Sanierte Ortsdurchfahrt ist "so glatt wie ein Babypopo"
Baustellenfest mit riesiger Bürgerbeteiligung auf der frisch sanierten Straße - Bürgermeister musste beim Bobbycar-Rennen aufgeben

Richtige Autos durften am Samstag zwar noch nicht über die frisch gemachte Johann-Wilhelm-Straße fahren, Bobbycars dagegen schon. Fotos: Alex
Von Thomas Seiler
Wilhelmsfeld. Eigentlich plante Bürgermeister Christoph Oeldorf nur "einen Kasten Bier in der Mitte und dazu einen Fleischwurstweck", wie er der RNZ erzählte. Allerdings machte er die Rechnung ohne die Wilhelmsfelder. Denn heraus kam etwas ganz anderes: nämlich ein rauschendes Baustellenfest mit riesiger Bürgerbeteiligung. Nicht nur auf der Johann-Wilhelm-Straße in der Höhe des Rathauses wurde gefeiert, auch auf dem dortigen Parkplatz reihten sich am Samstag die Pavillons.
Stolz wie ein Pfau wirkte deshalb der Rathauschef, als er den Startschuss für das Fest gab. Er bedankte sich bei den Einwohnern ausgiebig für ihre Geduld angesichts der Unannehmlichkeiten der letzten Monate. Denn in den letzten Wochen hatte das Land die Hauptschlagader des Ortes komplett saniert, zuletzt war Wilhelmsfeld sogar zweigeteilt, weil es keine innerörtliche Umfahrung der Baustelle gab.
Bevor Oeldorf mit Unterstützung seiner beiden Amtsvorgänger, Hans Zellner und Ehrenbürger Manfred Holtzmann, mit drei wuchtigen Schlägen das erste Fass Gerstensaft anstach, betonte er mehrfach: "Das ist jedoch keine offizielle Eröffnung." Denn die komplette Inlinersanierung des Kanalsystems auf der Straße fehlt noch. "Die neue Decke wird nirgends angegriffen, aber es kommen in der nächsten Zeit immer wieder kleine Teilsperrungen", erklärte der Bürgermeister dazu.
Die neue Asphaltdecke begeisterte natürlich die Wilhelmsfelder. "Die ist so glatt wie ein Babypopo", lautete der Kommentar eines Anwohners. Georg Sauer, der seit "über 20 Jahren" direkt an der Durchgangsstraße lebt, erkannte noch einen Vorteil: "Es ist alles viel leiser geworden!"
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Am Samstag traf das während des Festes natürlich nicht zu. So hatte die Bürgerinitiative "Erlbrunnen" mit der Bücherei und "Wilhelmsfeld young" auf der abschüssigen Fahrbahn einen Bobbycar-Wettbewerb organisiert. Mit vielen Pylonen war ein anspruchsvoller Parcours inklusive einiger Schikanen auf den Boden gezaubert worden. Über 40 Teilnehmer aller Alterskategorien stürzten sich auf jenen Spielautos für Kleinkinder ins Tal. Logisch, dass Maxim als Hänfling mit nur etwas mehr als zwölf Sekunden die Siegerzeit herausfuhr, wohingegen Gemeinderat Siegfried Reinhard von der Bürgergemeinschaft Wilhelmsfeld (BGW) ganze acht Sekunden mehr brauchte und das Ortsoberhaupt gar nach einem Sturz auf den Hosenboden aufgeben musste. "Nichts passiert, aber die Lenkung hat halt bei meinem Gewicht blockiert", begründete Oeldorf sein Missgeschick.
Überhaupt beteiligte sich fast der gesamte Luftkurort an dem Baustellenfest. Angefangen bei den Gemeinderäten, die Bier zapften oder Kinder schminkten, über den Verein "Eine Welt im Alten Waschhaus", das Café Junghans, den örtlichen Automobil-Sportclub und den Rad- und Rollsportverein bis hin zu Kidsmeal Catering. Ferner griffen der Seniorenkreis und der kommunale Kindergarten den Verantwortlichen genauso tatkräftig unter die Arme wie Mitglieder des evangelischen Kirchenchors, der Knights of Rizal, der Veranstaltergemeinschaft "Kerwe", der Vereinigung "Älter werden in Wilhelmsfeld", des Singkreises, der Freiwilligen Feuerwehr und des Schützenvereins. Ferner stellte die Neuapostolische Kirche eine Spendensau auf, um karitativen Einrichtungen für den Nachwuchs im Ort zu helfen.
Zusätzlich gab es eine durch die Volksbank Kurpfalz gesponserte Hüpfburg und das Jazz-Trio der Musikschule Schönau mit dessen Leiter Ralf Sutter an der Spitze sorgte für die rechte musikalische Untermalung.
Da kam selbst Ingolf Stedefeld in Swingen, der durch die provisorisch geöffnete Landesstraße 536 von Altneudorf den Weg in den Luftkurort fand. Er freute sich schon auf Mittwoch, wenn Verkehrsminister Winfried Herrmann und Regierungspräsidentin Nicolette Kressl die offizielle Verkehrsfreigabe der L 536 ankündigen. Gleichzeitig äußerte Stedefeld auch Bedenken: Denn wenn die L 536 wieder frei sei, rollt wiederum der Schwerlastverkehr durchs Steinachtal, um die Abkürzung über Wilhelmsfeld und den Kranichtunnel bei Schriesheim zur Autobahn zu nutzen - eine Befürchtung, die übrigens auch Oeldorf und sein Schönauer Amtskollege Marcus Zeitler teilen.
Doch das wird nicht gleich am Mittwoch der Fall sein: "Der Verkehr wird nicht sofort fließen, weil noch Restarbeiten anstehen", betonte Oeldorf. Zumindest aber die Busse der Linie 34 werden ab 4. Juni auf ihrer regulären Strecke über Wilhelmsfeld und Altneudorf nach Heiligkreuzsteinach verkehren.



