Hirschberg

GLH stellt Gemeinde schlechtes Umwelt-Zeugnis aus

Der Bürgermeister wehrte sich bei einer Online-Veranstaltung: "Wir denken Klimaschutz immer mit."

24.03.2022 UPDATE: 25.03.2022 06:00 Uhr 2 Minuten, 22 Sekunden
Bürgermeister Ralf Gänshirt war online bei der Grünen Liste zu Gast. Foto: Dorn

Hirschberg. (ze) Was kann die Gemeinde zur Verbesserung ihrer CO2-Bilanz beitragen? Wie werden die Weichen für eine umweltfreundliche Zukunft gestellt? Und ist die Erschließung eines Neubaugebiets in diesem Zusammenhang nicht kontraproduktiv? Unter der Prämisse des Klimaschutzes stand Bürgermeister Ralf Gänshirt am Mittwoch der Grünen Liste Hirschberg (GLH) bei einem Online-Meeting Rede und Antwort.

Claudia Schmiedeberg attestiert der Gemeinde zunächst kein gutes Umwelt-Zeugnis. "Die Klimabilanz der letzten zehn Jahre ist ernüchternd: Bei den Privathaushalten sind keine Emissionseinsparungen enthalten, und auch beim Energiebereich der Gemeinde hat sich wenig getan. Die meist in die Jahre 2035 oder 2045 gesteckten Ziele suggerieren Zeit, aber dem ist nicht so. Es wird ein weiteres, verlorenes Jahr, wenn sich auch auf lokaler Ebene nichts tut", stellt die Vorsitzende fest. "Es ist ein zentrales Thema, keine Frage – und wir müssen vor der eigenen Tür anfangen. Aber unsere Investitionen gehen in diese Richtung, Umwelt und Klima werden bei unseren Projekten immer mitgedacht und mitgemacht", macht Gänshirt deutlich. Beispiel Sanierung Heinrich-Beck-Halle: Dank Fußbodenheizung, neuer Fenster und Automatismen bei Licht und Wasser wird eine deutliche Energie-Reduktion im späteren Betrieb erwartet. Schon im April werde der erste Bauabschnitt beginnen.

Dariusch Alizadeh empfindet auch Tempo-30-Zonen als kleinen, aber wichtigen Umwelt-Schritt. "In der Heddesheimer Straße ist bei den Betroffenheiten die Lärmquelle nicht schlecht genug, um durchgängig Tempo 30 hinzukriegen. Ich weiß nicht, wie die Entscheidung ausfällt, es hängt vom Regierungspräsidium ab", sagt Gänshirt. Bei der Breitgasse sei Tempo 30 wahrscheinlicher. Vielen GLH-Mitgliedern aber geht das noch nicht weit genug. Andrea Müller-Bischoff fordert eine Vision: "Was ist unser Anteil in Hirschberg?", fragt sie. "Andere Städte sind bereits klimaneutral, in Hirschberg wird immer nur hier und da ein bisschen was gemacht", vermisst Thomas Herdner eine konkrete Strategie und Aufbruchstimmung. Auch Fraktionsvorsitzende Monika Maul-Vogt wünscht sich einen Grundsatzbeschluss oder dem Beitritt in ein Bündnis, "um klare Zahlen und Ziele für CO2-Einsparungen zu benennen".

"Ich bevorzuge lieber konkrete Maßnahmen", stellt Gänshirt jedoch klar, dass er den großen Sanierungsstau nicht in zwei Jahren abwickeln kann, auch finanziell und personell gebe es Grenzen. "Und letztlich entscheiden immer noch die Gremien über die Projekte", betont der Bürgermeister. Man müsse auch die "kleinen Dinge" sehen wie Artenschutz, Waldpflege oder E-Ladesäulen. Und doch wolle auch Gänshirt ein neues Klimaschutzkonzept gestalten: "Es ist keine freiwillige Aufgabe mehr, sondern zur Pflicht geworden. Und ich werde nicht müde, dafür zu werben." Insgesamt stelle er im Gemeinderat aber ein Umdenken und eine "neue Haltung" fest. "Es hat sich schon etwas geändert. Bei den Menschen – und auf der Straße", findet das Gemeindeoberhaupt. Das könnte sich bei der Debatte um die Umgehungsstraße in Großsachsen widerspiegeln. "Es wäre ein enormer Flächenverbrauch. Das Landschaftsbild in der Feldflur würde sich gewaltig verändern", präsentiert sich Gänshirt nicht gerade als Fan der Idee.

Anders sieht es bei der Erschließung eines Neubaugebietes aus. Die Nachfrage in Hirschberg sei groß, nicht nur von Auswärtigen. "Unser Ziel muss ja auch sein, dass Menschen bleiben wollen. Wenn sie in neuen Lebenssituationen wie Auszug aus dem Elternhaus oder Familiennachwuchs keinen adäquaten Wohnraum bei uns finden und nur deshalb fortziehen, tut mir das weh", betont Gänshirt. Auch sei die Gemeinde auf eine gut durchmischte Alters- und Bevölkerungsstruktur angewiesen. "Mögliche Flächen müssten aber viel intensiver genutzt werden. Es braucht eine höhere Wohndichte als vor zehn, 20 Jahren", erklärt er.

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Und wie sieht es bei der Belastung in der Verwaltung aus? "Immer am Limit, wir haben viele Projekte auf dem Tisch. Ich weiß, vielen geht es nicht schnell genug, aber wir jammern nicht und versuchen unser Bestes", beschreibt Gänshirt seine bisherige Amtszeit als drei Jahre im Krisenmodus. Zwei bis drei Stellen seien noch nicht besetzt, auch ein Klimaschutz-Manager werde gesucht.

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