Malschs Bürgern brennt manches auf den Nägeln
In Malschs Gemeinderat gab es vor allem Anfragen an die Verwaltung zu "Sauermichel" und Tongruben-Erweiterung

Die Firma Wienerberger will die Tongrube in Rettigheim erweitern. Die Grafik zeigt die avisierte Fünf-Hektar-Fläche auf Malscher Gemarkung. In Malsch und Rettigheim wurde über das Vorhaben, Artenschutz und Rekultivierung informiert. Foto/Repro: Hebbelmann
Malsch. (oé) Eine volle Stunde dauerte die "Bürgerfragestunde" in der jüngsten Gemeinderatsitzung zwar nicht, mit gut einer halben Stunde war sie gleichwohl ungewöhnlich lang - Zeichen dafür, das Malschs Bürgern einige Themen mächtig auf den Nägeln brennen - allen voran das geplante Wohngebiet "Sauermichel".
Im April 2014, hatte der Gemeinderat das Bebauungsplanverfahren eingeleitet und die Träger öffentlicher Belange um Stellungnahmen gebeten. Nikolaus Bös, Sprecher der "Schutzgemeinschaft Sauermichel", begehrte jetzt Auskunft, wann die Öffentlichkeit über die Ergebnisse der Anhörung unterrichtet werde. Die Träger öffentlicher Belange seien eigentlich gesetzlich gehalten, ihre Stellungnahmen binnen Monatsfrist abzugeben, so Bös. Diese müssten also eigentlich schon seit zwei Jahren vorliegen.
Auch über die Ergebnisse der in Auftrag gegebenen Gutachten verlangte Bös Auskunft - besonders über das "sensible" Grüngutachten mit der artenschutzrechtlichen Bewertung des Vorhabens. Dieses nahm längere Zeit in Anspruch, da die Untersuchung über eine volle Vegetationsperiode mit allen vier Jahreszeiten laufen muss. Bös wollte wissen, ob diese Untersuchungen vorlägen, ob sie bereits ausgewertet worden seien und von wem. Vor allem aber wollte er wissen, warum die Öffentlichkeit noch nicht informiert worden sei. Er halte nichts davon, so wichtige Unterlagen "über Monate und Jahre in Aktenschränken liegen zu lassen", sagte Bös, obwohl es sich doch um "eines der brisantesten Themen" in der Letzenberggemeinde handele.
Für die Verwaltung antworteten Bürgermeisterin Sibylle Würfel und Hauptamtsleiter Frank Herrmann. Ihnen zufolge liegen die Stellungnahmen der Träger öffentlicher Belange ebenso vor wie inzwischen auch die Ergebnisse des artenschutzrechtlichen Gutachtens. Letzteres sei zur Zeit in der Auswertung. Der Bürgermeisterin zufolge müssen die artenschutzrechtlichen Belange nun vom Planungsbüro in den Planentwurf eingepflegt werden. Sie denke, dass man nach der Sommerpause an das Baugebiet "Sauermichel" gehen werde. Vor einer Offenlage der Unterlagen werde aber zunächst der Gemeinderat informiert. Dieser habe das Gutachten noch nicht. Inzwischen hat die Gemeinde auf ihrer Homepage zu einer Bürgerinformation über das "Sauermichel"-Verfahren am Dienstag, 13. September, eingeladen.
Ein anderes Thema in der Bürgerfragestunde war die geplante Erweiterung der Tongrube Rettigheim, für die Flächen des Malscher Brettwalds benötigt werden. Eine Bürgerin machte deutlich, dass sie sich "unzureichend informiert" fühle. In einem Aufruf bittet sie um eine Teilhabe der Bürgerschaft an den Entscheidungsprozessen, verweist auf den ökologischen Wert des Brettwaldes und warnt vor dessen Beeinträchtigung.
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Bürgermeisterin Würfel machte deutlich, dass das Genehmigungsverfahren nicht am Anfang stehe, sondern bereits seit vier Jahren laufe. Zuständig sei das Bergamt, dort würden alle Bedenken und Anregungen bewertet. Zu dem daraus entstandenen Vertragsentwurf würden nochmals alle Träger der öffentlichen Belange gehört - auch die Gemeinde Malsch könne ihre Stellungnahme abgeben.
Weitere Fragen und Anregungen drehten sich um Verkehrsthemen, etwa zusätzliche Kurzzeitparkplätze auf der Malscher Seite des Bahnhofs Rot-Malsch (was die Verwaltung prüfen will) oder die Ergebnisse einer Verkehrsbegehung zur Verbesserung des Schulwegs im Bereich von Friedhof- und Schulstraße (Fahrbahnmarkierungen, Warnhinweise für Autofahrer). Was umgesetzt werden könne, hänge von der Zustimmung der Verkehrsbehörden ab, so die Bürgermeisterin. Sie hoffe aber, dass man schon in den Sommerferien anfangen könne.



