Brücken-Neubauten starten im September
Arbeiten für Lärmschutz-Ertüchtigung an der A5 waren Thema in St. Leon-Rots Rat - Zweimal zehn Monate Bauzeit

Die Autobahnbrücke über Kronauer Straße und Kraichbach in St. Leon-Rot ist eine von dreien, die komplett neu gebaut werden müssen, um die Last der neuen, acht Meter hohen Lärmschutzwände tragen zu können. Die Arbeiten beginnen an allen drei Brücken im September. Foto: Lerche
St. Leon-Rot. (seb) Alle, die die A 5 bei St. Leon-Rot nutzen, und alle, die zwischen St. Leon und Rot unterwegs sind, müssen sich auf einiges gefasst machen. Wenn der Lärmschutz ertüchtigt wird, müssen drei der Autobahnbrücken im Ort abgerissen und neu gebaut werden. Wie in der jüngsten Gemeinderatssitzung bekannt gegeben wurde, starten die Bauarbeiten auf der St. Leoner Seite im September, nach den Sommerferien, an allen drei Brücken zugleich.
Für mindestens zehn Monate wird der Verkehr dann nur auf einer "halben" Autobahn fließen können, während die Einwohner mit starken Beeinträchtigungen zu rechnen haben. Ab Herbst 2020 wird für weitere zehn Monate die Roter Seite der Brücken erneuert. Ziel ist, die Beeinträchtigungen auf der Autobahn "so kurz wie möglich" zu halten, so Nicole Trachte vom Regierungspräsidium Karlsruhe.
Wegen dieser zweijährigen Belastung schon mussten die Gemeinderäte schlucken, darüber hinaus wegen der stark gestiegenen Kostenschätzung: Bei 1,76 Millionen Euro liegt aktuell der Gemeindeanteil an den Baukosten, hinzu kommen 141.000 Euro für Verwaltungs- und Planungsaufwendungen. Für Unmut sorgte auch, dass das Regierungspräsidium noch keine genaueren Informationen über Baustart, Ablauf und geplante Umleitungsstrecken mitgebracht hatte.
Zustimmen konnte man aber schließlich einhellig, weil man sich auf den städtebaulichen Mehrwert von aufgeweiteten Brücken freute, unter denen nicht nur Autofahrer, sondern auch Radler und Fußgänger mehr Platz haben und die ansprechender gestaltet werden können. Die "einmalige Chance" müsse man ergreifen, hieß es, in den nächsten Jahren oder Jahrzehnten werde der Bund wohl nicht mehr an den Brücken arbeiten. Auch Bürgermeister Dr. Alexander Eger hielt diese durchaus große Investition "für vertretbar" angesichts der langfristig "äußerst positiven" Effekte einer größeren Durchfahrtsbreite der Brücken.
Bauamtsleiter Werner Kleiber erinnerte an die intensiven Beratungen, die im März 2016 starteten, und verwies auf verschiedene Wünsche für die neuen Brücken, durch die sich erst eine Kostenbeteiligung der Gemeinde ergab. Hauptgründe für die Kostensteigerung hier sind die allgemein gestiegenen Baupreise, die man bundesweit, nicht nur in St. Leon-Rot, zu spüren bekommt. Das legten Nicole Trachte und ihre Kollegin Dr. Judit Tevesz dar. Sie gingen auch auf die Herausforderungen der höheren Tragfähigkeit der Brücken, der Berücksichtigung von Straßen und Kraichbach, der Verkehrsführung während der Bauphase sowie der Eingriffe in vorhandene Infrastruktur und Bepflanzungen ein.
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So ist der Gemeindeanteil an der neuen Brücke über die Roter Straße (L 546) von ursprünglich 239.000 auf 451.000 Euro gestiegen, das sind aber nur noch 14 statt 18,5 Prozent der Kosten. Weitere 14 Prozent trägt Baden-Württemberg, weil es eine Landesstraße ist. Bei der Brücke über den Kehrgraben sinkt der Kostenanteil St. Leon-Rots sogar von 24,5 auf acht Prozent, das sind dann statt geplanten 365.000 noch 229.000 Euro. Die Brücke über Kronauer Straße und Kraichbach aber wird, weil es eine Gemeindestraße ist, erheblich teurer: St. Leon-Rot muss statt 14 über 24 Prozent tragen, statt anfangs geschätzter 199.000 also mehr als eine Million Euro.
Nicole Trachte zeigte sich zuversichtlich, dass es bei diesen insgesamt rund 1,9 Millionen Euro oder nur wenig mehr für St. Leon-Rot bleibt: Man habe die aktuelle Preislage erst kurz vor der Sitzung abgefragt. Nur "große, leistungsfähige Firmen" mit Erfahrung im Fernstraßenbau dürften bei der Ausschreibung zum Zug kommen, versuchte sie, die Sorgen der Räte um die Qualität der Arbeit zu beschwichtigen. Auch gebe es Vertragsstrafen, wenn die geplanten zehn Monate pro Brückenseite überschritten würden.
Sie erläuterte, dass die L 546 als wichtige Verbindung zwischen St. Leon und Rot Vorrang erhält und Sperrungen oder sonstige Beeinträchtigungen hier aufs absolute Minimum reduziert werden sollen. Auch sonst bemühe man sich um eine geringe Beeinträchtigung durch die Bauarbeiten. Der Schwerlastverkehr wird während der Bauzeiten weiträumig um die Baustellen herumgeführt, Näheres zu innerörtlichen Umleitungen wusste Trachte nicht. Judit Tevesz ergänzte, dass das Brückentragwerk selbst zwar für die Last der neuen, acht Meter hohen Lärmschutzwände optimiert und damit unveränderlich ist, bei Beleuchtung oder farblicher Gestaltung aber auf Anregungen der Gemeinde eingegangen werden kann.
Wichtigstes Anliegen aller Beteiligten ist eine zeitnahe Bürgerinformationsveranstaltung, in der die Baumaßnahmen und die damit einhergehenden Belastungen detailliert dargelegt werden sollen.