Die Mühltalhalle ist nun eine Fieberambulanz
Corona-Verdachtsfälle werden ab sofort zentralisiert untersucht - Erste Einrichtung dieser Art im Landkreis

Von Falk-Stéphane Dezort
Bad Rappenau. In Baden-Württemberg haben sich mehr als 19.300 Menschen mit dem Corona-Virus infiziert, in Deutschland waren es mehr als 95.000 (Stand Montag, 8 Uhr). Und der Höhepunkt ist noch nicht erreicht. Stündlich kommen weitere Erkrankte hinzu. Um die steigende Zahl der Infizierten auch bewältigen zu können, hat die Kassenärztliche Vereinigung in Zusammenarbeit mit der Kurstadt und dem Landratsamt Heilbronn in der Mühltalhalle eine Fieberambulanz eingerichtet. Es ist die erste im Landkreis. Eine weitere soll demnächst in Neckarsulm hinzukommen, die Planungen dazu laufen auf Hochtouren. Wann sie allerdings eröffnet wird, ist noch unklar. Bereits in der Vorwoche hat Dr. Manfred Klimm in der Gemminger Kraichgauhalle eine Schwerpunktpraxis installiert. Zuvor hatte er übergangsweise Verdachtsfälle sogar in seiner Privatwohnung untersucht.
Seit gestern werden in der kurstädtischen Fieberambulanz von der in Bad Wimpfen niedergelassenen Ärztin Dr. Christiane Krestel Corona-Verdachtsfälle behandelt. Weitere Ärzte hätten sich bereits gemeldet, sagt Oberbürgermeister Sebastian Frei. Allerdings, und das betont der Rathauschef eindringlich, ist das Prozedere ähnlich wie bei allen Abstrichstellen in der Region.
Die erste Anlaufstelle für einen Patienten ist nach wie vor der Hausarzt – am besten per Telefon. Mit ihm wird das weitere Vorgehen besprochen. Er ist es auch, der mit der neuen Fieberambulanz, die Montag bis Freitag zwischen 13.30 und 17.30 Uhr geöffnet ist, einen Termin vereinbart. "Es ist kein frei zugängliches Etablissement. Sonst haben wir ein echtes Problem", sagt Frei im Gespräch mit der RNZ. Wenn Patienten unangemeldet kämen, könnte das vor Ort für vermeidbare Mehrarbeit sorgen und die Belastungsgrenze schnell erreicht werden.
In der Mühltalhalle sind nun sechs Behandlungsbereiche, abgetrennt mit Bauzäunen und weißen Planen, sowie ein Wartebereich mit ausreichend Abstand zwischen den Patienten untergebracht. Die möglicherweise erkrankten Personen werden vor Ort von der Ärztin untersucht, bei Bedarf wird ein Abstrich genommen, und je nach Symptomen und Krankheitsbild entschieden, ob der Patient in häusliche Quarantäne oder gar ins Krankenhaus geschickt wird.
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Frei betont, dass man bei einer größeren Infektionswelle schnell reagieren und die Kapazität in der Fieberambulanz erhöhen könne. "Sie ist ohne Probleme erweiterbar – zumindest sachlich." Damit meint das Stadtoberhaupt, dass genügend Platz und Materialien vorhanden sind. Man müsse in einem solchen Fall dafür sorgen, dass auch entsprechend mehr Ärzte zur Verfügung stehen.
Dass die Ambulanz nun in Bad Rappenau und zudem in der Nähe des Pflegeheims, in dem vor Anfang März die ersten Corona-Fälle der Kurstadt bestätigt wurden, errichtet wurde, sei reiner Zufall. "Da gibt es keinen Zusammenhang", betont Frei. Die Halle biete sich ideal an. Sie sei groß, über Abtrennungen drittelbar und verfüge über mehrere Eingänge, sodass es zu "keinem Begegnungsverkehr kommt". Denn Patienten betreten über den Haupteingang die Ambulanz und verlassen diese durch den Hinterausgang. Zusätzlich gebe es gesonderte Zugänge für Anlieferungen und Mitarbeiter, für die auch ausreichend Umkleiden und Duschen vorhanden seien. Ausreichend Parkplätze sind ebenfalls vorhanden.
Frei hofft aber, dass die Arbeit der Freiwilligen Feuerwehr, die zusammen mit der Stadt die Mühltalhalle beispielsweise in puncto Netzwerk, Fax und Plexiglas-Abtrennungen im Anmeldebereich eingerichtet hat, bald wieder abgebaut werden kann. Dies würde nämlich bedeuten, dass es in der Region deutlich weniger bis gar keine Corona-infizierte Menschen mehr geben würde. "Wir schauen jetzt erst einmal, wie die Ambulanz anläuft. Es ist unser aller Hoffnung, dass sie nicht gebraucht wird. Dennoch wissen wir die Arbeit der Freiwilligen Feuerwehr zu schätzen."
Im Land sind bisher 110 Ambulanzen eingerichtet worden. 90 davon in Schwerpunktpraxen, die restlichen 20 in Hallen wie in Bad Rappenau. Die Einrichtung in der Kurstadt bleibt "bis auf weiteres" bestehen. Eine sogenannte Exit-Strategie, also einen Plan, wie es nach der Krise weitergeht, hat sich Frei noch nicht zurechtgelegt. Er sieht sich dazu aber auch nicht in der Pflicht. "Es kommt auf eine einheitliche Linie an. Das muss vom Bund, mindestens aber vom Land kommen. Bis dahin setzen wir die geltenden Maßnahmen um."




