Vor 50 Jahren

So wurden Lobenfeld und Waldwimmersbach zu Lobbach

Die einst eigenständigen Gemeinden bildeten vor 50 Jahren die Gesamtkommune Lobbach.

28.06.2025 UPDATE: 28.06.2025 04:00 Uhr 4 Minuten, 48 Sekunden
Am Lobenfelder Kreisel weist eine Flagge neben dem Gemeindewappen auf das Jubiläum hin. Zu den Wahrzeichen zählt das Lobenfelder Kloster, rechts das neue Rathaus in Waldwimmersbach. Foto: Alex

Von Nicolas Lewe

Lobbach. Die 1970er Jahre bilden das Jahrzehnt der Eingemeindungen in der Region. Große Städte "schluckten" kleine Dörfer. Im heutigen Lobbach war dies anders. Hier fusionierten die selbstständigen Orte Lobenfeld und Waldwimmersbach zur neuen Gemeinde Lobbach.

50 Jahre ist dieser Zusammenschluss nun her. 2338 Bürger zählt die Gemeinde Lobbach nach Angaben des Statistischen Landesamts Baden-Württemberg heute. Lobbach selbst spricht von 2400 Einwohnern bei 1046 Haushalten. An diesem Wochenende (siehe "Extra") erreichen die Feierlichkeiten zum 50. "Geburtstag" ihren Höhepunkt. Die RNZ ist aus diesem Anlass in die Historie der Gemeinde eingetaucht.

Nur am Gewerbegebiet „Spitzäcker“ trägt das Ortsschild weder die Aufschrift Lobenfeld noch Waldwimmersbach. Foto: Alex

Der Weg zur Fusion

Ursprünglich wollten die Lobenfelder lieber eine eigenständige Gemeinde bleiben. Bei einer Bürgeranhörung im Januar 1974 stimmten 336 Lobenfelder mit Nein und nur 21 mit Ja. Die Frage lautete "Sind Sie für die Vereinigung der Gemeinde Waldwimmersbach und der Gemeinde Lobenfeld zu einer neuen Gemeinde?" Die 357 Lobenfelder, die abgestimmt hatten, entsprachen einer Wahlbeteiligung von 76 Prozent.

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In Waldwimmersbach ergab sich dagegen vor 51 Jahren ein ganz anderes Bild. Dort stimmten nur 34 Prozent der Wahlberechtigten ab. Diese aber im Gegensatz zu Lobenfeld mit 250 zu 20 Stimmen mit einem eindeutigen Ja für die Fusion der beiden Gemeinden.

Waldwimmersbach zählte damals 801 Einwohner, Lobenfeld nur 475. Rein nach dem Votum der Bürgeranhörung wäre es wohl eher nicht zu weiteren Verhandlungen über eine Fusion gekommen. Doch die damalige baden-württembergische Landesregierung hatte andere Pläne. Sie legte den Gemeinden Lobenfeld und Waldwimmersbach den Entwurf einer Vereinbarung zur Fusion vor, über den die Gemeinderäte im Mai 1974 abstimmten.

Angesichts der erst vier Monate zuvor durchgeführten Bürgeranhörung überrascht das Ergebnis fast ein bisschen. Weniger das Ergebnis in Waldwimmersbach, wo die Räte einstimmig bei einer Enthaltung zustimmten als das Ergebnis in Lobenfeld, das ebenso einstimmig ohne Enthaltung ausfiel. Damit war klar: Lobenfeld und Waldwimmersbach werden zu einer Gemeinde vereint.

Der offizielle Zusammenschluss erfolgte am 31. Dezember 1974. Am Neujahrsmorgen 1975 wachten also die Lobenfelder und Waldwimmersbacher zusätzlich auch als Lobbacher auf. Fortan gab es eine Gesamtgemeinde und zwei Ortsteile.

Foto: Alex

Der neue Gemeindename

Dass aus Lobenfeld und Waldwimmersbach der übergreifende Gemeindename Lobbach entstand, erscheint logisch. Zumindest, wenn man davon ausgeht, dass es sich dabei um eine Kombination aus der ersten Silbe von Lobenfeld und der letzten Silbe von Waldwimmersbach handelt. Aber wie der zum 50. Jubiläum herausgegebenen Ortschronik zu entnehmen ist, ist diese Annahme falsch. Der Gemeindename bezieht sich demnach auf den Bach, der die Gemeinde durchzieht. Doch ganz so einfach gestaltete sich die Entscheidung für den neuen Gemeindenamen damals nicht.

