Siegelsbach/Bad Rappenau

Die Krebsbachtalbahn bleibt nicht auf der Strecke

Verkehrsministerium signalisiert Zuschüsse für Wiederherstellung - Zunächst muss sich die Trasse aber gegen Mitbewerber durchsetzen

29.04.2019 UPDATE: 01.05.2019 06:00 Uhr 2 Minuten, 42 Sekunden

Derzeit fährt auf der Krebsbachtalbahn-Strecke nur noch ein reiner Ausflugsbetrieb mit dem "Roten Flitzer". Ob auf der Trasse wieder ein regulärer Zugverkehr eingerichtet und gefördert werden kann, wird vom Land geprüft. Foto: Guzy

Von Armin Guzy

Siegelsbach/Bad Rappenau. Aus 75 mach 41 mach 15: Ob die Krebsbachtalbahn zum erlauchten Kreis der förderwürdigen Reaktivierungsprojekte gehören wird, wird laut einer Mitteilung des Landesverkehrsministeriums vom Montag voraussichtlich Ende 2020 entschieden. Die erste Hürde hat die vor zehn Jahren weitgehend stillgelegte Trasse bereits genommen: Sie ist eine der 41 Strecken, deren Wiederinbetriebnahme das Land aktuell in einer vergleichenden Machbarkeitsstudie überprüfen lässt. Die 15 Projekte mit dem besten Kosten-Nutzen-Verhältnis für die Allgemeinheit sollen dann tatsächlich reaktiviert werden. Allerdings müssen die beteiligten Kommunen den Bau und den Betrieb gemeinsam finanzieren.

Genau daran wird es voraussichtlich haken, falls die Krebsbachtalbahn tatsächlich als wiederherstellungswürdig erachtet wird. Zwar wird das Land den Streckenausbau und auch die Schülerbeförderung finanziell fördern, doch bekanntlich werden die Kosten für eine sinnvolle Reaktivierung des rund 17 Kilometer langen eingleisigen Schienenweges bereits jetzt grob auf 40 Millionen Euro geschätzt. Etwa die Hälfte dieser Summe entfiele dabei auf den Neubau einer etwa 2,7 Kilometer langen Querspange samt einiger erforderlichen Nebenanlagen zwischen Obergimpern und Babstadt. Diesen Lückenschluss, der die Krebsbachtalbahn mit der Elsenztalbahn verbinden würde, halten Verkehrsexperten für unabdingbar, um überhaupt eine attraktive Linie anbieten und in der Folge die vom Land geforderten Fahrgastzahlen erreichen zu können. Ein zweiwöchiger Probebetrieb zur Schülerbeförderung hatte immerhin bereits einiges Potenzial erkennen lassen.

Weil die geplante Querspange ausschließlich auf Gemarkung der Stadt Bad Rappenau gebaut würde, hatte Oberbürgermeister Sebastian Frei allerdings bereits im vergangenen September bei einem Treffen von Vertretern der Anrainerkommunen erkennen lassen, dass die Kurstadt diesen Ausbau keinesfalls alleine stemmen kann und will - sowohl der finanzielle als auch der planerische Aufwand sei schlicht zu hoch. Bei den zurückliegenden Haushaltsberatungen hatte sich gezeigt, dass die Stadt bereits mit der Finanzierung der kommunalen Aufgaben in den kommenden Jahren "ein strukturelles Problem" und überdies zu wenige Verwaltungsmitarbeiter hat. Und auch in Neckarbischofsheim und Siegelsbach wurden in der Vergangenheit mehrfach skeptische Stimmen zur Finanzierung laut.

Wohl nicht von ungefähr mahnte Hermino Katzenstein, Landtagsabgeordneter der Grünen und Mitglied im Verkehrsausschuss, gestern in einer ersten Reaktion auf das Förderbereitschaftssignal aus Stuttgart: "Jetzt gilt es, alle kommunalen Kräfte für die Reaktivierung zu bündeln und die nächsten Schritte für die Wiederinbetriebnahme zu gehen." Die Reaktivierung der Krebsbachtalbahn und der Lückenschluss zur Linie Sinsheim-Heilbronn "wäre für den öffentlichen Nahverkehr im Kraichgau ein wichtiger Schritt", äußerte sich Katzenstein und stellt dabei auch das Engagement des Fördervereins Krebsbachtalbahn für den Erhalt der Strecke heraus. Dass nach dem Ende des regulären Linienbetriebs noch der dieselbetriebene "Rote Flitzer" regelmäßig als Ausflugbahn zwischen Neckarbischofsheim Nord und Hüffenhardt verkehrt, ist hauptsächlich dieser Initiative zu verdanken. Am 1. Mai starten die Bahnfreunde übrigens in die neue Saison.

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Auch der Sinsheimer Landtagsabgeordnete Dr. Albrecht Schütte (CDU) begrüßte in einer Stellungnahme, dass das Ministerium die Krebsbachtalbahn und eine mögliche Anbindung an die Strecke Sinsheim-Heilbronn in den Blick nimmt und sieht in einen Ringschluss einen Mehrwert für die gesamte Region. Der finanzielle Aufwand könne aber unmöglich von den betroffenen Kommunen alleine gestemmt werden, mahnte Schütte.

Ende 2013 hatte die Erms-Neckar-Bahn AG (ENAG) die 17 Kilometer lange Strecke für den symbolischen Betrag von einem Euro gekauft und einen Vertrag über den Weiterbetrieb der Krebsbachtalbahn mit den Anliegergemeinden Neckarbischofsheim, Waibstadt, Bad Rappenau, Siegelsbach und Hüffenhardt geschlossen. Im Auftrag der ENAG untersucht die VWI Stuttgart GmbH, ein mit der Uni Stuttgart verbundenes Forschungs- und Beratungsbüro für schienengebundenen und öffentlichen Verkehr, seit 2018 die Kosten und Nutzen einer Reaktivierung der Krebsbachtalbahn für den öffentlichen Nahverkehr. Das Ergebnis dieser standardisierten Untersuchung wird dann vom Land für die Auswahl der 15 Reaktivierungskandidaten herangezogen.

Das Verkehrsministerium sieht sich dabei in einer "aktiven und steuernden Rolle": "Bis zum Herbst 2020 möchten wir wissen, welche Streckenreaktivierungen für die jeweiligen Regionen den größten volkswirtschaftlichen Nutzen bieten", erklärte Minister Winfried Hermann.

Eine große Rolle als Bewilligungskriterium wird voraussichtlich die mögliche, aber eben auch teure Elektrifizierung der Strecke spielen. Um dieses Kosten zu sparen und trotzdem im Rennen zu bleiben, wollen die Planer einen Hybrid-Zug auf der Trasse einsetzen, der sowohl mit Strom, als auch mit Diesel betrieben werden kann. Ein reiner Dieselbetrieb wäre höchstwahrscheinlich ein K.o.-Kriterium: Das Land setzt auf wenig Schadstoffemissionen und fördert folglich diese Antriebsart nicht, womit den Anrainerkommunen eine wesentliche Finanzierungsquelle fehlen würde.

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