Wiesloch

Felix und Katharina Dörr helfen Kindern in Tansania

Das Paar engagiert sich seit 2017 ehrenamtlich für ein Schulprojekt mit integrativem Zentrum für körperlich und geistig erkrankte Kinder.

27.12.2022 UPDATE: 27.12.2022 06:00 Uhr 3 Minuten, 10 Sekunden
Katharina Heide und Felix Dörr mit den Kindern, die das Schulprojekt in Chabalisa in Tansania besuchen. Sie unterstützen es mit ihrer Initiative „Move-Ing“. Foto: privat

Von Hans-Joachim Of

Wiesloch. "Mittlerweile leben 68 Kinder in Chabalisa und wir sind sehr glücklich zu sehen, wie gut es ihnen dort geht und wie erfolgreich unsere Partner vor Ort das Gesamtprojekt betreuen", sagt Felix Dörr. Kürzlich ist er nach dreiwöchigem Aufenthalt in Tansania und Äthiopien wieder in der Heimat angekommen.

Zusammen mit seiner Frau Katharina engagiert sich der 31-jährige gebürtige Wieslocher, der am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) Bauingenieurwesen studierte und 2019 sein Masterstudium mit Schwerpunkt "Wasser" abschloss, seit 2009 ehrenamtlich für Hilfsprojekte in Afrika.

So auch in Chabalisa, einem entlegenen Dorf im Nordwesten des fünftgrößten afrikanischen Landes Tansania, nahe der Grenze zu Ruanda, das fast eine Million Quadratkilometer Fläche aufweist und aktuell rund 60 Millionen Einwohner zählt. Ein dortiges Schulprojekt mit integrativem Zentrum für körperlich und geistig erkrankte Kinder wird seit fünf Jahren von den beiden ehrenamtlich unterstützt. Über die Karlsruher Universität hatte Felix Dörr unter anderem Projekte der gemeinnützigen Hochschulgruppe "Engineers Without Borders" (EWB) initiiert, durch die seither mittels solarbetriebener Tiefbrunnen mehrere Dörfer in Äthiopien mit sauberem Trinkwasser versorgt werden.

Felix Dörr packte während des Aufenthalts mit an, als eine solarbetriebene Pumpe, die Grundwasser in zwei Tanks leitet, in Betrieb genommen wurde. Foto: privat


"Eine zuverlässige Wasserversorgung ist eine der wichtigsten Voraussetzungen, dass die Menschen in vielen Teilen Afrikas ihren Lebensunterhalt bestreiten können und sie sich nicht zu einer Flucht in andere Regionen gezwungen sehen", sagt Felix Dörr. 2018 hatte er zusammen mit seiner Frau Katharina Heide den gemeinnützigen Verein "Move-Ing" gegründet. Das Ziel war und ist, ihr ehrenamtliches Engagement in der Entwicklungsarbeit unabhängig weiterzuführen und ihre Fachexpertise sowie ihre Projekterfahrung sinnvoll einzusetzen.

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"Wir waren beide in Äthiopien unabhängig voneinander seit 2009 ehrenamtlich aktiv und haben uns über dieses Engagement überhaupt erst kennengelernt", erzählt Dörr, der nach kurzem Stopp in der Heimat für seine Promotionsarbeit schon wieder in einem anderen Teil der Welt unterwegs ist.

"Die im Jahre 2020 gebaute integrative Schule in Chabalisa läuft gut. Bislang gibt es dort eine erste und zweite, sowie eine Förderklasse", lassen die beiden Ingenieure, die auf ihrer aktuellen Reise von Kathis Bruder Max begleitet und unterstützt wurden, wissen. Der Schulbesuch für die Kids soll grundsätzlich bis zur 7. Klasse ermöglicht werden, sodass in den nächsten Jahren zu Beginn jedes neuen Schuljahres im Januar planmäßig bis zu 30 neue Kinder hinzukommen werden. "Aus diesem Grund haben wir vor, weiteren Wohnraum in Chabalisa zu schaffen sowie einen noch im Rohbau befindlichen Gebäudeteil, als Wohnheim für die Kinder mit Behinderung auszubauen", heißt es. Das gehe natürlich nicht ohne Spenden, "für die wir sehr dankbar sind".

Eine der wichtigsten Aufgaben aktuell war, die Wasserversorgung im Ort weiter sicherzustellen. Die Regenwasseraufbereitungsanlage, von den beiden Deutschen bereits 2018 installiert, funktioniere weiterhin einwandfrei. Während ihres Aufenthalts nahmen sie jetzt zusätzlich eine solarbetriebene Pumpe, die das Grundwasser in zwei oberirdische Tanks leitet, in Betrieb. Zuvor hatte ein Bohrgerät bereits einen 200 Meter tiefen Brunnen in das Felsgestein getrieben. So ist die Wasserversorgung des Zentrums auch in Zukunft gesichert, wenn die Anzahl der Kinder in Chabalisa weiter wächst.

"In Verbindung mit Solarthermie ist das kostbare Nass jetzt auch als heißes Duschwasser nutzbar", freuen sich Felix und seine zwei Jahre jüngere Ehefrau. Die Ordensschwestern seien ausgiebig in die Technik eingewiesen worden, um das ganze System weiter bedienen und warten zu können. Seit Anbeginn ihres Engagements ist der tansanische Schwesternorden ("Unlimited Love Sisters") mit der Projektidee, den Aufbau einer Wohn- und Bildungsstätte für Kinder mit Behinderung in Chabalisa voranzutreiben, am Start. Obwohl Felix und Kathi viel Fachwissen und Engagement in das Projekt investierten, setzen sie, auch in Abwesenheit, großes Vertrauen in die Menschen vor Ort.

"Wir wollen uns in keiner Weise aufdrängen oder Eigeninitiative untergraben, halten uns bewusst aus organisatorischen oder betrieblichen Dingen heraus", betont Dörr. Ihre Motivation sei ungebrochen: Die Anschaffung zweier Milchkühe ist ebenso angedacht wie der Bau einer Großküche mit einem Dach über dem Kopf, denn "zurzeit wird für die Kinder noch unter freiem Himmel gekocht". Bei ihrer jetzigen Rückreise aus Tansania mussten sie, wie fast immer, in Äthiopien umsteigen und legten einen dreitägigen Zwischenstopp in der Hauptstadt Addis Abeba ein. "Wir haben dort viele Freunde, die wir jetzt auch besuchten, zumal ich dort summiert rund drei Jahre verbracht habe", betont Felix Dörr.

Extrem zu sehen sei gewesen, wie sehr sich das ohnehin schon schwere Leben vieler Menschen noch weiter verschlechtert habe. Insbesondere würden dort deutlich mehr Kinder als noch vor einigen Jahren auf der Straße leben und betteln. "Das ist sehr erschütternd anzusehen". Im Vergleich zu 2010 seien die Lebensmittelpreise in dem vom Bürgerkrieg zerrütteten Land zum Teil um das 15-fache gestiegen, doch das Einkommen meist unverändert geblieben.

"Am Tag unserer Rückreise wurden die ersten Friedensabkommen zwischen Äthiopiens Regierung und Vertretern der Tigray-Region unterzeichnet und wir hoffen sehr, dass es den dort lebenden Menschen bald besser geht", so Katharina und Felix Dörr abschließend. Im Laufe der Jahre haben beide eine innige Beziehung zu den Menschen in Tansania und Äthiopien entwickelt. "Daraus sind nicht nur Partnerschaften, sondern auch wertvolle Freundschaften entstanden".

Info: Alle Informationen zum Projekt gibt es auf der Homepage www.move-ing.org

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