Flüchtlinge in Sinsheim

"Hoffnungshaus" soll in einem Jahr fertig sein

36 Flüchtlinge und 14 Einheimische teilen sich elf Wohnungen - Zusammensetzung der Bewohner wird noch geklärt

20.09.2017 UPDATE: 21.09.2017 06:00 Uhr 2 Minuten, 2 Sekunden

Knapp anderthalb Jahre nach Bekanntwerden des Projekts erfolgte der Spatenstich für das Hoffnungshaus. Foto: Tim Kegel

Von Tim Kegel

Sinsheim. Das so genannte Hoffnungshaus zur städtischen Anschlussunterbringung von Flüchtlingen wird ab Oktober gebaut. Mit dem Rohbau der vierstöckigen Holzkonstruktion soll Anfang 2018 begonnen werden. Bis sich 36 Zuwanderer und 14 Einheimische die Familien- und Gemeinschaftszimmer an der Ecke Hauptstraße/ Dührener Straße teilen, wird es voraussichtlich Spätsommer nächsten Jahres werden.

Ein Auswahlprozess der künftigen Bewohner habe noch nicht stattgefunden, sagt Dorothee Pfrommer, Leiterin des Integrationsbereichs der "Hoff-nungsträger Stiftung". Die aus dem evangelisch-freikirchlichen Umfeld stammende Stiftung des Ratiopharm-Erben Tobias Merkle hat bislang drei solcher Häuser in Esslingen, Bad Liebenzell und Leonberg in Betrieb, betreibt diese gemeinsam mit lokalen Trägern und "zugeschnitten auf die lokalen Dynamiken". In Sinsheim wird das Haus von "SAM" mit Inhalten gefüllt. Der Migrationsverein mit Café auf dem benachbarten Burgplatz kümmert sich um die Betreuung künftiger Bewohner, koordiniert die Vermietung von Plätzen an Einheimische und unterstützt die Stadtverwaltung - so weit möglich - bei der Auswahl von Personen für die Anschlussunterbringung. Das Rathaus tritt als Mieter der Flüchtlingsunterkünfte auf, erhält hierfür Gelder von Jobcenter und Sozialamt.

Der Draht zum ebenfalls dem freikirchlichen Spektrum entstammenden "SAM"-Verein habe sich bereits bei der Anschlussunterbringung im laufenden Jahr als nützlich erwiesen, heißt es im Rathaus; rund 100 Ehrenamtliche arbeiten im Verein. Für exakt die Hälfte der 160 im Jahr 2017 zu beherbergenden Zuwanderer fand man bislang Wohnraum. "Bei 50 Fällen durch die Initiative von ,SAM’", sagt Oberbürgermeister Jörg Albrecht. Im laufenden Jahr nicht untergebrachte Personen werden in 2018 als Überhang hinzugerechnet; auch hier kalkuliert man mit Anschlussunterbringungen in ähnlicher Zahl.

Und weil deren Zuteilung das Landratsamt übernimmt, kann im Moment noch keiner etwas Verlässliches sagen über Struktur und Zusammensetzung der künftigen "Hoffnungshaus"-Bewohner: Familien wünsche man sich, junge Leute, "die Integration kapiert haben". Hier vertraut die Stadt auf das Netzwerk von "SAM" und "SAM" wiederum auf seine Kontakte und seinen Ruf als erfahrener Sozialverein: Man stehe in gutem Behördenkontakt, sagt "SAM"-Vorstand Andreas Banse. Im Übrigen seien kurze Verweilzeiten im "Hoffnungshaus" das Ideal, da Menschen mit geglückter Integration "ihr Leben dann bald selbst in die Hand" nähmen. In anderen "SAM"-WGs im Stadtgebiet habe man derartige Erfahrungen gemacht, so Banse.

Auch interessant
Sinsheimer Flüchtlinge: Suche nach Privatwohnungen für Flüchtlinge verläuft schleppend
Asylarbeit in Sinsheim: Ausstellung zur Arbeit des "Reallabor Asyl" im Rathaus
: Sinsheim auf Rekordkurs: Die wichtigsten Projekte
: Informationsbedarf beim Sinsheimer Hoffnungshaus für Flüchtlinge
: Bürgerinitiative Sinsheim hat Onlinepetition gegen Flüchtlingsunterbringung gestartet

Gemischte Wohngemeinschaften, Männer und Frauen getrennt - so viel steht fest übers Zusammenleben im "Hoffnungshaus". Einheimische Bewohner wurden beim Projekt in Esslingen im Stiftungsumfeld gefunden, aber auch bei Studenten im sozialen Bereich oder beim Bundesfreiwilligendienst. Auch "ein-heimische Familien mit einem bis vier Kindern, die so eine Lebensform möchten", könne man sich vorstellen, sagt Bereichsleiterin Dorothee Pfrommer.

Das Bauwerk selbst hat vier Geschosse und elf Zimmer. Der kubische Holzbau rücke, so Baudezernent Tobias Schutz, deutlich näher an das benachbarte Parkhaus Dührener Straße heran "als viele das denken". Tatsächlich bleibt an der realen Ecke Hauptstraße/Dührener Straße ein Zugang zum Haus als Freifläche. Geheizt wird mit Erdwärmepumpe, das Flachdach wird begrünt, die Zimmer erhalten - "anders als im sozialen Wohnbau üblich" - Medienverteiler mit W-Lan und Internet-TV.

Beim Spatenstich zeigte der Stuttgarter Architekt Thorsten Blatter, Planer auch aller anderen Hoffnungshäuser, einen 3D-Druck des Baukörpers. Der Bau im morastigen Baugrund der Innenstadt erfordere eine Pfahlgründung. Dank der Modulbauweise soll der Rohbau binnen fünf Wochen entstehen.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.