Die ehemalige "Krone" soll abgerissen werden
Treschklingens wohl ältestes Gebäude - "Ein Stück Zeitgeschichte, das verloren geht" - Zukunft des Geländes noch offen

Von Falk-Stéphane Dezort
Bad Rappenau-Treschklingen. Der Putz bröckelt von den Wänden, der Garten ist zugewuchert, und auf dem Gelände lagert massenweise Unrat: Verwitterte Dachziegel, eine alte Markise, Übergangs-Auto-Kennzeichen aus dem Jahr 2010, Holzlatten und Bauschutt – um nur ein paar Beispiele zu nennen. Für viele ist das ehemalige Gasthaus "Krone" an der Ecke "Am Kriechenberg"/Dorfstraße in Treschklingen ein Schandfleck, für andere wiederum ist es ein wertvolles Stück Zeitgeschichte, das erhalten werden soll.
Hintergrund
Aus den Aufzeichnungen von Mary Niklaus aus Treschklingen:
Um 1630 kam Michael Kepler mit zwei Kindern, Hans und Georg, und seiner Schwester Apollonia nach Treschklingen. Michael zog nach dem Tod seiner zweiten Frau Anna Maria nach Kirchardt und
Aus den Aufzeichnungen von Mary Niklaus aus Treschklingen:
Um 1630 kam Michael Kepler mit zwei Kindern, Hans und Georg, und seiner Schwester Apollonia nach Treschklingen. Michael zog nach dem Tod seiner zweiten Frau Anna Maria nach Kirchardt und heiratete dort erneut. Die Söhne blieben in Treschklingen und übernahmen das väterliche Haus. Hans hatte um 1651 Anna Maria Mohr aus Duttenberg geheiratet. Sie nahmen 1656 einen Kredit von 27 Goldgulden auf und mussten den doppelten Gegenwert als Pfand einsetzen: "Ein Drittel ihres Hauses und Gütern (Äcker) zwischen Bach und Wald." Der erste Hinweis auf das Haus, das einmal das Gasthaus "Krone" werden sollte.
Bei einer Aufstellung von 1687 wurden für Jesaias Keppele, Hans’ Sohn, ein einstöckiges Haus ohne Scheuer verzeichnet. Für Christoph, Sohn von Georg, ein einstöckiges Haus mit Scheuer. Jesaias hatte das Haus vermutlich an Georg verkauft. 1687 war der Schwiegersohn Esaias Schmidt Hausbesitzer. Nach seinem Tod 1692 wurde das Haus von den beiden Neffen Georg und Leonhard Keppele übernommen. Georg war mit Katharina Künzel aus Rappenau verheiratet. Nach seinem Tod heiratete die Witwe Johann Christoph Oberreicher. Er besaß fortan Georg Keppeles Haushälfte. 1743 verkauften Keppeles Kinder und Obereicher das Gebäude an die Kirchengemeinde Treschklingen.
Christoph Obereichers Nachkommen hatten das ehemalige einstöckige Haus vergrößert und Stall und Scheune angebaut. Ein Enkel Christophs, Leonhard Obereicher, wurde Bäcker und erhielt 1841 die Konzession für eine Gastwirtschaft, der er "Zur Krone" nannte. Anschließend kaufte Leonhard ein Nachbarhaus und verlegte die "Krone" in seinen Neuerwerb. Der erste Kronenwirt starb 1861. Die "Krone" überstand den Ersten Weltkrieg und die Zeit danach. Bis heute. (fsd)
"Es ist traurig, dass die Krone abgerissen werden soll", sagt Wolfgang Weber, der im direkten Umfeld des Gebäudes lebt. "Wenn ich 20 Jahre jünger wäre, würde ich es mir zutrauen, das Gebäude wieder aufzupäppeln. Man kann daraus schon etwas Schönes machen. Man muss dafür aber ein Idealist sein wie ich", sagt der Senior.
Stattdessen seien bereits Bauunternehmer mit fertigen Plänen vor Ort gewesen. Weber befürchtet, dass irgendeine Firma das Gelände günstig kaufe und mit neuen Wohnungen das große Geschäft macht. Wenn das älteste Gebäude des Orts – die "Krone" wurde Ende des 16. Jahrhunderts gebaut – schon abgerissen werden muss, sollten junge Familien die Chance bekommen, sich in Treschklingen zu verwirklichen. Weber, der selbst seit 40 Jahren hier wohnt, kann sich gut ein Reihen- oder Zweifamilienhaus inklusive einer Dorfwirtschaft vorstellen. "Das würde jedem etwas bringen", ist er sich sicher.

Bis Mitte der 2000er-Jahre war das denkmalgeschützte Gebäude belebt. 2009 wurde das drei Ar und neun Quadratmeter große Gelände am Amtsgericht Heilbronn zwangsversteigert. Die damalige Annonce im Wortlaut: "Fachwerkbau mit Scheune und Schuppen, Gastraum, Küche, Abstellraum und WC-Anlage im Erdgeschoss, Obergeschoss teilweise bewohnt, weitere Raumaufteilung nicht bekannt, da unbesichtigt. Hauptgebäude totalsanierungsbedürftig. Nebengebäude abbruchreif." Der neue Besitzer habe in der "Krone" wieder eine Pension einrichten wollen, erinnert sich Weber. "Aber es ist nichts passiert. Wenn die Leute das sehen, denken sie, dass es ein Schandfleck ist."
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Der Senior findet es schade, dass der "Krone" keine Zukunft mehr beigemessen wird. Denn sowohl das Alte Rathaus als auch der "Hirsch", die 50 Meter von der Krone entfernt liegen, seien in einem ähnlich miserablen Zustand gewesen und dennoch saniert worden. "Es ist ein Stück Zeitgeschichte, das verloren geht. Hier hat sich jeder Treschklinger schon mal einen Rausch geholt", sagt Weber.

"Man weiß ja nicht, was die Stadt vorhat. Das gehört bekannt gemacht", betont er bei einem Vor-Ort-Termin. Antworten gab es sogleich bei der jüngsten Gemeinderatssitzung im Kurhaus. "Es ist ein kommunalpolitischer Wunsch, dass das Gebäude abgerissen wird", sagte Oberbürgermeister Sebastian Frei auf eine Anfrage aus der Bürgerschaft. Der Besitzer habe beim Denkmalamt einen Abrissantrag gestellt, dem inzwischen auch stattgegeben wurde. Man wolle das Grundstück kaufen und werde dies auch tun. Offen sei jedoch, was aus dem Gelände werde. Denn die Stadt ist bereits im Besitz einer angrenzenden Grünfläche. Die Entscheidung über die zukünftige Nutzung werde aber der Gemeinderat treffen, betonte Frei. "Wichtig ist, dass der Bereich aufgewertet wird. Und das passiert schon mit dem Abtragen des Gebäudes."



