Eppingen

In einigen Straßen wirds nachts ziemlich finster

Alles Anlichtssache: Rat diskutiert erneut über Energieeinsparung, über Dunkelfelder und die Angst davor, und beschließt die Teilabschaltung der Straßenlaternen.

15.12.2022 UPDATE: 15.12.2022 06:00 Uhr 2 Minuten, 32 Sekunden
In einigen Teilen des Wohngebiets Hellberg werden die Straßenlaternen auch nach Mitternacht leuchten, in anderen nicht. Foto: Armin Guzy

Von Armin Guzy

Eppingen. Was genau in Sachen Straßenbeleuchtung gemacht wird, das hat der Gemeinderat nun im fünften Anlauf und nach zwei Feldversuchen festgelegt: Das Licht vieler Laternen in den Eppinger Straßen bleibt bis Mitternacht an, die Leuchtstärke wird allerdings in den Nachtstunden auf knapp die Hälfte gedimmt, und in einigen Straßenzügen wird es zwischen Mitternacht und 5 Uhr ziemlich finster. Unklar ist indes weiterhin, ab wann und für wie lange die nun beschlossene Energiesparmaßnahme greift. "Das Thema wird im Wandel bleiben", vermutete Bürgermeister Peter Thalmann, und ebenso: "Wir werden dazulernen."

Wie berichtet, hatten der Gemeinderat und sein Technikausschuss in den zurückliegenden Wochen über insgesamt vier Beleuchtungs- beziehungsweise Abschaltvarianten diskutiert. Um die Auswirkungen der Entscheidung vorab live beurteilen zu können, waren in der Kolpingstraße zunächst zwei von drei Laternen und später jede zweite Laterne abgeklemmt worden. Das Ergebnis war dennoch uneindeutig: Was manchen schon zu dunkel erscheint – gerade jetzt, im Winter – ist für andere Gemeinderäte subjektiv durchaus noch ausreichend. Daher gab es nun auch innerhalb der Fraktionen keinen einhelligen Favoriten unter den vier Varianten.

In der SPD-Fraktion ist man mehrheitlich der Ansicht, dass es ausreichen würde, wenn nur jede zweite Straßenlaterne brennt und diese außerdem zwischen 22 und 5 Uhr gedimmt wird. Das sei zwar "dunkel, aber nicht zu dunkel", sagte Fraktionssprecher Hartmut Kächele und beantragte, diese Variante umzusetzen. Viele Bürger hätten Angst, dass die Lampen ganz ausgeschaltet werden. Mit dieser Variante habe man hingegen die ganze Nacht über Licht in den Straßen, wenn auch in reduzierter Stärke, begründete er. Die Mehrheit im Gremium sieht dies jedoch anders: Der Antrag scheiterte mit zehn zu 16 Stimmen.

Mit den Stimmen von 17 Befürwortern konnte sich am Ende der Vorschlag der Verwaltung durchsetzen. Bei dieser Variante arbeiten die Straßenlaternen über die kompletten Nachtstunden hinweg nur mit halber Leuchtstärke, zusätzlich sollen einige Bereiche der Stadt, darunter viele Wohngebiete, von Mitternacht bis 5 Uhr komplett dunkel bleiben. Nicht abgeschaltet werden hingegen die Lampen an Zebrastreifen und andere Querungshilfen für Fußgänger sowie an Kreuzungen in Ortsdurchfahrten und Hauptverkehrsstraßen. Aus haftungsrechtlicher Sicht sei die Teilabschaltung in Wohngebieten unproblematisch, weil die Stadt nur während der üblichen Verkehrszeiten für Verkehrssicherheit sorgen muss, sagte Thalmann, "also nicht um 1 Uhr nachts".

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Gleichwohl hat die nun beschlossene Variante noch ein paar Haken: Zum einen können nur die 2323 modernen LED-Laternen gedimmt werden, nicht jedoch die ältern und energiehungrigeren Natriumdampflampen, von denen es noch 1638 Stück in der Gesamtstadt gibt. Zum anderen müssen 75 sogenannte Fortschaltstellen mit Zeitschaltuhren ausgestattet werden, damit in den betreffenden Gebieten nach Mitternacht automatisch das Licht erlischt. Das kostet nicht nur Zeit und Geld – nämlich inklusive der Banderolen, mit denen die abgeschalteten Laternen gekennzeichnet werden müssen, rund 85.000 Euro –, sondern ist derzeit teilweise noch unmöglich, weil es an Elektrikern und Zeitschaltuhren mangelt: Nur etwa 25 der erforderlichen 75 Zeitschaltuhren sind laut Thalmann bis Ende Januar überhaupt lieferbar und die müssen dann erst noch eingebaut werden. Er versprach aber: "Wir werden uns da reinknien."

Während sich Jörg Haueisen (FBW) und Thalmann nach den Feldversuchen kritisch zu den "Dunkelfeldern" äußerten, die entstehen, wenn jede zweite Laterne ausgeschaltet wird, warf Anna Mairhofer (Grüne) bereits einen Blick in die Zukunft: Da die Energiesparmaßnahme vorerst auf unbestimmte Zeit beibehalten werden soll und auch die Energiekosten für die Stadt deutlich verringert, sei es doch sinnvoll, künftig in neuen Wohnbaugebieten generell weniger Lampen aufzustellen, möglicherweise dann auch solche, die über eingebaute Fotovoltaikmodule betrieben werden. Thalmann bestätigte, dass die Stadt seit einiger Zeit mit solchen intelligenten und autarken Leuchten experimentiere und sagte, man habe bisher nur gute Erfahrungen damit gesammelt. Sie lassen sich stufenlos dimmen, brauchen keine Zuleitungen und können aus der Ferne gesteuert werden: "Die können wirklich alles", sagte Thalmann.

Erst nach der Abstimmung meldete sich Oberbürgermeister Klaus Holaschke zu Wort: "Dunkelheit stört die Bürger", sagte er und merkte an, dass eine einzige große Fotovoltaikanlage die Strommenge erzeugen würde, "die wir nun einsparen". Das sind etwa 280.000 Kilowattstunden – aber 225.000 davon erst dann, wenn die Zeitschaltuhren irgendwann geliefert und montiert sind.

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