Der Gesetzesentwurf des Landes sah nämlich zunächst die Übernahme des Namens Waldwimmersbach für die Gesamtgemeinde vor. Das jedoch wurde vom Lobenfelder Gemeinderat entschieden abgelehnt. Und auch, ob sich der namensgebende Bach eigentlich mit einem oder zwei B schreibt, war vor 50 Jahren ein großes Thema.

Dies führte sogar zu einer Anfrage beim Generallandesarchiv in Karlsruhe, das zwar die Auskunft gab, dass sich die Schreibweise "Lobach" mit einem B in alten Karten finde, in neueren Karten aber die Schreibweise "Lobbach" mit zwei B geläufig sei. Und noch einen wichtigen Ratschlag gab es vom Landesarchiv: "Von der Schreibweise Lobach ist dringend abzuraten, da es bereits bei Holzminden eine Gemeinde Lobach gibt. Zur Unterscheidung wäre die Schreibweise Lobbach dringend beizubehalten." Ein interessanter Fakt am Rande: Bis 1996 war Lobbach die einzige Gemeinde im Rhein-Neckar-Kreis ohne eigenes Wappen.

Erste gemeinsame Entscheidungen

Am 16. März 1975 fand die erste Wahl eines Bürgermeisters für Lobbach statt. Gewählt wurde Herbert Kiefer, der das Amt ab April 1975 bis ins Jahr 1991 bekleidete. Zuvor hatte Walter Bender von Januar bis April 1975 als Amtsverweser nach der Geburtsstunde der Fusion fungiert. Als Bürgermeister ab 1991 folgten Harald Ehrler von 1991 bis 2001, Heiner Rutsch von 2001 bis 2017, Edgar Knecht von 2017 bis 2023 und seit Dezember 2023 Florian Rutsch, Sohn von Heiner Rutsch. Gut einen Monat nach der ersten Bürgermeisterwahl im Jahr 1975 wurde am 20. April auch erstmals ein Lobbacher Gemeinderat gewählt.

Foto: Alex

Aus der Vereinbarung über die Fusion der beiden Gemeinden ergab sich, dass die Hauptverwaltung der Gemeinde ihren Sitz im Ortsteil Waldwimmersbach hat. In Lobenfeld in der Klosterstraße 43 wurde eine Verwaltungsstelle der Gemeinde eingerichtet. Im Jahr 1987 zog das Bürgermeisteramt Lobbach zunächst in die Räume des ehemaligen Gasthauses "Zur Post" im Ortsteil Waldwimmersbach ein. Seit Mai 2021 hat die Gemeindeverwaltung Lobbach ihren Sitz im neu gebauten Rathaus mit Dienstleistungszentrum in der Hauptstraße 52.

Bis ins Jahr 1994 hinein gab es neben dem Gemeinderat auch weiterhin Ortschaftsräte in beiden Ortsteilen. Doch rund 20 Jahre nach der Fusion kam der Gemeinderat 1994 mit der Zustimmung der Ortschaftsräte zu dem Entschluss, "dass das Geschaffene und der Standard in beiden Ortsteilen es zulässt, die örtlichen Entscheidungsgremien und somit die Ortschaftsräte aufzulösen". Gleichzeitig wurde die paritätische Besetzung des Gemeinderates mit je sieben Mitgliedern aus Lobenfeld und Waldwimmersbach festgelegt.

