Das ist die Bilanz nach vier Wochen Spendensammeln
Am Mittwoch und am Freitag ist die Annahmestelle letztmalig geöffnet.

Von Annette Steininger
Hirschberg-Leutershausen. Unermüdlich sind die Helfer im Einsatz, nehmen Sachspenden für die Ukraine entgegen, sortieren sie und verladen sie letztlich in Lastwagen und Transporter. Doch die Annahmestelle in der Markthalle öffnet am heutigen Mittwoch und am Freitag, 25. März, letztmalig ihre Türen. Zeit, Bilanz zu ziehen nach aufregenden und bewegenden vier Wochen Einsatz für die gute Sache. Die RNZ hat mit Claus und Inna Göhrig, die die Aktion mit Oxana Klohr initiiert hat, gesprochen.
Beide sind noch immer gerührt, wenn sie über die Hilfsbereitschaft der Menschen hier sprechen, sei es durch Spenden oder Mitanpacken. "In den ersten Tagen sind wir überrannt worden", erinnert sich Claus Göhrig. Langsam würden die Spenden nun weniger werden, und die Akteure wollen sich jetzt auf die ankommenden Geflüchteten konzentrieren. Die aus der Ukraine stammende Inna Göhrig hat Menschen schon zu Arztbesuchen begleitet und bei Behördengängen unterstützt. Auch der Gemeinde hat sie Hilfe beim Dolmetschen angeboten.
Inna Göhrig erinnert sich, wie alles anfing, als sie morgens vom Krieg erfuhr: "Ich musste erst einmal weinen." Schnell wurde ihr klar, dass sie etwas tun muss, und rief zu Spenden auf, die man in ihrer Garage sammeln wollte. "Dann hat sich aber ziemlich bald herausgestellt, dass die nicht ausreicht", erzählt das Ehepaar. Von der Gemeinde kam die Zusage, dass sie die Markthalle nutzen könnten. "Samstagabends haben wir sie mit Max Ost zusammen hergerichtet, und sonntags ging es los", erzählt Göhrig.
Doch auch wenn ab da die Markthalle Anlaufstelle war, erreichten sie auch zu Hause immer wieder Spenden, auch ganze Pakete, die im Internet bestellt wurden. "Einmal stand da sogar ein Sack Vogelfutter", erinnert sich Inna Göhrig. Denn auch wenn viele Ukrainer ihre Tiere mit nach Deutschland bringen, gibt es doch einige, die mit ihren tierischen Freunden im Land bleiben und Unterstützung brauchen.
Auch interessant
Was aber dann an der Markthalle angekarrt wurde, war mehr als beachtlich: Ganze Schulen und Kindergärten sammelten, Firmen zeigten sich großzügig und spendeten große Mengen. Darunter auch mal 6500 Müsli-Riegel oder 800 Schnuller. Die Spenden kamen anfangs so zahlreich, dass sie teilweise auch in Anhängern von Ost und Werner Volk ausgelagert werden mussten. Teilweise legten die Spender sogar 50 Kilometer nach Hirschberg zurück, kamen aus Fürth, Wald-Michelbach oder von noch weiter weg nach Hirschberg gefahren.
Was ihnen anfangs gar nicht klar war, wie viel Verpackungsmaterial auch benötigt wurde, um die Ware in die Ukraine zu transportieren. Mehrfach spendete die Firma Hausenstein Kisten und Kartons. Um den dabei anfallenden Abfall kümmerte sich die Gemeinde und holte ihn jeweils ab. Auch bei der Essensversorgung der Helfer unterstützte sie, ebenso wie die Gastronomiebetriebe im Ort.
Immer noch beeindruckt zeigt sich das Ehepaar auch davon, wie reibungslos die Abläufe bei den Helfern funktionierten. "Das haben wir vorher ja nicht geprobt", meinen Göhrigs. Eine WhatsApp-Gruppe für Helfer gründete sich, der zuletzt über 200 Menschen angehörten, wobei es um die 50,60 aktive Helfer gewesen seien. Auch Hilfsorganisationen packten immer mal wieder mit an.
Für den Transport der Spenden in die Ukraine, nach Lemberg und Ternopil, arbeitet die Sammelstelle mit zwei Organisationen zusammen. Zum einen kommen Lastwagen über die Deutsch-Ukrainische Gesellschaft, zum anderen über die Hilfsorganisation Gain, die auch eng mit dem Weinheimer Verein "That’s Whynheim" und der Ladenburger Kleiderkammer zusammenarbeitet. Mehrere 40-Tonner und Transporter haben die Spenden aus Deutschland schon dorthin gebracht, wo sie bitter benötigt werden.
Dem Ende der Aktion blicken Göhrigs mit gemischten Gefühlen entgegen. Sie sind aber auch froh, nun etwas mehr Zeit für ihre Kinder zu haben. Und für Inna Göhrigs Schwester und Nichte, die vor wenigen Tagen zu ihnen geflohen sind. Wie es ihnen geht? "Sie sind unglaublich tapfer. Aber wie fühlt es sich wohl an, wenn man sein ganzes Leben in einen Rucksack packen muss?", erzählt Inna Göhrig unter Tränen.
Ihr und anderen Ukrainischstämmigen hat es zumindest ein wenig geholfen, in dieser schwierigen Zeit etwas tun zu können. Und sie ist dankbar für die Unterstützung: "Hirschberg kann stolz auf sich sein." Claus Göhrig hat an vielen Stellen die Aufrufe für die Aktion "Hirschberg putzt sich raus" am letzten Sonntag gesehen und findet angesichts der Hilfsbereitschaft: "Hirschberg hat sich schon vorher rausgeputzt."
Info: Spendenannahme für die Ukraine in der Markthalle (Raiffeisenstraße) letztmalig am heutigen Mittwoch und am Freitag, 25. März, jeweils von 16 bis 18 Uhr.