Musizieren zwischen Präsenz und Video
Musikschule Südliche Bergstraße öffnet wieder für einen Teil der Schülerinnen und Schüler - Hoffen auf sinkende Infektionszahlen

Von Tobias Törkott
Wiesloch. Auf und zu, auf und zu. Das wäre ungünstig. Ansgar Sailer ist sich bewusst, dass die Lockerungen der Corona-Maßnahmen nicht allzu lange andauern könnten. Steigt die Zahl der Coronainfektionen in der Region, muss auch die Musikschule Südliche Bergstraße ihre Türen für Schülerinnen und Schüler wieder schließen. Wegen der Lockerungen der Corona-Maßnahmen darf die Einrichtung seit Mittwoch wieder Präsenzunterricht anbieten.
Das heißt: Alle Einzelunterrichte und die Gruppen bis maximal fünf Personen unter vierzehn Jahren dürfen wieder vor Ort musizieren. Dazu tragen Schüler ab einem gewissen Alter eine Maske, die Lehrer sowieso. "Zwischen den Stunden wird quer gelüftet", wiederholt er die Hygieneregeln.
Eine Sache ist laut Sailer klar: "Der Unterricht wird nur so lange vor Ort sein, wie die Inzidenz sinkt." Drei Tage mit einem Wert über 50 und die Maßnahmen würden wieder verschärft. Noch Anfang März erklärte Sailer gegenüber der RNZ, dass man lieber eine Woche länger warten solle mit den Lockerungen. Denn: Erst Öffnen, dann wieder Schließen – das wäre katastrophal. Die Organisation und Planung sei immens für Schüler und Lehrer.
Nun geht die Musikschule aber doch in den Präsenzunterricht. "Wir hoffen, dass sich die Menschen an die Regeln halten", mahnt er. Derzeit gebe es in ganz Baden-Württemberg überhaupt nur 16 von 35 Landkreisen, in denen Präsenzunterricht erlaubt sei. Ab kommender Woche Montag, 15. März, sollen auch die Kooperationen mit den Schulen allmählich wieder losgehen. Dort unterrichten Lehrer der Musikschule verschiedene Instrumente.
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"Wir sind im Schulalltag integriert", erklärt Sailer, weiß aber aufgrund der aktuellen pandemischen Situation: "Das muss mit der Schul-Corona-Verordnung passen." Die Anforderungen an die Musikschule Südliche Bergstraße werden von den jeweiligen Bildungseinrichtungen ausgegeben. "Die Schulen können in der derzeitigen Situation auf den Musikunterricht durch uns verzichten", erklärt der Leiter.
Hinter der Musikschule liegen – wie bei vielen anderen Einrichtungen – aufreibende Monate. Gerade die elementare Musikpädagogik und der Schulunterricht pausierten während des Lockdowns. "Wir werden unserem Bildungsauftrag nicht gerecht", so Sailer. Dazu fiel der Präsenzunterricht seit dem Lockdown im Dezember völlig aus. Neue Schüler über digitale Formate zu gewinnen sei quasi undenkbar gewesen, sagt er.
Generell fällt die Bilanz des Digitalangebots der Musikschule aber gut aus. Bläser-, Streicher- und Gitarrenschüler musizierten durchgehend. "Wir sind kreativ damit umgegangen", erklärt Sailer. Mit Tablet oder Laptop ging es in den Digitalunterricht. Bei schlechter Internetverbindung zu Hause konnten sich die Lehrkräfte auch aus den Räumlichkeiten der Musikschule mit den Schülern online verbinden. "Beim digitalen Gruppenunterricht ging das simpel mit Mikro an und aus", sagt Sailer. "Unsere Mitarbeiter haben sich sehr reingehängt, um Unterricht zu ermöglichen", lobt der Leiter der Musikschule.
Für Klavierlehrer Guzmán Nieto Alvaro bedeutet die Öffnung vor allem eine Schonung der Stimme: "Bei der Übertragung über das Tablet muss ich schon mal lauter reden oder ein Geräusch machen, wenn ich einen Fehler entdecke." Eben, um den Schüler rechtzeitig zu unterbrechen. Der Klang des Klavierspiels über die Tablet-Lautsprecher sei soweit "verträglich" gewesen.
Nieto Alvaro nutze für den Unterricht zwei unterschiedliche Kameraeinstellungen – entweder auf sich oder auf seine Hände gerichtet. So könne er die korrekte Haltung der Finger aufzeigen. Die Schüler – im Alter von fünf bis 60 Jahren – hatten die Kamera hingegen immer auf Hände und Tasten gerichtet. "Ich konnte die Fehler dann direkt sehen. Vor Ort geht das natürlich schneller und man kann besser korrigieren", weiß Nieto Alvaro. Dennoch ist er nach mehr als drei Monaten als Online-Klavierlehrer für seine insgesamt 30 Schülerinnen und Schüler zufrieden. Denn: "Es war alles gut geplant. Auch die Kinder und Eltern sind zufrieden." Zwar sei es bei den ganz Kleinen etwas schwieriger gewesen, aber da hätten die Mütter und Väter unterstützt. Ein totaler Ausfall des Unterrichts wäre fatal gewesen. Bereits nach einem Monat Pause verliere man einen Teil der Fingerfertigkeiten. Umso zufriedener ist Nieto Alvaro mit dem Resultat: "Mein Ziel war es, dass keiner meiner Schüler einen Rückschritt macht. Fast alle haben sich aber sogar verbessert in der Zeit."
Trotz der Lockerungen Anfang März wird der Digitalunterricht dennoch weiter laufen. Laut Sailer gebe es auch mal Schüler, die in Quarantäne müssten. Außerdem proben die Ensembles weiter per Video. "Wo es möglich ist, werden wir weiter digital arbeiten." Und, wie beispielsweise bei Nieto Alvaro, wollen manche sogar weiter online musizieren. Der Klavierlehrer geht damit gelassen um: "Ich habe mich daran gewöhnt."



