Ein Stück Zeitgeschichte verschwindet in Treschklingen
In Treschklingen wird in diesen Tagen das ehemalige Gasthaus "Krone" abgerissen.

Bad Rappenau-Treschklingen. (fsd) Es hatte sich in den vergangenen Monaten bereits angedeutet, jetzt wird es Realität. Am Montag rollte der Bagger an und macht seither das ehemalige Gasthaus "Krone" fast schon rücksichtslos dem Erdboden gleich. Damit verliert Treschklingen an der Ecke "Am Kriechenberg"/Dorfstraße ein Stück Zeitgeschichte und sein wohl ältestes Gebäude.
Noch ist das Grundstück in privatem Besitz. Jedoch soll die Fläche wie berichtet höchstwahrscheinlich an die Stadt, die bereits ein angrenzendes Areal besitzt, verkauft werden. Entsprechende Gespräche bestätigten die bisherigen Besitzer, die namentlich nicht genannt werden möchten, bei einem Besuch am Abrisshaus. Unterschrieben sei allerdings noch nichts. Die Verwaltung möchte an der Stelle das "Potenzial zur innerörtlichen Nachverdichtung" nutzen, war am Dienstag auf Nachfrage bei Hochbauamtsleiter Alexander Speer zu erfahren. Konkreter wollte er allerdings nicht werden. Das letzte Wort habe ohnehin der Gemeinderat.
Als die jetzigen Besitzer das Anwesen über eine Zwangsversteigerung in den 2000er-Jahren am Amtsgericht Heilbronn erworben hatten, hatten sie große Pläne. So sollte in der "Krone" wieder eine Pension etabliert werden. Allerdings seien die Hürden für die Sanierung des denkmalgeschützten Gebäudes zu hoch gewesen. Da man zusätzlich noch ein Haus in Zwingenberg besitzt, sei das Vorhaben letztendlich auch finanziell nicht zu stemmen gewesen.
So vegetierte das Gebäude in den vergangenen Jahren immer weiter vor sich hin und glich mit Putz, der von der Fassade bröckelte, oder Unrat, das auf dem Gelände lagerte, vielmehr einer Müllhalde. "Es wurde zuletzt auch immer gefährlicher. Das Dach hat sich immer mehr gesetzt", sagen die Besitzer. "Oben wäre ich nicht mehr reingegangen." Daher sei ein Abriss die letzte Option gewesen.
Diesen verfolgen sie mit Spannung, sind aber von den Arbeitern verärgert. Denn noch gut erhaltene Dachbalken sollten aufbewahrt und in Möbeln eine neue Verwendung finden, aber "sie reißen sie einfach ab. Die schönsten sind schon platt." Sichern konnten sie sich immerhin die alten Fenster und Rollläden. "Wir verarbeiten gerne Altmaterialien und mögen alte Dinge, wenn sie noch schön sind", sagt das Besitzerpaar.
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"Es ist sehr schade, dass es jetzt abgerissen wird", findet Wolfgang Weber. Er wohnt seit 40 Jahren in direkter Nachbarschaft zur "Krone" und verbindet mit dem Gasthaus zahlreiche Erinnerungen. Noch im zurückliegenden Oktober hatte sich der Senior für einen Erhalt und eine Restaurierung des historischen Gebäudes stark gemacht. Doch von dieser Meinung ist Weber inzwischen abgerückt. "Ich war kürzlich noch im Gebäude. Einige Balken sind schon heruntergekommen. Der Aufwand wäre letztendlich doch zu groß gewesen."
Daher sei es auch für ihn mittlerweile die bessere Lösung die "Krone" abzureißen und etwas Neues, dass den Ort an dieser Stelle aufwertet, zu errichten. Der Senior könnte sich gut ein Reihen- oder Zweifamilienhaus inklusive einer Dorfwirtschaft vorstellen. "Das würde jedem etwas bringen", ist er sich sicher. Entscheiden wird er darüber aber nicht. Vor dem Abriss aber konnte sein Sohn zusammen mit einem Freund ein letztes Bier im alten Gemäuer genießen.



