Leimens Oberbürgermeister Reinwald wehrt sich gegen Gerüchte
"Ich habe nichts zu vertuschen": Der Rathauschef macht Front gegen die Gerüchteküche und veröffentlicht eine Erklärung.

Von Thomas Frenzel
Leimen. "Anfangs habe ich darüber noch gelacht und dem Ganzen keine größere Bedeutung geschenkt", sagt Leimens Oberbürgermeister Hans D. Reinwald. Dann schiebt der Rathauschef nach: "Als aber auch meine Frau, meine Familie und selbst Mitarbeiterinnen in den Fokus gerieten, stand für mich fest – jetzt ist Schluss!"
Worum es geht? Um Gerüchte, um Verunglimpfungen, um Unwahrheiten. Die machen inzwischen nicht alleine in Leimen die Runde, sondern kursieren auch bei ihm zu Hause in Graben-Neudorf. Nach reiflicher Überlegung geht er deshalb jetzt selbst in die Offensive. Mit einer "Pressemitteilung in eigener Sache", wie er sie nennt.
Hintergrund
Die Erklärung von Leimens OB Reinwald im Wortlaut:
"Pressemitteilung in eigener Sache:
Wie und warum der Oberbürgermeister von Leimen diskreditiert werden soll
Immer wieder lesen wir in Zeitungen, dass Bürgermeister im Land beschimpft,
Die Erklärung von Leimens OB Reinwald im Wortlaut:
"Pressemitteilung in eigener Sache:
Wie und warum der Oberbürgermeister von Leimen diskreditiert werden soll
Immer wieder lesen wir in Zeitungen, dass Bürgermeister im Land beschimpft, beleidigt und bedroht werden, dass man versucht, sie verächtlich zu machen und sie mit bösen Gerüchten zu überziehen.
Das ich auch einmal Opfer einer solchen Kampagne werden würde, habe ich nie gedacht. Doch leider ist es so. Aber ich möchte mich wehren und gehe deshalb an die Öffentlichkeit, zumal sich die Gerüchte in jüngster Zeit zugespitzt haben und auch bewusst in meine ehemalige Bürgermeistergemeinde Graben-Neudorf getragen werden.
Unsere Bürgerinnen und Bürger sollen wissen, was im Unter- und Hintergrund so vor sich geht und wie versucht wird, mich und meine Familie zu verunglimpfen.
Im Visier stehen ich und auch meine Frau. Schon vor langer Zeit bekam ich einen anonymen Brief, dem ich aber keine Bedeutung geschenkt habe: Ich solle auf eine erneute Kandidatur verzichten. Sonst würde "ausgepackt".
Angesichts von Bedrohungen und Beschimpfungen schweigen viele Aktive "aus Angst vor weiteren Eskalationen und aus Sorge um ihre Familie", so heißt es in einer aktuellen Broschüre für Bürgermeister unter dem Titel "Position, Prävention und Intervention gegen Bedrohungen in der Kommunalpolitik".
Ich will nicht schweigen und stelle heute klar:
- Ich besitze noch meinen Führerschein und musste ihn nicht wegen Trunkenheit am Steuer abgeben.
- Ich bin nicht führerscheinlos mit dem Auto in Leimen unterwegs.
- Ich bin nicht Vater von Kindern meiner Sekretärinnen in Leimen, was als "Topnachricht" nach Graben-Neudorf gemeldet wird und sich dort verbreitet.
- Ich habe keine Geliebte. Damit könnte ich meiner Arbeit im Rathaus nicht nachkommen.
Über meine Frau wird behauptet,
Sie sei in einem Verfahren verurteilt worden und habe ihre Zulassung als Rechtsanwältin verloren. Was stimmt ist: Sie hat die Kanzlei in Graben-Neudorf aufgegeben und arbeitet jetzt als Juristin im öffentlichen Dienst.
