Der Sportbetrieb liegt komplett auf Eis
TSG will sich auf die Zukunft vorbereiten - Einnahmeverluste von 25 Prozent - Hallen, Plätze und Bäder bleiben vorerst zu

Wiesloch. (hds) Über die schrittweise Öffnung der Schulen wird derzeit diskutiert, eine Entscheidung wird wohl bei der Konferenz der Kultusminister Ende dieses Monats fallen. Fest steht jedoch bereits heute: Für die Vereine verlängert sich die Durststrecke noch bis mindestens 15. Juni, es sei denn, zwischenzeitlich kommen neue, andere Entscheidungen.
Bis dahin ist in Baden-Württemberg die Betätigung in Hallen und auf Spielfeldern nicht gestattet. Dies sieht die in der Vorwoche herausgegebene, aktualisierte Verordnung des Landes so vor. Auch die Schwimmbäder bleiben bis dahin geschlossen. "Wir können da als Stadt selbst nichts machen und müssen uns an die gesetzlichen Regelungen halten", so Andrea Michels, die Leiterin des Fachbereichs Kultur und Sport bei der Stadt Wiesloch. So liegt derzeit die "Schlüsselgewalt" für die Sportstätten in Händen der Verantwortlichen im Rathaus. So auch für die Stadionsporthalle an der Parkstraße.

Für die TSG Wiesloch, den mit etwa 3000 Mitgliedern stärksten Verein in der Weinstadt, sind die derzeitigen Aussichten sicherlich nicht beruhigend. "Wir haben seit dem 16. März den kompletten Spielbetrieb eingestellt, Training ist weder im Freien noch in den Hallen möglich", so TSG-Chef Manfred Walter. Betroffen sind nicht nur die städtischen Anlagen, sondern auch zwangsläufig das eigene Gelände in den Talwiesen sowie die Judohalle. "Derzeit zeichnet sich keine Lösung ab", musste Walter einräumen.
Betroffen sind nicht nur unzählige Sportlerinnen und Sportler, die derzeit nicht im Team oder individuell sportlich aktiv sein können, auch in den Kassen gähnt – hochgerechnet – ein großes Loch. "Wir mussten bereits den Stadtlauf, der für den April geplant war, absagen und haben für den 4. Oktober einen Ersatztermin gefunden, von dem wir hoffen, dass dies unter den jetzigen Gegebenheiten realistisch ist."
Hinzu kommt die wahrscheinlich erfolgende Absage von "Wein und Markt" und auch zum Spielfest wird man nicht antreten können. "Derzeit gehen wir von einem Einnahmeverlust von 25 Prozent aus, eingerechnet sind dabei auch die Spenden", meinte Walter. Sechs Abteilungen haben inzwischen längst den Spielbetrieb eingestellt, gerade bei den Handballern ist dies für die TSG besonders schmerzvoll, kommt doch bei attraktiven Heimspielen einiges Geld in die Vereinskasse.
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"Wir hoffen allerdings, dass uns die Sponsoren gerade in diesen schwierigen Zeiten die Stange halten, damit wir genügend Finanzmittel für unsere Kinder- und Jugendarbeit zur Verfügung haben", gibt sich der TSG-Vorsitzende optimistisch.
In Zukunft werde es sicherlich mehr Selters als Sekt geben, meint er jedoch. Und man müsse möglicherweise auch hinnehmen, dass es zu einzelnen Austritten komme. "Wir müssen umdenken, uns künftig anders aufstellen, das Angebot der Kurse variieren und unsere eigenen Schlüsse aus der Krise ziehen", meinte Walter. Dies gelte insbesondere für den Seniorenbereich, den man neu strukturieren möchte.

Aber es gibt auch Grund zu leichtem Optimismus. Bisher habe noch niemand die Mitgliedsbeiträge zurückgefordert, selbst nicht für abgesagte Kurse. Erleichternd kommt hinzu, dass die Stadt keine Mieten für die Hallen während der Schließung erheben werde, dies wurde von Andrea Michels bestätigt. Eine kleine Entlastung, müssen doch die laufenden Kosten, beispielsweise für die Geschäftsstelle, weiterhin bezahlt werden. Auch die insgesamt 175 Trainerinnen und Trainer sowie all jene, die Übungen leiten, haben für das erste Quartal ihr Geld bereits erhalten.
"Das ist eher eine Aufwandsentschädigung", so die Leiterin der Geschäftsstelle, Ann-Kathrin Pfeifer. Man zahle pro Quartal im Schnitt pro Kopf etwas mehr als 250 Euro an diesen Personenkreis. "Und es hat sich sogar jemand gemeldet, der diesen Betrag für die ersten drei Monate zurückgeben wollte", ergänzte sie. Für all jene, die sich dennoch sportlich betätigen wollen, bietet die TSG Wiesloch verschiedene Möglichkeiten per Link an. Die Geschäftsstelle selbst ist montags bis mittwochs jeweils in der Zeit von 9 bis 13 Uhr telefonisch zu erreichen.
Mit einem Newsletter werden die Mitglieder über die aktuelle Situation unterrichtet und außerdem werden fleißig Masken genäht und auch ein Service für alle jene angeboten, die in diesen Tagen bestimmte Besorgungen nicht selbst erledigen können. "Das geht vom Einkaufen bis hin zur Unterstützung beim Ausfüllen von Formularen", informierte Elke Walter. Dieses Angebot ist, wie auch das von anderen Organisationen, auf der Homepage der Stadt einzusehen.



