Edingen-Neckarhäuser sprechen mit lautester Stimme
Bürgerbeteiligung zu Vorentwurf - Von 160 Stellungnahmen kamen rund 50 aus Doppelgemeinde

Edingen-Neckarhausen. (mwg) Martin Müller hat es kommen sehen. Freitagnacht endete die Bürgerbeteiligung zum Vorentwurf des neuen Flächennutzungsplans. Am Montagmorgen hat der Geschäftsführer des Nachbarschaftsverbands Heidelberg-Mannheim die letzten Stellungnahmen aus dem Briefkasten geholt. Am Nachmittag teilt er das Ergebnis der ersten Zählung mit: Von 160 Eingaben aus den 18 Kommunen des Verbandsgebiets stammen rund 50 aus Edingen-Neckarhausen. "Das ist verständlich", sagt Müller, "es ist die Gemeinde mit den meisten Änderungen im Flächennutzungsplan."
Eine derartige Resonanz habe er bereits bei der Windkraft erlebt, wiederum von den Kommunen, die davon am stärksten betroffen waren. In Edingen-Neckarhausen wurden für den Vorentwurf des neuen Flächennutzungsplans (FNP) etwa 15 Hektar möglicher Wohnbebauung herausgenommen, dazu kommt das umstrittene Gebiet "Mittelgewann", bei dem ein Bürgerentscheid im vergangenen Jahr den Aufstellungsbeschluss zu einem Bebauungsplan gekippt hat. Ausreichend Zündstoff also für Diskussionen und eine rege Beteiligungen.
Zu den Inhalten der einzelnen Stellungnahmen wollte sich Müller gestern nicht äußern. Die kenne er noch nicht, sagt er. Die Einwände sollen nun ausgewertet. Zwei Stellungnahmen liegen der RNZ vor. Es ist wenig überraschend, dass die Bürgerinitiative Mittelgewann fordert, das gleichnamige 10,7 Hektar große Baugebiet aus dem Vorentwurf zu streichen. Der Bürgerentscheid lasse keine andere Schlussfolgerung zu. Folglich müsse auch das 10,3 Hektar große "Grundgewann" als mögliche Wohnbaufläche herausgenommen werden, da dieses laut der Planer nur realisiert werden könnte, wenn zuvor das Mittelgewann erschlossen würde. Anders sieht das beim "Kappeseck" aus.
Die Planer des Nachbarschaftsverbands haben das 16,8 Hektar große Gebiet im Vorentwurf gestrichen. Grund dafür ist unter anderem, dass die Fläche direkt an der Bahnlinie liegt und besonders nachts die Grenzwerte für die Lärmbelastung erheblich überschritten werden. Der Lärmschutz würde hier zu viel Geld verschlingen, heißt es im Vorentwurf. Die Bürgerinitiative hätte im Gegensatz dazu nichts dagegen, maximal drei Hektar des Kappesecks wieder in den FNP aufzunehmen.
Weniger auf einzelne Baugebiete und vielmehr auf die allgemeine Ausarbeitung des Flächennutzungsplans zielt eine gemeinsame Stellungnahme der Ortsverbände von BUND und Nabu ab. Die Naturschützer schreiben, dass der Fachplan Landesweiter Biotopverbund für den Vorentwurf nur unzureichend berücksichtigt worden sei. Der FNP verstoße damit gegen geltendes Recht: "Bereits jetzt steht fest", schreiben BUND und Nabu, "dass der Entwurf des Planes für eine beschließende Beratung im Gemeinderat noch nicht geeignet ist. Er kann dort allenfalls zur Kenntnis genommen werden."
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