Gemeinderat bringt Änderungsentwurf für Bebauungsplan auf dem Weg
Bürgerinitiative im Kurgebiet ist mit Vorschlag zufrieden - "Hoffen, dass das Gebiet uninteressant wird"

Von Falk-Stéphane Dezort
Bad Rappenau. Um der ihrer Meinung nach "umweltzerstörenden, planlosen und großräumigen Überbauung" im Kurgebiet einen Riegel vorzuschieben, hatte sich im vergangenen Sommer die Bürgerinitiative "Rettet das Kurgebiet" gegründet. In Folge einer vom Internisten Dr. Michael Thomas initiierten Flugblatt-Aktion, bei der sich mit 239 Personen zwei Drittel der Kurgebiets-Bewohner gegen die Beibehaltung der städtischen Baupolitik aussprachen, hatte sich die Initiative mit ihrem Anliegen an das Rathaus gewendet: mit Erfolg.
In der jüngsten Sitzung des Gemeinderats stellte die Verwaltung dem Gremium mögliche Änderungen im Bebauungsplan für künftige Bauprojekte vor. Zu den möglichen Neuerungen gehört unter anderem die Umwidmung des bis dato als "besonderes Wohngebiet" eingestuften Areals in ein "allgemeines Wohngebiet". "Die ist erforderlich und konsequent, um für das entstandene allgemeine Wohngebiet die Wohnqualität zu sichern und zu gewährleisten", sagte Hochbauamtsmitarbeiterin Birgit Stadler.
Darüber hinaus soll künftig neben der maximalen Firsthöhe (Gebäudehöhe inklusive Dach) auch die maximale Traufhöhe (Gebäudehöhe ohne Dach) festgesetzt werden. Zusätzlich sollen Bauherren dazu verpflichtet werden, auf ihren Dächern Fotovoltaikanlagen zu installieren. Ebenso soll auch die Anzahl der Wohnungen begrenzt werden. Zudem sollen Doppelparker – beispielsweise mehrstöckiges Parken per Hebeanlage – außerhalb des Baufensters ausgeschlossen werden. Zudem müssen bei Wohnungen. die größer als 50 Quadratmeter sind, künftig zwei Auto-Stellplätze angelegt werden. Lose Material- und Steinschüttungen, sprich Steingärten, werden ebenfalls verboten.
"Wir haben versucht, alle möglichen Maßnahmen einzubinden, aber den Eigentümern nicht die Hände zu binden", sagte Stadler. Dies sei ein schmaler Grat gewesen. Aber mit den Änderungen könne man dem Wunsch entsprechen "alles zu bebauen zu verhindern". Nun müsse man sehen, wie die Eigentümer und Behörden den Entwurf einschätzen und ob sie in mittragen. Oberbürgermeister Sebastian Frei sprach in der Sitzung von einem guten Kompromiss. "Entwicklung ja, aber nicht in der Intensität wir bisher." Auch die Gemeinderäte schienen dieser Meinung zu sein, Fragen und Stellungnahmen zur Thematik blieben aus. Bei einer Gegenstimme sprach sich das Gremium für den Änderungsentwurf aus und brachte die frühzeitige Beteiligung der Öffentlichkeit und Behörden auf den Weg.
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Auch bei Thomas und seinem Mitstreiter Kay Jörgens herrschte nach der Sitzung gute Laune. "Die Änderungen sind umfassend. Und man hat auf unser Anliegen reagiert und uns ernst genommen", sagte Thomas. "Mit dem, was vorgetragen wurde, wird dem Bau ein Riegel vorgeschoben", ergänzte Jörgens. "Der Vorschlag entsprich dem, was wir erreichen wollten. Jetzt wäre es schön, wenn man das so auch abschließt."
Nichtsdestotrotz hoffen die beiden, dass die Stadt "nicht wieder weich wird" und künftig Ausnahmen erteilt. Denn überwiegend externe Firmen würden im Kurgebiet mit ihren Vorhaben maximale Gewinne anvisieren. "Wir hoffen, dass das Gebiet für Investoren uninteressant wird."



