In Eppingen, Gemmingen und Ittlingen kann an 365 Tagen geblitzt werden
Ein "Vollstrecker" für den Straßenrand: Der Gemeinderat stimmt für den Kauf eines Blitzgeräts, das in der gesamten Verwaltungsgemeinschaft eingesetzt werden soll.

Von Armin Guzy
Eppingen. Bald kann auf dem Gebiet der Verwaltungsgemeinschaft Eppingen, Gemmingen und Ittlingen an 365 Tagen im Jahr "geblitzt" werden: Der Gemeinderat hat am Dienstag mehrheitlich für den Kauf eines sogenannten Enforcement-Trailers gestimmt, also eines gepanzerten Radarmessgeräts, das als Anhänger leicht zu transportieren ist und an nahezu jedem beliebigen Ort aufgestellt werden kann und – einmal kalibriert – vollkommen autonom arbeitet. Der Vollstreckungs-Anhänger, das nämlich bedeutet die Übersetzung, soll den bisher vom Eppinger Ordnungsamt eingesetzten mobilen Blitzer ersetzen, der seit zwei Jahren ungenutzt geblieben ist, weil ihm die Physikalisch-Technische Bundesanstalt die Zulassung entzogen hat.
Seither sei die mobile Tempokontrolle "nur sehr eingeschränkt" möglich gewesen, was auch einen Widerhall in der Verkehrsstatistik habe. Heißt konkret: Seit der bisherige mobile Blitzer nicht mehr blitzt, wird wieder mehr geflitzt auf den Straßen im Verwaltungsraum – und das meist folgenlos. Überdies könne das Ordnungsamt ohne ein solches Gerät nicht angemessen auf Hinweise von Anwohnenden reagieren, die sich über Raser beschweren, argumentierte die Verwaltung in der Gemeinderatsvorlage für den Kauf des "Vollstreckers".
Unumstritten ist der Kauf nicht, was sich an den fünf Gegenstimmen ablesen lässt, wenngleich nicht (öffentlich) darüber diskutiert wurde. Auch die genauen Kosten sind noch unklar. Vonseiten der Verwaltung heißt es in der Vorlage dazu nur, dass im Haushaltsplan für das laufende Jahr 200.000 Euro dafür eingestellt sind. "Wir können derzeit keinen so richtigen Unfallschwerpunkt ausmachen", räumte Oberbürgermeister Klaus Holaschke ein. Aber vor allem nachts werde gefühlt auf vielen Straßen zu schnell gefahren.
Die Stadt hat bekanntlich in der Ortsdurchfahrt in Richen zwei stationäre Messsäulen installiert und eine weitere an der Bundesstraße B293 bei Rohrbach. Mit mobilen Messungen wurde in den zurückliegenden beiden Jahren bei Bedarf eine externe Fachfirma beauftragt. Außerdem kontrolliert auch die Polizei ab und an das Fahrtempo mittels eines ihrer Laser-gesteuerten Messgeräte. Insgesamt ist das nach Auffassung der Verwaltung aber zu wenig, um dem zu schnellen Fahren, eine der Hauptunfallursachen, wirksam Einhalt bieten zu können.
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Mit dem Einsatz des Vollstreckungs-Anhängers soll sich das ändern: Wird ein zweiter Akku-Satz gleich mitbestellt, kann er theoretisch rund um die Uhr eingesetzt werden; lediglich während des Transports an einen neuen Ort und den dortigen Aufbau ruht die Anlage. Und nur in diesen beiden Phasen ist auch Personal nötig; die restliche Zeit im Jahr blitzt das Gerät unermüdlich, wenn man ihm einen Grund gibt – und die Mitarbeitenden des Ordnungsamtes können sich derweil um andere Angelegenheiten kümmern. Der rundum gepanzerte Anhänger kann nach dem Transport auf den Boden abgesenkt werden und ist dann kaum noch von der Stelle zu bewegen.
Außerdem ist eine Alarmanlage eingebaut, denn die Anhänger werden erfahrungsgemäß gerne beschädigt, besprüht oder beklebt, um sie lahmzulegen, was jedoch meist vergeblich ist. Ein weiterer Vorteil des von der Verwaltung favorisierten Modells des Herstellers Vitronic: Es ist mit den stationären Anlagen der Stadt kompatibel, das heißt: die fünf Elektronik-Einschübe, die die Stadt besitzt, können in allen Geräten miteinander getauscht werden. Die Verwaltung rechne mit einem "präventiven Effekt hinsichtlich des Verhaltens der Verkehrsteilnehmer", heißt es in der Ratsvorlage.