Gemeinderat Sinsheim

Einiges Unheil klopft an die Tür

Plötzliche und absehbare Probleme an Bauten, fehlendes Geld und ein freudiges Wiedersehen.

10.02.2021 UPDATE: 11.02.2021 06:00 Uhr 2 Minuten, 53 Sekunden
Im Sommer saßen die zwei älteren Männer vor der „Linde“ und wurden zu den beliebtesten „Alltagsmenschen“ gewählt. Ob sie wieder in die Stadt kommen, ist unklar. Foto: Stadt Sinsheim

Sinsheim. (tk) Eine Strukturkommission überprüft Wunsch und Wirklichkeit. Ins Auge blicken muss die Große Kreisstadt auch zwei weiteren Hiobsbotschaften an öffentlichen Gebäuden. Und Geldbringer – wie die Badewelt-Erweiterung – wollen nicht so recht in die Puschen kommen. Auf magere Zeiten hat sich jetzt der Hauptausschuss des Gemeinderats eingestimmt – bis hin zu den pummeligen "Alltagsmenschen". Die Splitter:

> Wiedersehensfreuden und Lockdown-Leiden: Mehrfach parallel wurde der Satz "Schön, Dich wiederzusehen" zu Beginn in den Saal gejauchzt. Ein Großteil des Gremiums war sich zuletzt im vergangenen Dezember begegnet. Auf den Tischen lagen Briefkuverts mit Mund-Nasenschutz-Masken, einmal FFP2-Standard, einmal medizinische OP-Maske. Manch Gremiumsmitglied kam zerzaust, manches mit einfachstem Haarschnitt. Vor der Sitzung: weithin bedrückter Small-Talk, etwa bei Aktiv-für-Sinsheim-Rätin Annerose Hassert. Sie sagt überwältigt: "Die Leerstände, die Vereine. So vieles geht kaputt. Wir müssen von Null anfangen."

> Die Strukturkommission – eine mehrfach bei der Haushaltsverabschiedung geforderte Mini-Denkfabrik aus Stadträten zu Konsolidierungszwecken – nimmt Gestalt an: Erstmals soll sich die Runde am 25. Februar treffen. Das Gremium besteht aus dem sogenannten Ältestenrat – dem jeweils dienstältesten Mitglied jeder Fraktion – und den beiden Sprechern der Ortsvorsteher. Schwierige Fragen zeichnen sich ab. Kostprobe: Muss Sinsheim aufgrund seiner zwölf Stadtteile plus Kernstadt viele Einrichtungen überall vorhalten? Oder auch: Wie viele "Freiwilligkeitsleistungen" – dazu zählen Bäder, Bibliothek, Musik- und Volkshochschule – sind finanziell vertretbar? Auch zur Debatte stehen dürfte die "Unechte Teilortswahl".

> Neuer Mann im Hauptamt: Er kümmert sich künftig in Marco Fulgners Team um Wahlen, Statistik, Satzungen, die Niederschrift der Sitzungsprotokolle und stellte sich der Runde vor: schmunzelnd, kurz und knapp – dem ersten Eindruck nach zupackend. Lukas Kuhn, nicht nur im "Superwahljahr" bald ein viel beschäftigter Kollege.

> Probleme im AOK-Gebäude – und zwar heftige – gab Oberbürgermeister Jörg Albrecht bekannt: Bis jetzt dient die Werderstraße 1 als Sitz einiger städtischer Abteilungen; Vereine und Beratungsstellen haben dort ihre Büros. Künftig nicht mehr: Ein "massiver Heizungsschaden" und zwar "an den Rohren in der Bodenplatte" mache das Haus zum Sanierungsfall. "Wir müssen es räumen", sagte Albrecht; Geld in die Hand zu nehmen, ergebe erst dann Sinn, wenn die westliche Innenstadt, wie beabsichtigt, bald zum Sanierungsgebiet wird. Freien Platz gibt es im früheren Flurbereinigungsamt, 400 Meter abwärts der Werderstraße beim Amtsgericht, in dem bereits das städtische Infrastruktur-Amt sitzt. Das Obergeschoss könne man hierzu nutzen, was rund 20.000 Euro koste – anstelle eines "vielleicht sechsstelligen Betrags" in der neuerlichen Bauruine.

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> Ein unheilvoller Bau – technisch betrachtet – ist die Theodor-Heuss-Schule: Nach abgeschlossenen Sanierungen, danach aufgetretenen Pannen im feuchten Untergrund, nach jahrelangen Provisorien und Problemen mit einzelnen Handwerkern heißt es dort: "schon wieder Wasser" – diesmal, wie Albrecht bekannt gab, "drückt es auf einen Technikraum". Optimistisch rechnet er jetzt mit einem endgültigen Ende der Maßnahme "deutlich vor Sommer". Und mit einem Um- und Einzug "im Lauf der Sommerferien".

> Weniger "Alltagsmenschen" als viele sich wünschen dürften, werden wohl in Sinsheim dauerhaft Platz finden. Grünen-Rätin Anja Wirtherle hatte sich nach einem Stand der Dinge der Skulpturen-Aktion mit Kunsthandwerkerin Christel Lechner erkundigt, über die im Zuge der Landesheimattage – und deren Absage – mehrfach berichtet wurde. Spendenaufrufe der Stadt hätten "ein paar tausend Euro" eingebracht, gab Albrecht bekannt. Den Betrag von städtischer Seite zu ergänzen, "wird uns allerdings schwerfallen", weshalb es wohl im Mai "nicht viele Alltagsmenschen geben" werde, die das Rathaus kauft. Allerdings habe man nach Verhandlungen mit deren Erschafferin "es relativ unspektakulär hinbekommen", dass die Verwaltung bei Aufstellungsort und -dauer mitreden könne. Man habe hier schon "einiges an Lehrgeld bezahlt", sagte Albrecht mit Blick auf juristische Auseinandersetzungen mit Kunstschaffenden.

> Aus der Zeitung erfahren hat CDU-Fraktionssprecher Friedhelm Zoller vom Planungsstand der Badewelt-Erweiterung und deren Aktivitäten an anderen Standorten, was Zoller "verwundert" habe. Von relativ trockenen Tüchern sprach Albrecht angesichts eines Vertragswerks, demzufolge der Bäder-Riese bis Ende 2022 einen Bauantrag stellen und ein Jahr später mit dem Bau auf städtischem Gelände beginnen muss. Hierum, sagt Albrecht, habe man "gekämpft" und erhalte immerhin eine nicht näher genannte "jährliche Optionsgebühr". Dass das Grundstück "noch nicht verkauft ist, sobald der Bauantrag kommt", explorierte Freie-Wähler-Sprecher und ehemaliger Rechtsanwalt Harald Gmelin. Dies sei allerdings übliche Praxis, sagte Albrecht. Gmelins Frage, was passiere, "wenn’s halb fertig ist und die nicht mehr können", blieb im Raum stehen.

> Die Ministerpräsidenten-Konferenz zur Corona-Lage mit Kanzlerin Angela Merkel warf Schatten bis in den Großen Sitzungssaal: Am Vortag der Runde war man "auf die Entscheidungen gespannt", sagte Albrecht, der von "einschneidenden Änderungen" ausging – speziell fürs "Amt 40", zuständig unter anderem für Schulen und Kindergärten. Eine nicht öffentliche Sitzung schloss sich an, als deren Gast Bildungsamtsleiterin Carmen Eckert-Leutz geladen war.

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