Gutscheinaktion "Rappenauer 12er" ist für viele ein Erfolg
Einige Unternehmen konnten mit der Stadt bereits abrechnen - Aber es gibt auch kritische Stimmen

Von Falk-Stéphane Dezort
Bad Rappenau. Seit rund sieben Wochen gibt es in der Kurstadt Gutscheine im Rahmen der Aktion "Rappenauer 12er" zu kaufen. Damit will die Stadt den in der Corona-Pandemie gebeutelten Betrieben unter die Arme greifen. Für zehn Euro erhalten Kunden in den teilnehmenden Geschäften Gutscheine im Wert von zwölf Euro. Der Bonus von zwei Euro – immerhin 20 Prozent – wird von der Stadt finanziert. Während einige der 36 Betriebe bereits alle ihre zugeteilten Gutscheine (500; 200 Stück bei Nachrückern) verkaufen und ihren Bonus bei der Stadt abrufen konnten, läuft es bei anderen eher schleppend. Wir haben uns bei den Gewerbetreibenden umgehört – dabei wurden auch kritische Stimmen laut.
"Bei uns wurde die Aktion super angenommen", freut sich Alexander Freppan vom gleichnamigen Sportgeschäft in der Innenstadt. "Wir haben am vergangenen Donnerstag unseren letzten Gutschein verkauft." Viele seiner Kunden hätten sich mit dem Bonus auch selbst beschenkt, sagt Freppan. So hätte beispielsweise jemand Wanderstiefel für 100 Euro kaufen wollen, sich aber zuvor mit Gutscheinen in dieser Höhe eingedeckt. "Und ein Verein hat 100 Gutscheine auf ein Mal bestellt, um seinen Mitgliedern etwas gutes zu tun." Viele der Bonuskarten seien inzwischen auch eingelöst worden, mit der Stadt abgerechnet hat Freppan aber noch nicht. Das soll in den kommenden Wochen folgen.
Diesen Schritt weiter ist Thomas Decker vom Fürfelder "Gasthof zur Traube". Bei ihm seien die Gutscheine weggegangen wie die sprichwörtlich warmen Semmeln. Einige seiner Stammgäste hätten gleich zehn bis 15 Gutscheine gekauft – ein Drittel sei bisher auch schon wieder eingelöst worden. Einige Kunden hätte er aber bereits auf eine mögliche zweite Runde vertrösten müssen. Dass er an der Aktion teilnimmt, war für Decker sofort klar. "Man hat damit ja nichts zu verlieren."
"Die Nachfrage ist da", sagt auch Sibylle Schmidt vom Friseursalon "Hairfashion Sibylle". "Die erste Woche war sehr gut. Dann hat es sich etwas beruhigt. Circa die Hälfte ist noch da." Sie ist froh, dass die Stadt ein solches Angebot gemacht hat und dadurch die Kunden auch in Bad Rappenau bleiben. Dennoch sei die Aktion noch ausbaufähig. Beispielsweise würde sie sich freuen, wenn man die Gutscheine bei allen Teilnehmern einlösen könnte und nicht nur bei dem, bei dem er auch gekauft wurde. Schmidt sei sich aber bewusst, dass dies mit einem enorm höheren Aufwand verbunden wäre.
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Auch mit dabei ist Susanne Häffner von der Brauerei, Hotel und Gasthof Häffner Bräu. "Es läuft nicht schlecht. Aber gut die Hälfte der Gutscheine haben wir noch." Dass sie den städtischen Bonus erst am Jahresende oder dann in Anspruch nehmen darf, wenn sie alle Gutscheine verkauft hat, und zunächst zwei Euro pro eingelösten Schein drauf legt, stört sie nicht. "Das fällt nicht so auf und belastet uns nicht."
Dies sieht eine Selbstständige aus dem Gewerbe der personennahen Dienstleistungen anders. "Es läuft sehr schleppend. In der Branche kommt das nicht so an", sagt sie und möchte anonym bleiben. "Ich muss in Vorleistung gehen. Am Jahresende nützt mir das nichts." Für sie sei das alles eine "Milchmädchenrechnung". Daher wolle sie die Gutscheine auch zurückgeben. "Es ist gut gemeint, aber nicht durchdacht." Schmidt hingegen findet die Handhabe in Ordnung. Da nicht jeder Kunde seinen Gutschein sofort einlöse, tue es "nicht ganz so weh. Wir können nicht erwarten, dass sie die Gutscheine erst einlösen, wenn wir alle verkauft haben."
Deutlich besser läuft es hingegen bei Dagmar Nitschke vom Kosmetikstudio "Hautnah Schönheitspflege". Innerhalb von drei Wochen hatte sie alle ihre 500 Gutschein verkauft. "Da habe ich selbst nicht mit gerechnet", sagt die Unternehmerin, die an der Aktion zunächst gar nicht teilnehmen wollte. Nachdem die Verkaufsphase am 22. April gestartet wurde, habe sie ordentlich die Werbetrommel gerührt und sei aktiv auf ihre Kunden zugegangen.
Lob gab es dafür auch vom städtischen Wirtschaftsförderer Rainer Hassert. "Selbst kleine Unternehmen, die anfänglich eine leicht skeptische Haltung eingenommen hatten, wurden zu Unternehmern, die etwas unternommen haben und dabei kreativ wurden." Für ihn ist die Aktion ein "großer Erfolg, da einerseits das Bad Rappenauer ,Wir-Gefühl‘ gestärkt wurde und Unternehmer sowie die Bevölkerung Kunden gleichermaßen von der Aktion profitieren konnten". Und dass das Interesse seitens der Unternehmer schon kurz nach dem Beginn der Aktion zugenommen hat, zeigte eine Nachrückerphase, die die Stadt nach zahlreichen Anfragen eröffnet hatte. Sieben weitere Betriebe hatten die Möglichkeit genutzt und je 200 Gutscheine bekommen.
Info: Alle Infos zur Aktion und zu den Teilnehmern unter www.rappenauer12er.de



