Wiesloch: Sportverein fordert nach Schillerbad-Schließung eine Perspektive
Auch Hallenstunden fehlen - "Dann hören wir zum 1. August auf"

Noch kann die Schwimmabteilung der TSG Wiesloch im Lehrschwimmbecken an der Schillerschule trainieren. Nach der beschlossenen Schließung des Bads ist es damit aber Ende Juni vorbei. Foto: Jan A. Pfeifer
Wiesloch. (rö) Zwei Probleme beschäftigen Wieslochs größten Sportverein, die TSG, derzeit ganz besonders: fehlende Hallenstunden und die vom Gemeinderat beschlossene Schließung des Lehrschwimmbeckens an der Schillerschule. "Wir haben im letzten Jahr viele Mitglieder verloren", sagt der TSG-Vorsitzende Manfred Walter im Gespräch mit der RNZ. Gut 100 Aktive seien zu anderen Vereinen gewechselt, weil in Nachbargemeinden wie Walldorf, Dielheim oder Nußloch das Angebot umfangreicher sei, da dort mehr Hallenzeit zur Verfügung stehe. Noch schlimmer trifft es die Schwimmabteilung mit ihren rund 300 Aktiven, "die ihr Haus verliert". Abteilungsleiterin Eva Mannschott zeigt sich darüber stark enttäuscht und fordert eine Perspektive: "Sonst hören wir zum 1. August 2015 auf. Dann kann man in Wiesloch nicht mehr schwimmen lernen."
Die TSG hat aktuell 3300 Mitglieder, darunter über 1300 Kinder und Jugendliche. 156 Übungsleiter halten wöchentlich 442 Übungsstunden ab - fast 20 000 Stunden im Jahr. "Wir haben die Gemeinderatsfraktionen und die Verwaltung schon vor zehn Jahren auf die Hallenproblematik hingewiesen", sagt Manfred Walter. Verschärft wird diese inzwischen durch den zunehmenden Nachmittagsunterricht der Schulen, die dem Verein weitere Hallenstunden wegnehmen. Die Konsequenz: "Wir müssen die Gruppen immer größer machen." Dementsprechend wird das Angebot weniger attraktiv. Andere Probleme konnten dagegen laut dem TSG-Vorsitzenden in Abstimmung aller Beteiligten gelöst werden: So wurde vor einigen Jahren der TSG-Sportplatz in den Talwiesen zusammen mit der Stadt saniert und steht seither beispielsweise auch den Fußballern des VfB zur Verfügung. Mehrere Abteilungen der TSG können ihre Übungsstunden, rund 50 pro Woche, auch im Sport- und Gymnastikraum des Vereinsheims abhalten, das komplett vom Verein unterhalten wird.
"Die TSG ist ein Imageträger für Wiesloch", sagt Manfred Walter und verweist auch auf zahlreiche Beispiele des Engagements fürs Allgemeinwohl: von zahlreichen kostenlosen Auftritten der Sportler bei städtischen Veranstaltungen über die Bestrebungen, den in Wiesloch demnächst eintreffenden 240 Asylbewerbern Angebote wie zum Beispiel Frauengymnastik zu machen, bis hin zur Integration der portugiesischen "Job of my Life"-Azubis, von denen gut die Hälfte bei der TSG Sport treibt. "Die Zahl der jungen Familien nimmt in Wiesloch zu", sagt Walter und sieht einen Widerspruch: "Wir schaffen Kindergärten und Schulen. Aber das Vereinsleben gehört auch dazu." Eva Mannschott ergänzt: "Auch die Älteren werden immer aktiver. Die wollen sich nicht ins Auto setzen, sondern hier vor Ort Sport treiben."
Besonders betroffen ist aktuell die Schwimmabteilung, die derzeit noch 18 Übungsstunden pro Woche im Schillerbad abhält, außerdem sechs Stunden in Schatthausen und sieben Stunden in der Turnhalle oder im Kraftraum. "Wir wissen seit Jahren, dass die Bausubstanz zugrunde geht, und haben auch darauf aufmerksam gemacht", sagt Eva Mannschott. 2007 habe es eine Teilrenovierung gegeben, bei der "das Nötigste" behoben worden sei: "Die Decke wurde gemacht, aber ungefähr ein Achtel wurde nicht repariert - das war ausgerechnet der Träger, an dem es jetzt stirbt."
Jetzt, wo das Bad offiziell zum 1. Januar geschlossen wurde, darf die TSG zwar noch bis 30. Juni dort trainieren, allerdings teils nur mit eingeschränkten Zeiten. "Die Stadt hat uns Stunden in Baiertal und Schatthausen angeboten, aber die sind nicht gleichwertig", sagt die Abteilungsleiterin. Zum einen müssten Trainer und Kinder dorthin mit dem Auto fahren, zum anderen sei beispielsweise in Schatthausen das Schwimmbecken nicht tief genug für einen Startsprung. "Wir haben pro Übungsstunde zwischen 18 und 36 Leute im Training. Viele sagen: Wir machen das für ein Jahr. Aber nur wenn es eine Zukunft gibt." Die Perspektive, die Eva Mannschott für die wettkampforientierten Schwimmer fordert, wäre die Sanierung des Wieslocher Lehrschwimmbeckens oder zumindest die Möglichkeit, zweimal pro Woche auf einer 25-Meter-Bahn in einem Nachbarort (wie zum Beispiel Walldorf) trainieren zu können. "Sonst hören wir auf", sagt sie. Schon jetzt leiden nach ihren Worten auch die Schulen unter der Situation: So könne das Ottheinrich-Gymnasium Schwimmen derzeit nur in Jahrgangsstufe 1 und 2 anbieten, "weil es keine Wasserflächen gibt". Für die Kosten, die der Stadt für den Schülertransport in Höhe von rund 100 000 Euro im Jahr entstehen, hätte man laut Eva Mannschott auch das Schillerbad sanieren können.
Manfred Walters Vorschlag für die "schnellstmöglich" benötigte Lösung beider Probleme: "Stadt und Gemeinderat müssen einen Investor finden", der Sporthalle und Schwimmbad baut. "Wenn wir keine Perspektive haben, müssen wir vielleicht ab 2016 bestimmte Angebote ganz einstellen", sagt der TSG-Vorsitzende. Und: "Wir wollen alles leisten, aber das können wir nur, wenn das Umfeld stimmt."