Nachfrage nach Betreuungsplätzen bleibt hoch
Kindergartenbedarfsplanung und Schulbericht im Walldorfer Gemeinderat - Warteliste für unter dreijährige Kinder

Sehnsüchtig erwartet wird das neue Walldorfer Kinderhaus im Gewann Hof, in dem 100 neue Betreuungsplätze entstehen. Die Fertigstellung des 6,8 Millionen Euro teuren Projekts ist für Frühjahr 2020 geplant. Foto: Pfeifer
Walldorf. (rö) "Wir sind froh und dankbar, wenn das neue Kinderhaus im Gewann Hof öffnet", sagte Walldorfs Erster Beigeordneter Otto Steinmann in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats. Er stellte dem Gremium die Kindergartenbedarfsplanung 2019 vor, ergänzt durch den aktuellen Schulbericht. Allerdings: Auch wenn im neuen Kinderhaus 100 Betreuungsplätze entstehen, ist damit die Zeit der Interimslösungen noch nicht vorbei.
Zwar werde es Umzüge bestehender Gruppen ins neue Haus geben, "aber es wird nicht so sein, dass wir im Frühjahr 2020 eine Einrichtung auflösen", so Steinmann. Wie auch aus den Stellungnahmen der Gemeinderäte deutlich wurde, denkt man eher über einen weiteren Neubau nach, zumal auch durch den zweiten Bauabschnitt von Walldorf-Süd mit weiteren Kindern zu rechnen ist.
Nach Steinmanns Worten wirken sich die steigenden Einwohnerzahlen - von 14.722 (2011) auf 15.941 (2018) - auch auf die Jahrgangszahlen aus, die ebenfalls stetig ansteigen. Im Durchschnitt habe man 160 Kinder pro Jahrgang. Für Kinder über drei Jahren gibt es aktuell 654 Plätze, wobei die ehemalige "Regelgruppe" unter den Betreuungsformen immer mehr an Bedeutung verliert und nur noch zehn Prozent ausmacht. Über 40 Prozent der Ü3-Kinder nimmt dagegen das Ganztagsangebot in Anspruch.
Im Bereich der Kinder unter drei Jahren hat Walldorf 168 Plätze, dazu kommen 40 weitere in betreuten Spielgruppen, die jedoch in der Betreuungsquote nicht angerechnet werden können: Die liegt bei zwei Jahrgängen bei 52 Prozent. "Wir haben in diesem Bereich eine Warteliste", machte Steinmann den Bedarf deutlich.
Alle Kinder, die derzeit auf der Warteliste stehen, sollen ebenso im neuen Kinderhaus versorgt werden wie zwei Ü3-Gruppen aus dem interimsweise genutzten Kinderhaus Schulstraße (eine U3-Gruppe verbleibt dort zunächst) und eine U3-Gruppe aus der Containeranlage im Rockenauerpfad (eine Gruppe verbleibt).
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Die derzeit im ehemaligen Forsthaus in der Dannheckerstraße untergebrachten betreuten Spielgruppen ziehen in die Container um, sodass das alte Forsthaus frei wird, "für welche Nutzung auch immer". Sicher sei dort zunächst die eine oder andere Sanierungs- und Reparaturmaßnahme nötig.
Deutlich gestiegen sind in den vergangenen Jahren die finanziellen Zuweisungen vom Land: Waren es 2012 noch Zuschüsse in Höhe von 1,7 Millionen für die Kinderbetreuung, erwartet Walldorf im laufenden Jahr fast 3,2 Millionen Euro.
Steinmann ging auch auf die kommunale Schülerbetreuung an. "Unser Personal macht einen hervorragenden Job", sagte er. 298 Schüler nehmen aktuell die kommunale Betreuung in Anspruch, was sich die Stadt 1,9 Millionen Euro kosten lässt. Nach dem Umzug der Sambugaschule an die Waldschule (zum Schuljahr 2019/20) wird die derzeit im Gebäude C der Schillerschule untergebrachte kommunale Betreuung in den Ost-Flügel des ehemaligen "Weisbrod-Baus" umziehen.
"Gut angelegtes Geld" seien die sechs Millionen Euro, die Walldorf jährlich neben den erhaltenen Zuschüssen in die Kinderbetreuung investiere, sagte Hannelore Blattmann (CDU). Man biete eine Vielfalt an Betreuungsformen und das zu moderaten Beiträgen.
Auch Walldorfs Schulen seien "bestens aufgestellt", ergänzte ihr Fraktionskollege Christian Winnes. Dr. Andrea Schröder-Ritzrau (SPD) sah in den stetig steigenden Kinderzahlen einen Beleg dafür, "wie attraktiv Walldorf ist". Die Stadt sei zudem in der Lage, "extrem familienfreundliche Beiträge" zu erheben. "Unsere Bedarfsplanung ist gut", stellte Wilfried Weisbrod (Grüne) fest. Kritisch sah er die Umsetzung der Ganztagsschule an Realschule und Gymnasium: "Da kommt kein Konzept", sagte er.
Zuvor hatte sich schon Winnes von den neuen Räumen für die Ganztagsbetreuung am Schulzentrum, die derzeit im Bau sind, eine Verbesserung in dieser Hinsicht erhofft. Dazu erklärte Bürgermeisterin Christiane Staab, das werde man in der nächsten Sitzung des Schulausschusses diskutieren: "Die Schulen haben sich auf den Weg gemacht", sagte sie.
"Walldorf wächst stetig", stellte Günter Lukey (FDP) fest, deshalb würden immer wieder zusätzliche Angebote notwendig. Wie einige seiner Vorredner sprach er die Situation an Schiller- und Waldschule an: Es dürfe nicht sein, dass man die Schulbezirksgrenzen ändere, um die momentan teils fünfzügige Schillerschule zu entlasten, und dann vielleicht feststellen müsse, "dass an der Waldschule keine Räume vorhanden sind".
Vorher hatte sich Christian Winnes "offen" für eine Änderung der Schulbezirksgrenzen gezeigt, wenn alle Fragen zu diesem Thema geklärt seien. Andrea Schröder-Ritzrau sah "Handlungsbedarf an beiden Grundschule" und Wilfried Weisbrod forderte, das seit Langem diskutierte Thema jetzt anzugehen.