Das ist Lobbach heute

"Aus einer ehemals landwirtschaftlich geprägten Gemeinde wurde eine Wohn- und Arbeitsgemeinde." Dieses Selbstbild vertritt Lobbach auf seiner Gemeinde-Homepage. Stolz ist man auch auf ein reges Vereinsleben mit zahlreichen Veranstaltungen im Jugend- und Seniorenbereich sowie auch kulturellen Aktivitäten. Als Beispiele angeführt werden die Kerwen in beiden Ortsteilen und das Klosterfest im historischen Bereich vom Kloster Lobenfeld. Seit 1996 gibt es eine Städtepartnerschaft mit der französischen Gemeinde Loury im Loiretal. Besondere Verbindungen ist Lobbach zudem mit den deutschen Gemeinden Barnewitz, Buschow, Garlitz und Möthlow in Brandenburg sowie mit Nempitz in Sachsen-Anhalt eingegangen. Mit den brandenburgischen Gemeinden besteht ein Freundeskreis der evangelischen Chorgemeinschaft Lobenfeld-Waldwimmersbach und mit Nempitz eine Feuerwehrpartnerschaft der Abteilung Lobenfeld. Eine Zeit lang wurde auch eine Fußballpartnerschaft mit Vichy in Frankreich gepflegt.

Seit 1983 befinden sich auch die einst eigenständigen Feuerwehr-Abteilungen Lobenfeld und Waldwimmersbach unter einer gemeinsamen Führung. Bereits mit Beginn der Fusion wurden Alarmierungen und Hauptübungen aufeinander abgestimmt. Bei den Kirchengemeinden verhält es sich dagegen so, dass die katholische Pfarrei Herz-Jesu Lobenfeld mit den Filialen Waldwimmersbach und Mönchzell aktuell noch Teil der Seelsorgeeinheit Neckar-Elsenz ist. Ab 1. Januar 2026 wird die Seelsorgeeinheit und damit auch die Pfarrei Lobenfeld in die Kirchengemeinde Kraichgau integriert. Leitender Pfarrer wird Tobias Streit. Auf evangelischer Seite sind die Kirchengemeinden Lobenfeld und Waldwimmersbach rechtlich selbstständig. Sie gehörten zuletzt mit Mückenloch dem Pfarramt Waldwimmersbach an und seit 2025 dem evangelischen Dekanat Kraichgau. Ein Jubiläum feiern 2025 auch die "Freunde der Klosterkirche Lobenfeld". Der Verein, der sich des Gemeindewahrzeichens angenommen hat, gründete sich 1995. Der Verein bietet Führungen in und um die Klosterkirche an und organisiert Ausstellungen, Seminare sowie Veranstaltungen.


> Ihren Zenit erreichen die Feierlichkeiten des 50. Gemeindejubiläums an diesem Wochenende. Am Samstag und Sonntag, 28. und 29. Juni, findet ein Bürgerfest statt. Dieses soll gemeinsam mit den französischen Freunden aus Loury sowie vielen Gästen aus Lobbach und Umgebung auf dem Festplatz in Waldwimmersbach gefeiert werden. Los geht es am Samstagabend mit einem Freiluftkonzert am Festplatz. Um 20 Uhr treten dort die Tribute-Künstler von "The Music of Queen" auf.

Sonntags geht es dann auf dem Festplatz um 10.30 Uhr mit der Begrüßung durch Bürgermeister Florian Rutsch samt der Männergesangvereine aus Lobenfeld und Waldwimmersbach weiter. Um 11 Uhr gibt es einen ökumenischen Gottesdienst mit Beteiligung von Posaunenchor, Kindergärten und Kirchenchören. Nach dem Musikverein Waldwimmersbach tritt um 14.30 Uhr Kabarettist Arnim Töpel auf und ab 15.30 Uhr sorgt das Duo "Hitzefrei" für Familienunterhaltung. Die ist auch abseits der Bühne ganztags gegeben mit Angeboten wie Hüpfburg, Kinderschminken, Torwartschießen und Kulinarik.

Der Musikverein Waldwimmersbach hatte sich bereits im März mit einer eigenen Veranstaltung in die Jubiläumsfeierlichkeiten eingebracht. Die Gäste konnten sich in der Maienbachhalle über "Blasmusik der Spitzenklasse" freuen. Ebenfalls im März trug der Tischtennisverein TTC Lobbach die Jubiläums-Gemeindemeisterschaften aus. Veranstaltungsort war auch hier die Maienbachhalle. Im Internet unter www.lobbach.de findet sich in der Rubrik "Unsere Gemeinde" im Unterpunkt "Gemeindejubiläum" eine Veranstaltungsübersicht zum Jubiläum, die ständig aktualisiert wird. Entsprechende Veranstaltungen werden selbstverständlich auch beizeiten in der RNZ angekündigt. 

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