Der Wald braucht weiterhin viel Pflege
Gemeinderat beschließt Forsteinrichtungserneuerung bis 2028 - Klimawandel macht vor allem Kiefern zu schaffen

Ein artenreicher Wald, der dem Klimawandel gewachsen ist: Dieses Ziel beschloss St. Leon-Rots Gemeinderat jetzt mit der Forsteinrichtungserneuerung. Es soll vor allem mit Neuanpflanzungen und durch gezielte Pflege von Jungbeständen erreicht werden. Foto: Lerche
St. Leon-Rot. (seb) Zunehmender Hitze- und Trockenstress, das vermehrte Absterben von Kiefern und Buchen, die aggressive Vermehrung nichtheimischer Pflanzenarten, Schädlinge wie Borken- und Maikäfer, aber neuerdings auch durch Pilzbefall verursachtes Kieferntriebsterben: Mehrfach bereits hat St. Leon-Rots Gemeinderat sich mit den Problemen der örtlichen Wälder beschäftigt, besonders intensiv in der letzten Zeit, da in der jüngsten Gemeinderatssitzung die Fortschreibung des Forsteinrichtungsplans bis 2028 anstand.
Die Erholungsfunktion des Walds und seine ökologische Bedeutung hat der Gemeinderat von jeher an oberste Stelle gerückt, daher gab auch Forstbezirksleiter Sebastian Eick in seinem Vortrag das Ziel eines gesunden Mischwalds vor, der für die Folgen des Klimawandels gewappnet ist, aus eigener Kraft Widerstand gegen Schädlinge leisten und sich auf natürliche Weise erhalten und auch vermehren kann.
Zunächst zog Eick Bilanz. Mit gegenwärtig 165,3 Hektar ist die Waldfläche vergleichsweise klein und wurde in den letzten zehn Jahren nur leicht um 0,8 Hektar verringert (Bau der Roter Umgehung). Der Holzvorrat wiederum, "eine wichtige Größe", so Eick, "hat erstaunlicherweise nicht abgenommen", vor allem durch die natürliche Verjüngung sei der Bestand um drei Prozent auf 40.830 Festmeter gestiegen. Dadurch wurde auch der Altersschnitt "recht erfolgreich gesenkt". Kiefern (32 Prozent) und Buchen (35 Prozent), die am meisten unter dem Klimawandel leiden, machen den Großteil der Baumarten aus.
Mit 4,3 Hektar neuer Kulturen blieb man weit hinter den Erwartungen von gut elf Hektar zurück, "vor allem wegen Engerlingsfraß". Auch wegen der sonst schwierigen Verhältnisse waren die Planungen laut Eick zu optimistisch, daher setzt man sich für die Zukunft das Ziel von 4,4 Hektar und plant auf über 20 Hektar eine Vermehrung des Walds aus eigener Kraft. Der Pflege von jungen Baumbeständen will man sich auf über 26 Hektar widmen. Die Fläche sei im Vergleich enorm, der Wald brauche einfach die Unterstützung des Menschen.
Was den Einschlag angeht, blieb der Forst in den letzten Jahren hinter dem Plan zurück, fällte 9400 statt 10.500 Festmeter "und 52 Prozent davon waren tot oder absterbend, überwiegend Kiefern". Von einer "geplanten Nutzung" könne man also nicht reden, man reagiere auf den Klimawandel. Von daher hielt Eick es für angebracht, auch den Hiebsatz für die nächsten zehn Jahre zu senken: auf insgesamt 9000 Festmeter. Damit würde mehr gefällt als voraussichtlich nachwächst, so Eick, die Kiefernbestände lösen sich zu schnell auf.
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An ihre Stelle sollen unter anderem Kiefern aus dem Mittelmeerraum treten, die Hitze und Trockenheit besser aushalten. Vielerlei Arten sollen zudem angepflanzt werden, beispielhaft nannte Eick auch Buche, Hainbuche, Eiche, Roteiche, Douglasie und Ahorn. Aber "aus meiner Sicht geht der Nadelholzanteil in den nächsten Jahren massiv zurück".
"Wir fühlen uns mit unserem Wald gut aufgehoben bei Ihnen", meinte Bürgermeister Dr. Alexander Eger. Anneliese Runde (Freie Wähler) blickte auf die Waldbegehung zurück, als sie hautnah die Herausforderungen erlebt und von den Entwicklungsmöglichkeiten erfahren habe. Erholung für die Bürger, Lebensraum, Schutz von Wasser und Boden, aber auch Lärmschutz: Das biete der Wald, da spielten wirtschaftliche Interessen keine Rolle. Das sah Achim Schell (Union) ähnlich, der noch anregte, zu verhindern, dass schwere Fahrzeuge einen stark frequentierten Weg von und nach Reilingen im St. Leoner Wald nutzen.
"Artenreich und zukunftssicher" solle der Wald werden, bekräftigte Michael Herling (FDP), der sich über den geplanten hohen Anteil an Kiefern wunderte. Sebastian Eick erklärte, dass da die Naturverjüngung gemeint sei, nicht die Neuanpflanzung: Die mediterranen Schwarzkiefern setze der Forst nur auf 0,6 Hektar. Auch Norbert Knopf (Grüne) stieß sich am 50:50-Verhältnis von Nadel- zu Laubbäumen im Plan: Man habe den Eindruck erhalten, dem Klimawandel seien eher Laubbäume gewachsen. Eick erwiderte, dass offen sei, ob man die 50:50 erreiche, das Verhältnis komme zum einen daher, dass man selbstverständlich zulassen wolle, wenn beispielsweise Kiefern von selbst nachwachsen, und dass man einen gewissen Nadelbaum-Anteil wünsche, das gehöre "historisch und landschaftlich zu den Hardtwäldern".
Prof. Wolfgang Werner (SPD) fand die Idee mit den Schwarzkiefern interessant, unter solchen Bäumen hätten andere Arten eher eine Chance als etwa bei Fichten, sodass der Wald "zweistöckig" werden könne. Erwin-Peter Albert (Junge Liste) konnte den geplanten Antworten auf den Klimawandel, besonders der Förderung von Laubbäumen, zustimmen.
Einhellig beschloss der Rat den Hiebsatz von 9000 Festmetern in den nächsten zehn Jahren, die Flächen für natürliche Vermehrung von 20,7 Hektar und die Jungbestandspflege auf gut 26 Hektar.



