Unterschriften gegen geplantes Neubaugebiet
Im Ort regt sich Widerstand - Vorwurf: keine ergebnisoffene Prüfung und Haushaltssanierung - Bürgermeister widerspricht

Von Anjoulih Pawelka
Angelbachtal. Das geplante Neubaugebiet stößt nicht bei allen Einwohnern der Gemeinde auf Begeisterung. Immer wieder gibt es kritische Stimmen, die das Projekt nicht gutheißen. Was bisher eher im Verborgenen stattfand, wird nun in Form einer Unterschriftenliste sichtbar. Mittlerweile haben von den rund 5000 Einwohnern Angelbachtals um die 70 Bürger unterschrieben, die das Projekt verhindern wollen.
Initiiert hat die Aktion Gemeinderat Christoph Haag von der Grün-Alternativen-Liste schon bevor er als Nachrücker in das Gremium eingezogen ist. Im Gespräch mit Einwohnern habe er gemerkt, dass diese das Projekt, und vor allem die Art und Weise wie die Bevölkerung mit einbezogen wurde, "nicht gut" finden. Haag, von Beruf Gartenbauer, prangert dabei auch die Bürgerversammlung an, die im Januar stattgefunden hat. Seiner Meinung nach sei das mehr eine Infoveranstaltung gewesen, auf der die Bürger keinerlei Mitspracherecht bezüglich des Projekts hatten. Er hätte sich mehr Einbeziehung gewünscht. Die Maßnahme selbst sei zu dieser Zeit bereits beschlossen gewesen.
Dem widerspricht Bürgermeister Frank Werner. Das Verfahren an sich würde erst noch kommen. Dabei könnten die Bürger dann auch eine Stellungnahme bezüglich ihrer Bedenken abgeben. Diese werden dann im Gremium abgewogen und es wird darüber abgestimmt. Werner sagt auch, dass die Anregungen, die in der Bürgerversammlung angesprochen wurden, in das Verfahren mit aufgenommen werden.
Mit seiner Unterschriften-Aktion möchte Haag denen einen Stimme geben, die sonst nicht gehört werden. Ihm und seinen Mitstreitern geht es vor allem darum, zu verhindern, dass die Landschaft und die Gemeinde immer mehr zersiedelt werden. Man wolle die "Idylle erhalten". Sonst könne man ja gleich beispielsweise nach Schwetzingen ziehen. Gegen Neubauten habe er an sich nichts: "Nur halt nicht hier", sagt er und lacht dabei. Haag spricht von einem Donut-Dorf, in dem es am Rand Neubaugebiete gäbe und die Ortsmitte selbst ausstirbt. Doch gerade da gäbe es ja genügend Leerstand. Daher gelte es, die Besitzer zu überzeugen, ihr Eigentum zu verkaufen.
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Dabei sieht er vor allem Bürgermeister Frank Werner in der Pflicht. Haag glaubt, dass die Gründe, die die Verwaltung für das Baugebiet angeführt hat, wie zum Beispiel die Einwohnerentwicklung, vorgeschoben sind. Für ihn seien das "fadenscheinige Argumente". Er glaubt, es würde vielmehr darum gehen, mit dem Neubaugebiet den Haushalt zu sanieren, was Werner als "abwegig" bezeichnet. Der Bürgermeister weist auf die Einwohnerentwicklung hin und sagt, dass in einem Jahrgang zwischen einem Drittel und der Hälfte der Menschen wegziehen würde und nicht mehr wieder kommt. "Das sind amtliche Zahlen aus dem Einwohnerwesen." Würde die Gemeinde schrumpfen, würde auch die Infrastruktur wegbrechen. Und auch beim Leerstand erklärt der Bürgermeister, dass es einfach zu wenige Menschen gebe, die ihre Häuser verkaufen oder vermieten wollen. Das habe die Gemeinde schon am eigenen Leib erfahren, als man auf der Suche nach Unterkünften für Flüchtlinge war. "In Angelbachtal haben wir eine unglaubliche Wohnungsnot", sagt er. Und auch Nachverdichtungen in der Ortsmitte fände nicht jeder gut. "Das hatten wir schon mehrmals", sagt der Bürgermeister.
Werner beteuert auch, dass die Gemeinde nicht alle Baugebiete auf einmal bebauen würde. Die Entscheidung liegt beim Gemeinderat, ob dort dann ein Planungsrecht, also ein Bebauungsplan hergestellt wird. Zwei der vier Flächen gehören nun mittlerweile der Gemeinde. Im Unteren Eichenweg, in dem nur acht Häuser gebaut werden könnten, hat Angelbachtal ein Grundstück gekauft. Die anderen beiden Flurstücke gehörten der Gemeinde bereits. Und auch der Eschelbacher Pfad, dessen Grundstück einer Erbengemeinschaft gehört hat, ist nun in den Händen der Gemeinde. In den anderen beiden Gebieten gibt er derzeit eine Umfrage, wer überhaupt Interesse hätte, zu verkaufen. Werner betont, dass das derzeitige Verfahren ergebnisoffen sei.
Haag glaubt nicht so recht daran. Ihm sei klar, dass er und all die anderen Unterschreiber gegen "Windmühlen kämpfen". Trotzdem hofft er, dass die "Meinungen anderer" künftig in die Gemeindepolitik mehr mit einbezogen werden. Er betont aber auch, dass er keine private Fehde mit dem Bürgermeister wolle. "Er ist halt der Verantwortliche. Ich habe auch gar nichts gegen ihn."



