Klima-Arena Sinsheim

"Homo heidelbergensis" war Thema beim Klima-Forum

"Der Kraichgau war immer eisfrei" - Diskussionsrunde am Freitag

30.06.2020 UPDATE: 01.07.2020 05:00 Uhr 1 Minute, 44 Sekunden
Vor corona-bedingt nur 27 Zuhörern referierte Professor Günther Wagner in der Klima-Arena zum Thema „Homo heidelbergensis von Mauer – Umwelt und Alter“. An gleicher Stelle wird es am Freitag eine Diskussion mit Livestream geben. Foto: Alexander Becker

Sinsheim/Kraichgau. (abc) Mit "Homo heidelbergensis von Mauer – Umwelt und Alter" war am Sonntag der erste Vortrag der künftigen Reihe "Klima Forum" in der Klima-Arena überschrieben. Professor Günther Wagner vom Geographischen Institut der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg referierte über jenen rund 600.000 Jahre alten Fund eines Urmenschen, dessen Unterkiefer 1907 in der Sandgrube Grafenrain in Mauer gefunden worden war. Die erste Publikumsveranstaltung nach der Corona-Zwangspause war die erste Kooperation zwischen der Stiftung "Urmensch von Mauer" und der Klimastiftung für Bürger sowie mit 25 Zuhörern ausverkauft.

Zunächst ging der Referent auf den Homo heidelbergensis selbst sowie die Umwelt ein, in der er lebte. "Waldelefant, Waldnashorn und Flusspferd waren damals hier heimisch. Da sie frostempfindlich sind, muss es es also mindestens zwei Grad Celsius wärmer gewesen sein", folgerte Wagner aus weiteren Funden in der Sandgrube Grafenrain. Doch nicht nur diese heute noch in Afrika weit verbreiteten Tiere wanderten vor rund 600.000 Jahren von dort nach Europa ein, sondern auch der Homo erectus, mit dem der Homo heidelbergensis in direkter Verbindung steht.

Im Vortrag ging Wagner auf Methoden ein, mit denen Alter und Herkunft der in Mauer gefundenen Fossilien und Artefakte bestimmt worden sind. Spuren an Steinwerkzeugen und anderen Fundstücken deuten darauf hin, dass der Homo heidelbergensis tatsächlich hier gelebt haben könnte und dessen sterbliche Überreste nicht etwa durch mittlerweile nicht mehr existierende Flussläufe nach Mauer geschwemmt worden sind. Mittlerweile abgeschmolzene Gletscher kommen als Transportmittel ebenfalls nicht infrage: "Der Kraichgau war praktisch immer eisfrei", erklärte der Referent, der nach dem rund einstündigen Vortrag bereitwillig Fragen aus dem Publikum beantwortete. Auf die zwischen 1994 und 1998 im gleichnamigen Tagebaugebiet gefundenen "Schöninger Speere" angesprochen, bestätigte er, dass auch der Homo heidelbergensis mit ähnlichen Waffen gejagt haben dürfte.

Danach ergänzte er, dass man sich momentan zwar in der längsten ununterbrochenen Warmzeit befinde, die globale Temperatur in den vergangenen Jahrzehnten aber deutlich schneller und stärker zugenommen habe als ohne menschliches Zutun.

"Das war ein klimahistorisches Thema", erklärte Bernd Welz, Vorstandsvorsitzender der Klima-Arena, die Premiere des sonntäglichen Formats "Klima Forum". Zudem habe der Vortrag die Sonderausstellung "Vielfalt im Kraichgau" gut ergänzt.

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Neben dem regulären Informationsangebot beginnt mit dem "Klima-Talk" am Freitag eine weitere Veranstaltungsreihe. Professor Johann Georg Goldammer vom "Global Fire Monitoring Center" der Universität Freiburg, Philipp Schweigler, Leiter des Kreisforstamts Rhein-Neckar, und Gerrit Kleemann, Leiter des Amts für Landwirtschaft und Naturschutz im Rhein-Neckar-Kreis, diskutieren dann ab 18.30 Uhr an gleicher Stelle über "Klimawandel, Wetterextreme, Dürre". Die Moderation übernimmt Thomas Miltner, der "Wetterfrosch" des Südwestrundfunks, wobei die Zuhörerzahl vor Ort auf 25 Personen begrenzt wird.

Wer möchte, kann das Hybridevent aber auch als Livestream im Internet verfolgen. Der entsprechende Link wird 24 Stunden vor Beginn der Veranstaltung auf der Internetseite www.klima-arena.de sowie auf den Seiten der Klima-Arena bei den sozialen Netzwerken Facebook und Instagram veröffentlicht.

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