"Wir wollen wohnen"

Neue Bürgerinitiative in Edingen-Neckarhausen

"Wir wollen wohnen" macht sich für Baugebiete stark - Mit-Initiator Gerhard Au erzählt von eigenen Erfahrungen

06.04.2018 UPDATE: 07.04.2018 06:00 Uhr 1 Minute, 48 Sekunden

Wo finden junge Familien in Edingen-Neckarhausen noch ein Haus oder ein Baugrundstück? Unter anderem mit dieser Frage beschäftigt sich die Bürgerinitiative. Foto: sti

Edingen-Neckarhausen. (mwg) Bürgerinitiativen haben den Ruf, sich stets gegen etwas zu wenden. Sie kämpfen gegen den Bau von Windrädern, gegen die Ausweisung von Neubaugebieten, gegen Verkehrslärm. Diese unterstellte Gegnerschaft geht so weit, dass "Aktion 21 - Pro Bürgerbeteiligung", der Dachverband österreichischer Bürgerinitiativen, schreibt, diese bildeten sich "nur dort, wo Menschen - meist unerwartet - mit Projekten konfrontiert werden, welche an ihnen vorbei geplant wurden und die sie als unmittelbare Beeinträchtigung oder Bedrohung ihrer urbanen Lebensqualität empfinden". Wären die Österreicher nur mal nach Edingen-Neckarhausen gekommen, bevor sie diese Zeilen zu Papier brachten. Denn am Neckar hat sich jetzt eine Bürgerinitiative (BI) gegründet, die sich "Wir wollen wohnen" nennt und die für Baugebiete eintritt.

Ganz aus der Gegnerschaft zurückgezogen hat sich allerdings auch diese Bürgerinitiative nicht. Denn der einzige Grund, warum es sie gibt, liegt in der Existenz der bebauungskritischen Bürgerinitiative "Bürgerbegehren Mittelgewann". Die hat mit einem Bürgerentscheid im vergangenen Jahr das geplante 10,3 Hektar große gleichnamige Neubaugebiet abgeschmettert und tritt weiterhin gegen große Bauflächen ein. Ein Vorgehen, dass die Initiatoren der BI "wir wollen wohnen" nicht mehr hinnehmen wollen. Einer von ihnen ist Gerhard Au. Als Gegner sieht er die neuen Initiative nicht: "Wir wollen ein Pendant sein zur BI Bürgerbegehren", sagt er.

Ihnen gehe es nicht nur um die große Randfläche am Ortsausgang von Edingen in Richtung Wieblingen. Zu viele Bereiche gebe es in der Doppelgemeinde, die in der Bebauungsplanung in die Überlegungen einbezogen werden müssten. Das müsste den Gemeinderäten deutlich gemacht werden. "Wir wollen den Fokus vom Mittelgewann wegnehmen", sagt Au.

Und dann erzählt er von seiner Tochter, die gerne in Edingen-Neckarhausen geblieben wäre, die aber kein Haus oder Bauplatz gefunden hat und jetzt nach Ladenburg gezogen ist. Dort hat sie sich ein Haus angemietet. Und er erzählt von seinem Engagement beim Bürgermeisterwahlkampf vor fast drei Jahren, als er mit vielen jungen Familien gesprochen habe, die wissen wollten, was denn für die Wohnsituation getan werde. "Wir wollen wohnen", hätten sie ihm immer wieder gesagt. Au hat das nicht vergessen.

Mehr als 300 Bürger haben laut Au für die BI unterschrieben, ein erstes Treffen gab es bereits, ein zweites steht am Dienstag, 10. April, um 19 Uhr im Friedrichshof an. Man benötige ein Logo, es müsse eine Organisations-Struktur aufgebaut werden, dann stünden Gespräche unter anderem mit den Parteien und Listen an. "Um das Ziel, nämlich Wohnen in Edingen-Neckarhausen, auch voranzubringen", sagt Au.

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Dass sich eine Bürgerinitiative gegen eine Bürgerinitiative gründet, sei selten, sagt Anne Dänner, Bundespressesprecherin des Vereins "Mehr Demokratie", der auch das Bürgerbegehren und den Bürgerentscheid in Edingen-Neckarhausen begleitet hat. Der Forderung nach mehr Bürgerbeteiligung würde das aber nicht schaden. "Es ist ein ganz normaler Prozess der politischen Auseinandersetzung", sagt Dänner.

Bleibt abzuwarten, ob der Verein irgendwann einmal auch die BI unterstützen wird.

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