Statt Sanierung

Neue Toilettenanlage auf Wieslocher Friedhof kommt

Der Gemeinderat stimmte für eine Fertiganlage. Kritik gab es an der Standortwahl an der Mauer zur Hauptstraße. Wegen der Erschließung sei diese laut Verwaltung aber alternativlos.

02.10.2024 UPDATE: 02.10.2024 04:00 Uhr 2 Minuten, 21 Sekunden
An dieser Stelle an der Friedhofsmauer soll die neue Toilettenanlage in Fertigbauweise entstehen. Foto: Helmut Pfeifer

Wiesloch. (tt) Nur wenige Meter vom Eingang des Wieslocher Friedhofs entfernt soll eine neue, barrierefreie Toilettenanlage aufgestellt werden. Das hat eine breite Mehrheit in der jüngsten Gemeinderatssitzung beschlossen. Bei der Fertigteil-Anlage handelt es sich um eine abgespeckte Variante des Modells, das erst vor Kurzem auf dem Fontenay-aux-Roses-Platz aufgestellt wurde. Die Kosten liegen laut Verwaltung bei rund 100.000 Euro.

"Der Bedarf ist schon seit Längerem angemeldet", sagte Oberbürgermeister Dirk Elkemann. Man bekomme immer wieder Rückmeldungen von Besuchern, dass die bestehende Anlage in keinem guten Zustand sei. "Darüber kann man geteilter Meinung sein", so der OB. Allerdings sei die Barrierefreiheit bislang nicht gewährleistet. Auch Bürgermeister Ludwig Sauer berichtete in der Sitzung von massiven Beschwerden aus der Bevölkerung, die ihn immer wieder erreichten.

Die Verwaltung habe sich viele Gedanken gemacht, wie man die Toiletten-Frage auf dem Friedhof lösen könnte, berichtete Samson Kraft, im Rathaus für das Stadtgrün zuständig. Mehrere Ansätze habe man verfolgt: Die Sanierung der bestehenden Anlage am Betriebsgebäude sei schwer umsetzbar und wirtschaftlich nicht darstellbar, heißt es in der Verwaltungsvorlage. Auch der Umbau einer vorhandenen Fahrzeughalle war im Gespräch, scheiterte aber an den hohen Kosten. Eine provisorische Containeranlage auf dem Parkplatz wäre bis zu zehn Jahre nutzbar, die Kosten wurden auf 35.000 Euro geschätzt. Eine Anlage mit Trocken-Trenn-WC hätte als Provisorium rund 30.000 Euro gekostet und wäre fünf bis acht Jahre nutzbar gewesen. So sei die Wahl auf eine barrierefreie Unisex-Toilette in Fertigbauweise gefallen.

"Ein idealer Standort ist wegen der Kanäle nicht gegeben", berichtete Kraft. Nun soll die Anlage unweit des Haupteingangs an der Friedhofsmauer entstehen. "Das hat den klaren Vorteil, dass sie dem Friedhof zugeordnet ist", so Kraft. Außerdem müsse man nur eine relativ kurze Distanz zum Kanal überwinden.

"Wir begrüßen ein barrierefreies WC und werden es unterstützen", erklärte Jutta Hilswicht (CDU). Den gewählten Standort findet sie jedoch nicht ideal, zumal alte Grabsteine versetzt werden müssten: Aus ihrer Sicht würde eine WC-Anlage neben der Bushaltestelle an der Hauptstraße besser passen und stünde nicht nur Friedhofsbesuchern zur Verfügung.

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"Wir haben uns bewusst für den Standort an der Friedhofsmauer entschieden", entgegnete Kraft. Bei einer Anlage außerhalb des Friedhofareals fürchtet die Stadtverwaltung Probleme mit Vandalismus. "Diese Anlage sollte für den Friedhofsbetrieb und nicht für die allgemeine Öffentlichkeit zur Verfügung stehen", sagte auch Anja Dahner, Leiterin der Fachgruppe Tiefbau und Stadtentwässerung im Rathaus. Das Problem des Vandalismus sei nicht unerheblich.

"Wir können dieser WC-Anlage nicht zustimmen", erklärte Marion Schmidt (Grüne). Man habe gerade Klausursitzungen wegen der angespannten Haushaltslage hinter sich. Durch diese sei man gezwungen, Projekte zu priorisieren. Diese Gelegenheit wolle man nun nutzen. "Barrierefreiheit ist uns eigentlich sehr wichtig, wir hoffen aber, dass Menschen, die Hilfe brauchen, auch weiterhin Hilfe bekommen", so Schmidt. Bei einer Wanderung habe ihre Fraktion die bestehenden Toiletten aufgesucht und empfand den Zustand als nicht so schlimm. Mehr Kontrollen und ein paar Reparaturarbeiten wären aber laut Schmidt zeitnah notwendig.

"Es ist aber auch die Infrastruktur der Toilettenanlage, die nicht mehr funktioniert", gab Kraft zu bedenken. So müssten etwa die Abwasserleitungen erneuert werden: "Aus meiner Sicht ist das nicht wirtschaftlicher." Sauer gab ein Beispiel: Als ein Urinal ausgetauscht werden musste, reichte dies allein nicht aus. Auch die gesamten Leitungen mussten in diesem Zuge erneuert werden.

Reiner Breining (Wählergemeinschaft Frauenweiler/Altwieslocher Liste) wollte wissen, wie hoch die Kosten für einen barrierefreien Umbau der bestehenden Anlage wären. "Das sind ganz enge Platzverhältnisse dort", machte Sauer wenig Hoffnung, dass solch ein Umbau funktionieren könnte. Außerdem gebe das die bauliche Substanz nicht her.

Am Ende stimmte eine breite Mehrheit von 19 Stadträten für die neue Toilettenanlage. Von SPD und Grünen stimmten vier Räte gegen den Vorschlag, drei enthielten sich.

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