2013 (!) war es zu Abrechnungsfehlern in der neuen Kanzlei gekommen. Niemand kam dabei zu Schaden. Alles wurde behoben. Der Fall lag vor unserer Hochzeit 2015 und hat mit mir und meiner Arbeit im Rathaus nichts zu tun. Ein Zeitungsartikel dazu wird nun anonym verschickt, um uns zu schaden und uns gemeinsam in ein schlechtes Licht zu stellen.
Geht man so politisch miteinander um? Mein einziges Interesse ist es Leimen gemeinsam voranzubringen und keine persönlichen Schmutzkampagnen zu führen.
Hans D. Reinwald"
Ganz bewusst nutzt der Rathauschef in seiner Mitteilung den Begriff "persönliche Schmutzkampagnen". Er ist überzeugt, dass diese vor allem auf das kommende Jahr zielen: Mitte 2024 endet seine erste Amtszeit und er will wieder antreten. Der Wahltermin wird voraussichtlich im März oder April sein, sagt er, muss aber noch vom Gemeinderat festgelegt werden.
Bestärkt in seiner Vermutung, dass die nahende Oberbürgermeisterwahl die entscheidende Rolle spielt, wird Reinwald von jenem anonymen Brief, der ihn schon im vergangenen Jahr privat erreichte. "Ich solle auf eine erneute Kandidatur verzichten", fasst Reinwald den Inhalt zusammen, "sonst würde ,ausgepackt‘".
"Es gibt nichts auszupacken", sagt der OB aber mit Hinweis auf die "im Unter- und Hintergrund" verbreiteten Schmähungen. Wörtlich: "Ich habe nichts zu vertuschen!" In seiner persönlichen Erklärung stellt er denn auch unmissverständlich klar: "Ich besitze noch meinen Führerschein und musste ihn nicht wegen Trunkenheit am Steuer abgeben." Er sei deshalb auch nicht führerscheinlos mit dem Auto in Leimen unterwegs.
Es köchelt in der Gerüchteküche aber offenbar auch noch stärkerer Tobak. "Ich bin nicht Vater von Kindern meiner Sekretärinnen", schreibt Reinwald. Und: "Ich habe keine Geliebte."
Die üble Nachrede ist im zurückliegenden Vierteljahr immer massiver geworden, sagt der OB. Das Fass zum Überlaufen gebracht hat aber, dass auch seine Frau zur Zielscheibe wurde. Anders als verbreitet, habe sie ihre Zulassung als Rechtsanwältin nicht verloren. "Was stimmt", schreibt Reinwald: "Sie hat die Kanzlei in Graben-Neudorf aufgegeben und arbeitet jetzt als Juristin im öffentlichen Dienst."
Reinwald nennt in diesem Zusammenhang einen Zeitungsartikel, der anonym verschickt wird, "um uns zu schaden und uns gemeinsam in ein schlechtes Licht zu stellen". Darin geht es um "Abrechnungsfehler", wie er schreibt, zu denen es 2013 in der frisch gegründeten Kanzlei seiner späteren Ehefrau gekommen war. Die in Karlsruhe erscheinenden Badischen Neuesten Nachrichten (BNN) hatten über den Prozess berichtet, in dem der promovierten Juristin in ihrer Funktion als vom Gericht bestellte Betreuerin Untreue vorgeworfen worden war.
Reinwald: "Der Fall lag vor unserer Hochzeit 2015 und hat mit mir und meiner Arbeit im Rathaus nichts zu tun." Und weiter mit Blick auf das Gerichtsverfahren: "Niemand kam dabei zu Schaden, alles wurde behoben."
Was den Oberbürgermeister jenseits der versuchten Rufschädigung seiner Person bewegt, ist anderes: Selbst in der Kommunalpolitik werde der Umgang miteinander immer schwieriger. Bürgermeisterkollegen hätten ihm zunehmend von ähnlichen Erlebnissen wie den seinen berichtet. "Auch deshalb will ich das nicht mehr alles herunterschlucken", sagt Reinwald.