Wer durch Heilbronn fährt, braucht Geduld
Die Stadt legt komplizierten und komplexen Plan für die Straßenbau- und Sanierungsmaßnahmen vor.

Von Brigitte Fritz-Kador
Heilbronn. Für seine erste "offizielle" Pressekonferenz als der neue Baubürgermeister von Heilbronn hätte man Andreas Ringle einen anderen Anlass gewünscht als die Ankündigung umfangreicher Straßenbaumaßnahmen und die damit verbundenen Baustellen mit Sperrungen und Beeinträchtigungen im innerörtlichen wie auch im Durchgangsverkehr. Die Maßnahmen ausführlich zu kommunizieren und so Verständnis zu erzeugen, war sowohl ihm als auch Christiane Erhardt, Leiterin des Amtes für Straßenwesen, ein so besonderes Anliegen, dass auch die jeweiligen Abteilungsleiterinnen und -leiter zur Konferenz mitgenommen wurden.
Wenn Ringle dann innerhalb der Erläuterungen gelegentlich in die Runde fragt: "Sage ich das richtig?" oder "Habe ich jetzt etwas Falsches gesagt?" waren diese Rückversicherungen bei seinem Team, mit einer Spur von Koketterie als "Neuer", vor allem auch Nachweis für die komplexen Sachverhalte. Der Umfang der Arbeiten reicht vom Aufbringen von Flüsterasphalt bis zu Leitungsverlegungen oder Anpassungen wegen anderer Baumaßnahmen. Auch das Stadtbahnnetz und Neubauten spielen mit hinein.
Um etwa ein Drittel reduziere sich erfahrungsgemäß der Verkehr während der Ferienwochen in der Stadt sagt Erhardt, Ringle nennt diese sechs Wochen daher "die günstigste Zeit". Dass diese Zeit für viele Verkehrsteilnehmer auch zur Geduldsprobe bis hin zum Ärgernis über Staus oder lange und komplizierte Umleitungen werden wird, darüber ist man sich durchaus im Klaren. Betroffen ist zum Beispiel die Südstraße, auf der täglich rund 30.000 Fahrzeuge fahren. Voraussichtlich bis 29. August stehen dort, statt bisher vier, nur zwei Fahrspuren wechselweise zur Verfügung. Die Karl-Wüst-Straße und die Ludwigsburger Straße sind ebenfalls stark befahren. Bei ihnen wird, wie auch bei der Leinbachstraße und der Schultheiß-Hammer-Straße die Fahrbahndecke saniert.
Der Ausbau der Radroute Nordwest, dann noch Leitungsarbeiten seitens der Heilbronner Versorgungs-GmbH (HNVG) und eine Gleiserneuerung in der Oststraße durch die Stadtwerke, das alles und mehr summiert sich auch im Haushalt: Allein die Stadt Heilbronn investiert mit den jetzt geplanten Maßnahmen mehr als 1,8 Millionen Euro in die Instandhaltung und Modernisierung des Straßennetzes.
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Am sichtbarsten wird das vermutlich in der Kaiserstraße werden, wenn dort vom 15. bis 19. August am Straßenbelag gearbeitet wird, der längst einem Flickenteppich gleicht. Die Arbeiten finden statt im Bereich zwischen Gerberstraße und Allee. Der hier 2018 entlang der Stadtbahngleise verbaute "Bus-Asphalt" muss erneuert werden. Die Busse und die Stadtbahn werden in dieser Zeit umgeleitet.
Wo immer man auf die acht größten Baustellen und weitere kleinere stoßen wird, informiert ein flexibles Leitsystem vor allem an den Ortszufahrten darüber, was zu erwarten und zu berücksichtigen ist, so wie jetzt schon am Europaplatz. Zumindest theoretisch soll kein Verkehrsteilnehmer "blind" in die Falle fahren. Das gilt auch für die Zu- und Ausfahrten von Heilbronn via Wüst-Straße und Austraße. Dort wird von jetzt an bis zum 3. September gearbeitet: Die HNVG setzt die Erneuerung der Gasleitungen fort, anschließend wird noch die Fahrbahndecke saniert. Dabei kommt es auch zu einer partiellen Vollsperrung, die ausgeschilderten Umleitungen führen über die Imlinstraße und Austraße beziehungsweise die Lichtenbergerstraße und Dieselstraße; in der Salzgrundstraße wird es eine Ersatzhaltestelle für Busse eingerichtet.
Für die Radroute Nordwest, die Böckingen, Frankenbach. Biberach und Kirchhausen mit dem Stadtzentrum verbindet, müssen auch Autofahrer leiden. An ihr wird vom 22. August bis 4. Oktober im Bereich Wilhelm-Leuschner-Straße und Kanalstraße gearbeitet. Eine Folge davon: Die Kanalstraße ist in dieser Zeit gesperrt. Im Bereich der Wilhelm-Leuschner-Straße gibt es in den Sommerferien jeweils von 8 bis 16 Uhr eine halbseitige Fahrbahnsperrung und zeitweise eine vollständige Fuß- und Radwegsperrung. Kraftfahrzeuge werden über die Landwehrstraße/Kastellstraße zur Wilhelm-Leuschner-Straße umgeleitet.
Neben der Südstraße ist auch die andere Achse für die Innenstadt betroffen: Die Stadtwerke nutzen die Sommerferien, um vom 12. bis 24. August die Stadtbahngleise im östlichen Straßenabschnitt der Oststraße zu erneuern. Das hat komplizierte Umleitungen und Fahrbahneinschränkungen im Bereich Moltkestraße, Gymnasiumstraße, Karlstraße, Wollhausstraße und Friedhofstraße zur Folge; sogar das Nadelöhr Goethestraße wird genutzt. Die Umleitungsempfehlung geht hier über die Allee, die Regelungen für den Stadtbahnverkehr wollen die Verkehrsbetriebe noch bekannt geben. Eines zeichnet sich jedenfalls ab: Bei der Summe der anstehenden Baumaßnahmen bleibt kein Verkehrsteilnehmer von ihnen verschont.