Wasser steht und fließt für 4,6 Millionen Euro
Gartenschauausschuss empfiehlt einhellig die Zustimmung zum Stadtweiher und zum neuen Mühlkanal

Die Gartenschau wird das Gesicht der Stadt, das der Kupferstecher Matthaeus Merian schon 1645 festgehalten hat, deutlich verändern. Visualisierung: Planorama/Foto: Guzy
Von Armin Guzy
Eppingen. Bei der Sitzung des Gartenschauausschusses am Dienstag wurde erstmals öffentlich, was der Bau des Stadtweihers und der Aufbau der Wassertische am ehemaligen Mühlkanal kosten wird. Insgesamt fast 4,6 Millionen Euro. Zumindest vermutlich, denn insbesondere die 14 Wassertische sind mit einer großen Unsicherheit behaftet. "Das ist ein großes Projekt, für das es keine 20 Anbieter in Europa gibt", sagte Bürgermeister Peter Thalmann. Außerdem ist der Bau eines großen unterirdischen Schachtbauwerks am Steinplatz nötig, das als Wasserreservoir dient und in dem auch die Pumpentechnik untergebracht wird.
Nicht minder aufwendig ist der Bau des Stadtweihers auf der Bahnhofswiese, der als Herzstück der Gartenschau 2021, als deren "gestalterisches Leitmotiv", gesehen wird und dem Berliner Büro "Planorama" 2016 beim Ideenwettbewerb zum Sieg verholfen hatte. 2000 Quadratmeter Wasserfläche und 5000 bis 6000 Kubikmeter Volumen wird der Weiher haben - und mehr als 2,4 Millionen Euro kosten. Besonders heikel ist hier die Wasseraufbereitung.

In den Bahnhofswiesen wird ein Stadtweiher entstehen Visualisierung: Planorama/Foto: Guzy
Anders als ursprünglich geplant, soll der Weiher nicht mit Elsenz-Wasser gespeist werden, sondern die erste Füllung wird aus reinem Leitungswasser bestehen. Verdunstungsverluste sollen dann mit Grundwasser ausgeglichen werden. Weil das Grundwasser aber einen zu hohen Phosphatwert hat, ist ein spezieller bepflanzter Bodenfilter nötig, in dem das Phosphat durch den Kontakt mit Eisenhydroxid aus dem Wasser geholt wird. Planer und Stadtverwaltung sind sich sicher, dass eine "klare Wasseroptik" unabdingbar für den Erfolg der Anlage beim Publikum sein wird: Kein Gartenschaubesucher wird 2021 - und auch kein Eppinger Bürger danach - einen trüben, veralgten Weiher sehen wollen.
Die Filteranlage ist daher so dimensioniert, dass sie bei Bedarf auch das gesamte Wasser des bis zu 1,90 Meter tiefen Weihers binnen vier bis fünf Tagen reinigen kann - beispielsweise wenn durch Starkregen, Elsenz-Hochwasser oder auch durch Vögel zu viel Schmutz ins Wasser eingebracht wird. Die jährlichen Folgekosten werden auf rund 35.000 Euro geschätzt; die Kosten für den Bau der großen Holzterrasse sind nicht Bestandteil des Weiherbaupreises - eine große Fontäne, die das Wasser fünf bis sechs Meter hoch sprudeln lassen und damit ein weiteres Glanzlicht setzen soll, ist dagegen bereits eingepreist. Der Übergang zur benachbarten Elsenz soll durch einen begrünten Damm gestaltet werden.
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Der längst trockengefallene Mühlkanal wird in einem Ensemble aus 14 Wassertischen reaktiviert. Visualisierung: Planorama/Foto: Guzy
Die Ausschussmitglieder winkten beide Großmaßnahmen in getrennten Abstimmungen, die jeweils ein einstimmiges Ja ergaben, ohne größere Diskussionen durch und empfahlen dem Gemeinderat die Zustimmung. Nachfragen beim Weiherthema gab es nur zum Grundwasserpegel. "Die Bürger wollen wissen, ob das Grundwasser auch im Sommer ausreicht und der Spiegel nicht sinkt", forderte Hartmut Kächele die Landschaftsarchitektin Katja Erke von "Planorama" und die Stadtverwaltung zu einer Aussage auf. "Den heutigen Stand wird das Grundwasser auch dann haben", antwortete Bürgermeister Thalmann, "da gibt’s keine großen Veränderungen." Und auch Erke versicherte, dass eine dauerhafte Grundwasserabsenkung nicht zu erwarten sei.
Während der Bauphase muss der Grundwasserspiegel allerdings abgesenkt werden, um die Baugrube wasserfrei zu halten. Zur Sicherheit und zum Schutz der umliegenden Gebäude werden rund um den späteren Weiher Messpunkte gesetzt und laufend überwacht. Klar wurde in der Sitzung auch, dass die Zeit drängt, denn bis 2020 muss der Weiher fertig sein, damit die Pflanzen drumherum und die Seerosen darin anwachsen können.
Hinsichtlich des zweiten Großbausteins für die Gartenschau, die Reaktivierung des Mühlkanals als Kette von 14 aneinandergereihten Wassertischen zwischen Kleinbrückentorplatz und Parkweg, gab es lediglich von Brigitte Hilker eine Anmerkung: Sie legt Wert darauf, dass die großen Granitblöcke, aus denen die Wassertische später herausgefräst werden, nicht aus asiatischen Betrieben kommen, in denen Kinder ausgebeutet werden. Erke bestätigte das als selbstverständlich und sagte, dass man auch wegen der kürzeren Transportwege gerne einen Anbieter aus Europa suchen wolle. Zum geplanten gelben Granit gebe es jedoch wenig Alternativen, zumal ja auch das Pflaster diesen Farbton haben soll. In einzelnen Bereichen könne es allerdings noch zu Optimierungen kommen, sagte Landschaftsarchitektin Erke.
Dass das Regierungspräsidium Stuttgart die Wassertische nach vielen zähen Einzelverhandlungen inzwischen als technische Bauwerke betrachte, ermögliche eine Förderung von rund 640.000 Euro, betonte Oberbürgermeister Klaus Holaschke.



