Stephan Harbarth ist Madonnenberg-Ehrenpate
Prädikatswein mit dem Prädikatsjuristen: Der Präsident des Bundesverfassungsgerichts ist in Schriesheim aufgewachsen.

Von Micha Hörnle
Schriesheim. Es dauerte geschlagene sechs Jahre, bis der Madonnenberg wieder einen neuen Ehrenpaten hat: Mit Stephan Harbarth, dem Präsidenten des Bundesverfassungsgerichts, wurde das erstmals einer, der in Schriesheim aufgewachsen ist. Und Landesinnenminister Thomas Strobl hat nun die Ehre, der mit Abstand am längsten amtierende Ehrenpate zu sein, wie Harbarth etwas schelmisch kommentierte.
Tatsächlich schien es am Donnerstagabend im Zehntkeller, als habe es die lange Pause seit 2017 – seither wurde bekanntlich der Zehntkeller umgebaut – nie gegeben, auch Bürgermeister Christoph Oeldorf fremdelte bei seinem ersten Madonnenberg-Konvent zu keiner Zeit, alles hatte etwas Selbstverständliches, sodass Oeldorf Schriesheim etwas überschäumend zum "Epizentrum der Kurpfalz" erklärte. Zumal auch die Vorsitzenden des Kuratoriums, Landrat Stefan Dallinger und dessen Vorgänger Jürgen Schütz, gekommen waren. Auch Alt-Bürgermeister Hansjörg Höfer, einer der verlässlichsten Helfer im Madonnenberg-Wingert, war als Ex-Vereinsvorsitzender da (und wurde dann zum Ehrenvorsitzenden ernannt) – und mit ihm viele bekannte Gesichter aus dem Beirat wie Ex-Sparkassenchef Rüdiger Hauser und sein einstiger Volksbank-Kurpfalz-Kollege Friedrich Ewald, Andreas Huben von der Ladenburger Baumschule oder Dieter Kolb, ehemaliger Geschäftsführer der Heinrich-Vetter-Stiftung, sowie der CDU-Bundestagsabgeordnete Alexander Föhr und seine grüne Landtagskollegin Fadime Tuncer. Und nicht zu vergessen Fritz Mildenberger, einst Schuldiener an just der Grundschule, in die auch Harbarth einmal ging, und Helfer von der ersten Stunde an im Madonnenberg-Wingert.
Einziges Manko: Von den bis dato 24 Ehrenpaten seit der Vereinsgründung 1989 waren neben Strobl nur der Heidelberger Staatsrechtler Prof. Paul Kirchhof gekommen; und auch die Riege der Weinhoheiten war nicht ganz komplett, sodass Prinzessin Ylva Neuert erst einmal allein ihren Trinkspruch ausbrachte; Königin Miriam stieß etwas später noch dazu. An diesem Abend wurde auch des Alt-Bürgermeisters, Ehrenbürgers und Madonnenbergverein-Ehrenvorsitzenden Peter Riehl gedacht, ohne den es das Ganze nie gegeben hätte: "Er hat viele grundlegende Entscheidungen herbeigeführt und bleibt eine der prägenden Personen des Madonnenbergvereins", so Oeldorf. Er berichtete auch von der Lese im Wingert, die angesichts der eher kleinen Zahl von ehrenamtlichen Helfern ohne Werner Volk – er ist seit dem Abend auch Madonnenberg-Pate – und sein Team nicht zu bewältigen wäre: Am 23. September wurden 1536 Kilo Rieslingtrauben mit 80 Grad Oechsle gelesen (RNZ vom 25. September), aus denen dieses Mal kein Sekt, sondern Wein werden soll, wie Oeldorf ankündigte: "Ich denke, wir können mit der Ernte äußerst zufrieden sein."
Strobl wiederum blieb sich treu, war er doch erst vor acht Monaten im Zehntkeller – den er allerdings "Zehntscheune" nannte – bei einer politischen Weinprobe gewesen. Damals wie heute pries er die Vorzüge der Bergstraße ("so schön wie die Riviera") wie ihres Weins ("der zweitbeste der Welt" – natürlich nach seinem heimatlichen Württemberg). Und er bekannte, abermals seinen Beitrag als Ehrenpate schuldig geblieben zu sein – nämlich die Mithilfe bei der Lese. Dabei wäre er dafür prädestiniert: In Heilbronn verdiente er einst als Schüler zehn Mark die Stunde – "steuerfrei" –, als er in den Steillagen die Bütten trug. Und dann leitete er zu seinem Nachfolger Harbarth über: "Vom Prädikatswein zum Prädikatsjuristen". Harbarth sei nicht nur ein "langjähriger politischer Weggefährte", sondern auch ein "ganz feiner Kerl", der "mit beiden Beinen fest auf dem Boden geblieben" sei – und als Schriesheimer ja eine besondere Verbindung zum Wein haben müsse.
Dallinger attestierte dem "Neuen" die Eignung für dieses Ehrenamt, und Harbarth bedankte sich für diese "große Ehre". Mit feinem Humor ging er auf seine lange Anwartschaft ein ("ich habe mich gefühlt wie Prince Charles"), erinnerte an die lange Liste seiner Vorgänger – darunter den ehemaligen Landwirtschaftsminister Gerhard Weiser, den "Bauer von Mauer", mit dem alles begann und den er einst als Vorsitzender der Jungen Union Rhein-Neckar- kennenlernte; aber auch an seinen ersten Lehrer in Staatsrecht an der Uni Heidelberg, Paul Kirchhof. Auch er zollte seiner Heimatstadt den nötigen Tribut: "Die landschaftliche Schönheit hat mich früh beeindruckt" – auch wenn er von seinem Zuhause eher auf den Kuhberg als auf den Madonnenberg blickte. Später sagte er der RNZ, er verbinde "Schriesheim mit vielen schönen Erinnerungen" – und kündigte an, im nächsten Jahr bei der Lese mithelfen und der "traditionsreichen Lage neues Leben einhauchen" zu wollen. Vielleicht klappt es ja dann auch mit Strobl und seiner Bütte.