Für Wahlsieger Bolg war's eine "kurze, aber gute Nacht"
In dem Wahlergebnis sieht der neue Rathauschef einen "großen Vertrauensvorschuss", der nun mit Taten gefüllt werden muss.

Von Falk-Stéphane Dezort
Sulzfeld. Sonntag, 8. Oktober 2023 – ein Datum, das Simon Bolg nie wieder vergessen dürfte. Bereits im ersten Wahlgang setzte sich der 36-Jährige bei der Bürgermeisterwahl in Sulzfeld durch und wird künftig für mindestens acht Jahre den Taktstock im Rathaus schwingen. Dabei hat das Ergebnis eine Signalwirkung: Mit 2595 Wählerinnen und Wählern nahmen 65,53 Prozent der Berechtigten von ihrem Wahlrecht Gebrauch, 1426 von ihnen (55,1 Prozent) gaben Bolg ihre Stimme.
Auch am Morgen nach der Wahl fühlt sich das Geschehene für den neuen Bürgermeister surreal an. "Ich registriere jetzt erst alles so langsam", sagt er im Gespräch mit der RNZ. Seine Nacht sei kurz, aber gut gewesen. Natürlich habe er den Wahlsieg mit seinem – wie er mit einem Lächeln sagt – Wahlteam, bestehend aus seiner Frau Jessica und den beiden Töchtern Leonia und Lena, sowie Familie und Freunden bei "Sulzfelder Wein und Eppinger Bier" gefeiert.
Zahlreiche Glückwunsch-Nachrichten über WhatsApp, Facebook und Instagram hätten ihn erreicht, auch hat er dutzende Anrufe bekommen. "Ich habe die ganzen Nachrichten noch gar nicht alle abarbeiten können", sagt er. "Ich bin im Moment nur damit beschäftigt, zu antworten."
Dass es für den 36-Jährigen bereits im ersten Wahlgang mit dem Sieg klappt, das habe er insgeheim gehofft, aber nicht damit gerechnet. Jedoch habe ihm die Kandidatenvorstellung in der Ravensburghalle ein gutes Gefühl für die Wahl gegeben. Damals konterte Bolg einem Zuhörer, der ihn beschuldigte, als Brettener Ordnungsamtsleiter vor Gericht gelogen zu haben, gekonnt und erntete dafür von einer großen Mehrheit der mehr als 900 Zuhörer Applaus.
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"Die Halle hat getobt. In diesem Moment habe ich gewusst, dass es in die Richtung geht." Dieser Eindruck habe sich dann auch bei seinen Hausbesuchen und bei einem weiteren Bürgermeister-Forum bestätigt. "Mit den Leuten direkt ins Gespräch zu kommen, war Gold wert", sagt Bolg. "Ich bin mir der Verantwortung bewusst und freue mich nun auf alles, was noch kommt."
In seinem deutlichen Wahlsieg sieht der Neu-Bürgermeister einen "großen Vertrauensvorschuss" für den er "sehr dankbar" ist. "Dass es so deutlich wird, habe ich nicht vermutet." Nun gelte es für ihn, diesen Vorschuss mit seinen Taten auch zu rechtfertigen. Sein Start in Sulzfeld dürfte jedoch kaum schwerer fallen.
Denn aufgrund einer Haushaltssperre des Landratsamts muss die 5100-Einwohner-Kommune bis Jahresende noch rund 250.000 Euro einsparen. "Das ist eine große Herausforderung. Es stehen uns schwere Zeiten bevor", sagt Bolg, der sogleich aber auch optimistisch nach vorne schaut. "Es liegen schon viele Krisen hinter uns. Ich habe eine fähige und gute Mannschaft hinter mir. Wenn wir alles gemeinsam anpacken, schaffen wir auch das."
Ebenso will der 36-Jährige auch diejenigen noch von sich überzeugen, die bei der Wahl ihr Kreuz an einer anderen Stelle gemacht haben. "Ich will ein Bürgermeister für alle sein und ihnen die Hand reichen." Auch sollen etwaige Gräben, die sich während des Wahlkampfes geöffnet haben, zugeschüttet werden.
Bis Bolg aber vereidigt wird und offiziell als Bürgermeister die Geschicke in Sulzfeld leitet, dürften noch einige Wochen vergehen. Denn nachdem am Montag der Gemeindewahlausschuss das Wahlergebnis festgestellt hat, kann nun von Seiten der Einwohner noch Einspruch gegen die Rechtmäßigkeit der Wahl gestellt werden. Anschließend geht die Wahl an das Landratsamt nach Karlsruhe. Bolg vermutet, dass frühestens Mitte November mit einem Wahlprüfungsbescheid der Behörde zu rechnen ist. Aber, da der 36-Jährige für Sulzfeld brenne und einen echten Neuanfang für die Ravensburggemeinde will, hofft er, dass er so schnell wie möglich mit seiner Arbeit beginnen kann.
In der Übergangszeit wird sich Bolg soweit wie möglich schon in das kommunalpolitische Geschehen einbringen. Dafür hat er schon Gespräche mit Bürgermeisterstellvertreter Ulrich Fischer aufgenommen. Denn noch im Oktober soll der Haushalt für 2024 eingebracht werden.
Zu den ersten Gratulanten am Sonntagabend gehörte neben Amtskollegen aus Zaisenhausen (Cathrin Wöhrle) und Kürnbach (Armin Ebhart) auch Vorgängerin Sarina Pfründer, die bekanntlich seit einigen Wochen Bürgermeisterin in Lauffen am Neckar ist.