Interesse am "Quartier am Bach" ist riesig
Etwa 260 Wohneinheiten sind geplant, die Zahl der Anfragen ist höher.

Von Sebastian Lerche
Wiesloch. Wie außergewöhnlich und herausfordernd Wieslochs "größtes Wohnbauprojekt der kommenden Jahre" ist, wurde mehrfach deutlich: Am Dienstag fand der Spatenstich fürs "Quartier am Bach" auf dem früheren Industriegelände der "Wellpappe" statt. Etwa 260 Wohneinheiten und Platz für Gewerbe sollen hier entstehen.
Zu den Schaufeln griffen Oberbürgermeister Dirk Elkemann, Bürgermeister Ludwig Sauer und Cornelia Schneider von der städtischen Wirtschaftsförderung, Thomas Körner und Diana Plahusch von der "Haus + Co"-Geschäftsführung sowie Emre Yildirim, Vertreter der Baufirma Weisenburger.
"Wir brauchen dringend Wohnraum", betonte Oberbürgermeister Elkemann. Das angeschlossene Gewerbegebiet sei "ein Schmankerl". Wiesloch befinde sich in einer "Boom-Region", "die Preise gehen durch die Decke", weil nicht genügend Wohnungen auf dem Markt seien. Er freue sich auf dieses "moderne Gebiet" noch aus zwei weiteren Gründen: Die Lage sei hervorragend und es entstehe durch die Konversion einer bereits versiegelten Fläche, wertvolle Natur werde nicht verdrängt.
Die Anfänge der Planungen reichen knapp acht Jahre zurück, wie sich Thomas Körner erinnerte. "Haus + Co" wurde durchs Verkaufsangebot auf die "geschichtsträchtige Fläche" der 1920 gegründeten Wellpapierfabrik aufmerksam. Am idyllischen Waldangelbach – der inzwischen hochwassersicher und attraktiv ausgebaut wurde – nahe dem Freibad, angrenzend an ein Wohngebiet und Gewerbeflächen, mit guter Verkehrsanbindung, praktisch mittendrin: Bei so einem Standort war für das Heidelberger Unternehmen schnell klar: "Wir wollen nach Wiesloch."
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Und weiter stand laut Körner fest: "Das muss etwas Tolles werden." Das 1995 in Heidelberg gegründete Unternehmen mit einem inzwischen rund 20-köpfigen Team baut auf seine Erfahrungen unter anderem mit dem Eichendorff-Forum in Heidelberg, dem Areal des Süba-Bauunternehmens in Hockenheim und aktuell dem Schütte-Lanz-Gelände in Brühl.
Die gute Kooperation mit der Stadt Wiesloch und den Stadtwerken war laut Körner essenziell. Zum "innovativen Energiekonzept" gehören "Haus + Co" zufolge energieeffiziente Häuser, Fotovoltaikanlagen und Stromspeicher, die Voraussetzungen für E-Ladestationen und überdachte Fahrradabstellplätze an jedem Haus.
Mit der Stadt habe man vereinbart, das gesamte "Quartier" von den Stadtwerken mit Fernwärme versorgen zu lassen. Vorgesehen ist eine Verpflichtung für alle Eigentümer, keine andere größere Wärmequelle zu benutzen. OB Elkemann erklärte dazu, dass man vorhabe, die Wärme mittelfristig klimaneutral zu erzeugen.
Um die Aufenthaltsqualität zu steigern, will "Haus + Co" viel Platz für Begrünung lassen. Am Eingang des "Quartiers" soll ein Parkhaus mit der nötigen Infrastruktur errichtet werden – das Ziel: Im Gebiet selbst sollen weniger Autos unterwegs sein, damit vor allem Kinder unbesorgt unterwegs sein können.
Zum Aspekt der Familienfreundlichkeit zählt Körner auch die gute Anbindung des Bachs und des Spielplatzes am Ufer sowie die städtisch betriebene Kindertagesstätte, die im Gebiet eingeplant ist. Der Inklusionsgedanke gehöre ebenso fest zum "Quartier", so Körner: Man arbeite auch mit der Lebenshilfe zusammen, die an der Straße In den Breitwiesen ein Wohnheim für Menschen mit Behinderung errichte – das bereits weit fortgeschritten ist.
Derweil ist im übrigen "Quartier" noch viel zu tun, das wurde auf einem Rundgang offensichtlich. 2020 begann der Rückbau der Industrieanlagen, im September 2021 starteten die ersten Erschließungsarbeiten. Viele Versorgungsleitungen und Kanäle liegen bereits. Wo die ersten Straßen – die ringförmige Straße Am Waldangelbach und die verkehrsberuhigte Straße An der Wellpappe – verlaufen werden, ist anhand von Unterbau und Bordsteinen schon erkennbar.
Das gut 60.000 Quadratmeter große Gelände hat einen fürs Auge kaum merklichen Höhenunterschied von zwei Metern und einen sehr hohen Grundwasserstand, sodass einige Baugruben vollgelaufen sind. So gilt es vor dem Hintergrund massiv gestiegener Preise und knapper Baumaterialien, schon einige Hürden zu überwinden, ehe es an die von Körner erwähnte anspruchsvolle Gestaltung geht.
Im ersten Bauabschnitt werden in den kommenden Monaten 57 Reihenhäuser und 44 Eigentumswohnungen in vier Mehrfamilienhäusern entstehen. Insgesamt wird das "Quartier am Bach" rund 100 Reihenhäuser, 18 Doppelhaushälften sowie 140 Eigentumswohnungen umfassen. Einfamilienhäuser sind nicht vorgesehen. Für "Haus + Co" hat es sich bewährt, jeweils die Hälfte der Wohneinheiten zum Verkauf anzubieten und den Rest selbst zu vermieten. Zehn Prozent der Wohnungen sind gemäß der Absprache mit der Stadt gefördert, also für sozial Schwache gedacht.
Die Erwartung des Oberbürgermeisters, dass die Wohnungen "reißenden Absatz" finden, hat sich bereits bestätigt. Laut "Haus + Co" übersteigt schon vor Baubeginn die Zahl der Interessenten die Zahl der geplanten Neubauten.



