Kinderzahlen in Walldorf steigen

Wenn der Nachwuchs auf die Warteliste muss

Aktuell reichen Betreuungsplätze aus - Krippenbereich-Engpass droht im Frühjahr 2019

29.03.2018 UPDATE: 03.04.2018 06:00 Uhr 3 Minuten, 5 Sekunden

Die neue Containeranlage auf dem Grundstück der Zipfelmützen am Eck Rockenauerpfad/Dannhecker Straße in Walldorf ist demnächst bezugsfertig. Mit der Interimslösung wird Platz für zwei Krippengruppen geschaffen. Foto: Pfeifer

Walldorf. (rö) Es ist eigentlich eine erfreuliche Nachricht: Mit dem anhaltenden Bevölkerungswachstum - seit 2011 kletterte Walldorfs Einwohnerzahl von 14.700 auf 15.800 - wächst auch die Zahl der Kinder. Das bedeutet für die Stadt andererseits die große Herausforderung, genügend Betreuungsplätze bereitzustellen. Mit den neuen Einrichtungen in der Sozialen Mitte, der Sanierung des eigentlich schon ausgemusterten Kindergartens in der Schulstraße, der in Kürze bezugsfertigen Containerlösung am Eck Rockenauerpfad/Dannhecker Straße, dem neuen Waldkindergarten im Gewann Hof und dem geplanten Neubau einer sechsgruppigen Einrichtung in dessen Nachbarschaft wurden in den vergangenen Jahren große Anstrengungen unternommen. Trotzdem "müssen wir im Frühjahr 2019 von einem weiteren Engpass ausgehen", so der Erste Beigeordnete Otto Steinmann in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats. Dann wird es nach seinen Worten im Krippenbereich erneut eine Warteliste geben.

Steinmann stellte dem Gemeinderat neben der Kindergartenbedarfsplanung, die einstimmig beschlossen wurde, auch den Schulbericht zur Kenntnisnahme vor. Bei Gesamtkosten von neun Millionen jährlich für die Kinderbetreuung kommen lediglich 3,5 Millionen aus Gebühren und Zuschüssen, die restlichen 5,5 Millionen schießt die Stadt zu. Zusätzlich nimmt Walldorf noch 1,6 Millionen Euro für die eigenen pädagogischen Kräfte in die Hand, die an den Schulen im Einsatz sind. "Ohne diesen kommunalen Einsatz wäre der Ganztagsbetrieb nicht umsetzbar", sagte Otto Steinmann.

Für 633 Kinder über drei Jahren stehen aktuell 640 Plätze zur Verfügung. Dabei nimmt die Nachfrage nach dem sogenannten "Regelangebot" immer mehr ab und macht nur noch knapp über 20 Prozent aus, während die verlängerten Öffnungszeiten und das Ganztagsangebot immer stärker nachgefragt werden. Im U 3-Bereich gibt es 110 Krippenplätze, 48 belegbare Plätze bei Tagesmüttern und weitere 40 in den betreuten Spielgruppen des Vereins "Zipfelmützen", die allerdings für den bestehenden Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz (ab einem Jahr) nicht angerechnet werden können. Deshalb kommt Walldorf derzeit auf eine Quote von 51 Prozent für die beiden U 3-Jahrgänge mit Rechtsanspruch - werden Kinder unter einem Jahr einbezogen, liegt man bei 34 Prozent. Damit ist man zwar "formal gut aufgestellt", dennoch sei nach dem aktuellen Abgleich aller Vormerkungen davon auszugehen, dass im Frühjahr 2019 "eine Warteliste verbleibt".

Ein neues Angebot ist laut Steinmann im kommenden Sommer der "Urlaub ohne Koffer - Mini" im Jump, eine Betreuung für Kindergartenkinder, die während der ersten drei Schließwochen in den Sommerferien stattfinden wird, und zwar ausdrücklich nur in "Notfällen". Im Astorhaus wird im Sommer die letzte noch bestehende Schülerhortgruppe auslaufen; hier möchte die Verwaltung dann eine weitere Kindergartengruppe mit verlängerter Öffnungszeit (sieben Stunden) einrichten. Diese soll auf die Bedürfnisse von Kindern mit Allergien oder chronischen Krankheiten wie Diabetes abgestimmt sein. Steinmann gab auch bekannt, dass die ursprünglich 30 städtischen Belegplätze im "Haus der kleinen Hände" der SAP, die in beiderseitigem Einvernehmen sukzessive zurückgefahren wurden, inzwischen endgültig ausgelaufen sind.

Aus den Reihen des Gemeinderats kamen neben breiter Zustimmung die unterschiedlichsten Anmerkungen. So sprach Hannelore Blattmann (CDU) unter anderem an, dass man sowohl den als Übergangslösung sanierten Kindergarten in der Schulstraße als auch die neuen Container für den künftigen Bedarf vorhalten müsse. Zum hohen Zuschussbedarf sagte sie: "Dem Gemeinderat war die Vielfalt der Betreuungsformen wichtig und die moderaten Beiträge ein Anliegen", inzwischen habe man "eine Fast-Rundum-Betreuung". Für Petra Wahl (SPD) wirft "die weitere Ertüchtigung des Astorhauses" in Sachen Kinderbetreuung Fragen auf, über die man noch diskutieren müsse.

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Dr. Günter Willinger (FDP) erklärte, man wolle sowohl die Container weiter verwenden als auch den Kindergarten in der Schulstraße "als Back-up" haben. Die Mini-Variante des "Urlaubs ohne Koffer" dürfe es tatsächlich nur für Notfälle geben: "Wir wollen die Eltern nicht aus der Verantwortung entlassen, mit ihren Kindern Urlaub zu machen." Für Horst Dobhan (Grüne) sind im Ü 3-Bereich die gesetzlichen Vorgaben erfüllt, während es für die unter Dreijährigen "noch Handlungsbedarf" gebe. Danken müsse man allen Steuerzahlern, die die Stadt in die Lage versetzten, allein in der Kinderbetreuung 5,5 Millionen Euro jährlich zuzuschießen.

Christian Winnes (CDU) sagte zum Schulbericht, die CDU werde einer möglichen Änderung der Schulbezirksgrenzen nur zustimmen, wenn die Waldschule einen weiteren - dann dritten - Grundschulzug aufnehmen könne. Nach seinen Worten würde man es begrüßen, wenn die Sambugaschule 2019 an die Waldschule umzieht. Petra Wahl forderte "schleunigst" eine Lösung für neue Schulbezirksgrenzen, damit die Schillerschule nicht dauerhaft fünfzügig bleibt. Sie forderte zudem "eine Lösung für die Sambugaschule". In beiden Fällen müsse man "irgendwann mal Nägel mit Köpfen machen", erklärte Dr. Günter Willinger, speziell an der "desolaten Situation" der Sambugaschule habe sich "nichts geändert".

Otto Steinmann verwies in beiden Punkten auf den Schulbericht. Die Verwaltung wolle keine generelle Fünfzügigkeit der Schillerschule, deshalb habe man im zuständigen Arbeitskreis intensiv über die Schulbezirksgrenzen diskutiert. Und: "Die Sambugaschule ist uns wichtig." Deshalb, so ergänzte Bürgermeisterin Christiane Staab, habe man auch "darauf gedrungen, dass die Schulleiterstelle wieder besetzt wird".

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