So hilft der Autohof in Bad Rappenau Lkw-Fahrern
"Sie sind schon überall gestraft" - "VIP-Raum" für Fernfahrer als Erholungsoase - kostenlose Toiletten und Duschen

Von Falk-Stéphane Dezort
Bad Rappenau. In Vor-Corona-Zeiten als Blechlawine, Stau-Verursacher auf Autobahnen und als Unfallauslöser gescholten, ist der Job als Lkw-Fahrer in der aktuellen Situation wichtiger denn je. Viele Frauen und Männer halten mit ihrem täglichen Einsatz die Lieferkette aufrecht und sorgen dafür, dass am nächsten Morgen ausreichend Lebensmittel in den Supermärkten liegen oder Materialien bei den Gewerbetreibenden ankommen.
Um den Berufskraftfahrern den ohnehin schon schwierigen Alltag zu verschönern, haben sich Mitglieder der "Veda" – dem Branchenverband der Autohöfe – ein kleines Schmankerl überlegt: So sind die Toilettenanlagen inklusive Duschen für Lkw-Fahrer ab sofort kostenlos. Das gilt auch auf den 24-Stunden-Autohöfen in Bad Rappenau-Bonfeld und Fürfeld. "Sie sind schon überall gestraft. Wir wollen ihnen mit dieser Aktion den Frust nehmen. Es ist ein Bonbon", sagt Kay Nekolny, Pächter der Rastanlagen in der Kurstadt, im Gespräch mit der RNZ.
Darüber hinaus bieten die Autohöfe bis spät in die Nacht heißes Essen an – allerdings nur zum Mitnehmen. Außer in Bad Rappenau: hier bewegt man sich in einer Grauzone. Selbstverständlich lasse man das Restaurant geschlossen. Jedoch habe man hier in Absprache mit der Stadtverwaltung eine Art "Trucker-Lounge" eingerichtet. Sozusagen ein nicht öffentlicher VIP-Raum für die Lkw-Fahrer.
An fünf Tischen können mit ausreichend Abstand maximal fünf Personen gleichzeitig ihr im Restaurant gekauftes Essen verspeisen. Sobald sie fertig sind, müssen sie den Raum wieder verlassen. "Es ist eine absolute Ausnahmeregelung", betont Nekolny. Man wolle den Fahrern einen Tapetenwechsel und einen Moment der Ruhe ermöglichen. "Sie sind täglich elf bis zwölf Stunden unterwegs – nun auch am Sonntag. Sie brauchen auch mal Ruhe und einen anderen Raum."
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Die Trucker sind für den Autohof auch überlebenswichtig. Ohne Pendler habe man bereits rund 80 Prozent Umsatzeinbußen hinnehmen müssen, sagt Nekolny. Ein Drittel der Belegschaft befinde sich bereits in Kurzarbeit. Andere bauten freie Tage ab oder haben Urlaub. Nur rund die Hälfte der Angestellten sind momentan ganz normal weiterbeschäftigt. "Die Lkw-Fahrer bleiben uns treu und halten uns über Wasser. Wir schauen, dass wir irgendwie mit zwei blauen Augen durch die Krise kommen."
Für Mehraufwand sorgen die kostenlosen Toiletten und Duschen jedenfalls nicht. Ganz im Gegenteil: Die Reinigungskräfte hätten momentan sogar mehr Zeit, um noch genauer hinzuschauen. "Wir sind auf der Hut. Wir haben ausreichend Toilettenpapier und Desinfektionsmittel. Wir nehmen das Thema sehr ernst."
Einen Security-Dienst, der die Lkw, die mit wertvollem Toilettenpapier bestückt sind, bewacht, hat Nekolny bisher nicht einstellen müssen. "Unsere 250 Parkplätze sind kameraüberwacht. Die Lkw können hier sicher stehen, sodass man sich keine Sorgen machen muss."
Es scheint so, als hätte sich bei dem ein oder anderen das Bewusstsein in puncto Lkw-Fahrer geändert. Diese Beobachtung hat auch der 53-Jährige Frank Zeller gemacht. Seit mehr als 25 Jahren ist der gebürtige Augsburger als Berufskraftfahrer auf den Straßen Europas unterwegs.
"Der Job ist knallhart und anstrengend", sagt er. "Momentan noch ein bisschen mehr. Aber es macht Spaß, man sieht viel. Und in Zeiten von Corona hat man das Gefühl, man würde einen Teil zum Kampf gegen das Virus beitragen." Der Druck sei gestiegen, dennoch habe er Verständnis, wenn der Ton mal rauer sei. Aber er hoffe, dass die Krise bald ein Ende habe. "Ich hab lieber volle Autobahnen und Stau als eine eingeschränkte Freiheit."



