Feuerwehrhalle in Ursenbach ist völlig marode
Alles ist auf dem Stand von 1969. Vielleicht ist das auch ein Grund für das schwindende Interesse an der Löschgruppe.

Von Micha Hörnle
Schriesheim-Ursenbach. Den Namen "Feuerwehrhaus" hat dieses Gebäude nicht verdient, denn es ist eher eine Halle. Und die ist so marode, dass sie fast sinnbildlich für den Sanierungsstau in Schriesheim und den beiden Ortsteilen steht. "Der bauliche Zustand ist derselbe wie von 1969", sagt der Leiter der Ursenbacher Löschgruppe, Markus Fath.
In jenem Jahr – da war das Dorf noch selbstständig – wurde das Gebäude in viel Eigenarbeit errichtet. Das einzig halbwegs Neue sind die Tore, die vor knapp 20 Jahren mal angebracht wurden – auch das einzige Auto der Löschgruppe, ein "Tragkraftspritzenfahrzeug Wasser" (TSF-W), ist mit seinen 23 Jahren so alt, dass sein Ersatz im Feuerwehrbedarfsplan steht (wie auch die Sanierung der Halle).

"Ist schon arg kalt hier", meint Feuerwehrkommandant Oliver Scherer beim Ortstermin der RNZ. Denn die Halle ist völlig unbeheizt und auch nicht gedämmt. Damit man so halbwegs vor der Kälte geschützt ist, wurden mal Deckenplatten eingezogen. Und als einige von ihnen herunterfielen, wurde eine Plane gespannt.
Auch sonst entspricht hier nichts modernen Vorschriften: Es gibt keinen Raum zum Anziehen, von geschlechtergetrennten Umkleiden oder gar Duschen ganz zu schweigen. Zwar gibt es im Keller durchaus Toiletten, aber die sind in einem erbarmungswürdigen Zustand. Auch Karina Mayer vom Hauptamt weiß: "Hier ist zehn Jahre lang nichts gemacht worden. Aber bei uns hat sich auch niemand gemeldet."
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Kurzum: kein einladender Ort. Und das ist wohl mit einer der Gründe für die Personalmisere der Ursenbacher Wehr, die unlängst Thema beim Kameradschaftsabend war. Denn mit nur sieben Mitgliedern "auf dem Papier" – davon nur drei aus Ursenbach –, so Scherer, bange man um deren Existenz.
Zumal die Löschgruppe mit einem Altersdurchschnitt von 51 Jahren "völlig überaltert" ist. Das war früher mal anders: Da hatte die Wehr in der Spitze bis zu 25 Mitglieder und sogar eine eigene Frauengruppe – und war eine eigenständige Abteilung. Doch als es immer weniger wurden, kamen die Ursenbacher bei der Stadt-Abteilung unter.
Fath glaubt durchaus, dass die marode Halle einer der Gründe für das schwindende Interesse an der Löschgruppe ist. Und Scherer weiß: "Wo ein Feuerwehrhaus neu gebaut oder grundsaniert wurde, gibt es auch einen Run." Er meint angesichts der schwierigen Lage: "Wir drehen uns hier im Kreis." Ortsvorsteher Hans-Peter Pfrang hofft aber auf eine Wende: "Wir wollen jetzt jüngere Aktive gewinnen. Und dafür müssen wir die Stadt unter Zugzwang setzen."
Denn, so sagt Scherer: "Es gibt schon ein paar Ursenbacher, die im Feuerwehralter sind." Fath berichtet, die Löschgruppe habe mehrfach angeboten, hier selbst anzupacken. Aber da sei man bei der Stadt ins Leere gelaufen. Die Bereitschaft sei prinzipiell da, schließlich habe das Dorf "mit Gerüstbauer und Schreiner alles da".
Mayer wusste von diesem Angebot bisher nichts, allerdings ist Pfrang skeptisch: "Der Zug ist abgefahren, so große Projekte in Eigenleistung zu stemmen." Auch Mayer glaubt bei allem Einsatz der Ursenbacher nicht daran, dass so die rechtlichen Vorgaben zu erfüllen wären, denn: "Die Feuerwehrgesetze haben sich verschärft."
Egal, wie es mit der Löschgruppe weitergeht: Die Feuerwehr kann diese Halle nicht einfach aufgeben, so Scherer. Denn sowohl in der Kernstadt als auch in Altenbach fehlt es an Platz: "Aber selbst, wenn man das Gebäude als Lager nutzen will, muss hier etwas gemacht werden."
Wobei Fath zu bedenken gibt: "Im Katastrophenfall muss auf jeden Fall die Feuerwehrhalle besetzt werden." Zum Beispiel bei einem Stromausfall. Denn wenn die Telefone und Handys streiken, kann man von hier aus einen Notruf absetzen – zumal unlängst die Notstromeinspeisung eingebaut wurde.
Auf eine "Luxussanierung" spekuliert niemand in der Gruppe, Scherer redet lieber davon, die Mindestausstattung sicherzustellen: neue Decke, Heizung, Abtrennung des Umkleidebereichs, ordentliche Toiletten und zweiter Eingang zum Keller; für Fath ist eine Druckluftversorgung (für die Atemschutzgeräte) und eine Abgasscheideanlage auch wichtig. Für Mayer ist entscheidend, dass die Löschgruppe erhalten bleibt, um sich dann der Sanierung zu widmen. Fürs Erste könnten schon 20.000 bis 30.000 Euro im Haushalt helfen.
Wobei: Nicht alles ist unwirtlich an und in der Halle. Im Gegenteil: Im Keller ist es sogar richtig gemütlich (und auch wärmer). Früher wurden hier richtige Feuerwehrfeste gefeiert, "die Bar war legendär", erinnert sich Fath. Auch hier könnte und sollte wieder mehr Leben einkehren. Denn die Löschgruppe ist neben dem Sängerchor die einzige gesellschaftliche Stütze im 140-Einwohner-Dorf.