger-Simulator. Im Spiel ist alles blitzeblank, in seiner Männerhöhle im Keller stapeln sich hingegen Fruchtzwergverpackungen sowie Chipstüten. "Und die Pizzakartons haben bereits Beine bekommen."
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Bei seinem Gastspiel in der Käthchenstadt kannte das Spektrum seiner Gags keine Grenzen – zeitweise tanzte der 34-Jährige einen gekonnten Niveaulimbo. Mal regte er sein Publikum zum Nachdenken an, mal schoss er infantile Pimmelwitze mit ein. Kein Wunder, bezeichnet sich Gstettenbauer doch auch selbst scherzhaft als "gehobener Pimmelwitzerzähler". Jedoch hatte man nie das Gefühl, dass er damit überreizte. Dann wiederum kritisierte er Bundeskanzler Olaf Scholz für sein teilweise respektloses Verhalten bei Pressekonferenzen. Und auch überdramatisierende Medien, die nach der Flut im Ahrtal "bei dem Husten eines 125-Jährigen den nächsten Super-Sturm beschreien", um dann mit dem Elend der Leute Reichweite zu erzielen, bekamen ihr Fett weg. Aber auch Corona, die Lockdowns, die Deutsche Bahn, Meinungsfreiheit sowie seine vier Katzen waren einige der mannigfaltigen Themen des Abends.
Dem Publikum in der Harmonie gefiel es, und es honorierte den Auftritt mit lang anhaltendem Applaus. Aber auch Gstettenbauer richtete seinen Applaus an die Besucher, denn diese hätten sich in einer schwierigen Zeit dazu entschlossen, eine Kulturveranstaltung zu besuchen. "Ich habe noch nie solo in Heilbronn gespielt und freue mich wahnsinnig, dass so viele gekommen sind." Er sei äußerst dankbar dafür, dass er – stand jetzt – anders als andere Künstler keinen seiner Auftritte wegen zu schlechter Ticketverkäufe absagen muss. "Wenn es euch gefallen hat, betreibt Propaganda und sagt es weiter. Wenn nicht, dann lügt."
Anschließend nahm sich der 34-Jährige im Foyer der Harmonie noch Zeit und erfüllte Autogramm- und Fotowünsche.
Info: Wer den Auftritt in Heilbronn verpasst hat, Maxi Gstettenbauer aber mal live sehen will, hat unter anderem am 1. Februar 2023 in Mannheim und am 4. Oktober 2023 in Heidelberg die Gelegenheit dazu.




