Lars "Ratz" Ranzenberger starb bei Flugunfall auf Mallorca
Früher war der Sandhäuser mit Udo Lindenberg, Alice Cooper und anderen Größen auf Tournee.

Von Lukas Werthenbach
Sandhausen. "Das Leben ist zu kurz, normal ist langweilig und genieße jeden Moment!" – das war ein Motto von Lars "Ratz" Ranzenberger. Und genau das habe er auch bis zum letzten Tag beherzigt, erzählt sein enger Freund Rainer Kraft im Gespräch mit der RNZ. Der in Sandhausen aufgewachsene Musiker und Unternehmer Ranzenberger starb am Sonntag im Alter von 53 Jahren in Folge eines Unfalls mit einem Ultraleichtflugzeug auf Mallorca. Die spanische Insel war seit 2006 der Lebensmittelpunkt für ihn und seine Familie. "Ratz" war mit Udo Lindenberg auf Tournee, später reiste er auch mit Größen wie Alice Cooper und Anastacia um die Welt. Er hinterlässt eine Ehefrau und zwei erwachsene Kinder.
"Wir haben uns im Alter von sechs Jahren auf einem Spielplatz kennen gelernt, als wir um eine Schaukel stritten", erinnert sich der Sandhäuser Musiker Rainer Kraft. Selbst am Telefon ist seine tiefe Trauer spürbar. Die beiden gingen zusammen in die Theodor-Heuss-Grundschule, wo sie sich "die ersten Wochen in jeder großen Pause gegenseitig verkloppt" hätten, so Kraft. Doch daraus wuchs eine besondere Freundschaft. "Als Lars auf eine andere weiterführende Schule ging, haben sich unsere schulischen Wege getrennt. Trotzdem waren wir täglich zusammen."
Dass beide noch in Jugendjahren den Weg zur Musik fanden, sei eher Zufall gewesen. "Er hat in der fünften oder sechsten Klasse E-Gitarre gelernt", erzählt Kraft. "Das klang grauenhaft." Dennoch folgte schnell die Gründung einer ersten Schulband. Irgendwann habe Ranzenberger inspiriert durch seinen Onkel Markus den E-Bass für sich entdeckt und dies perfektioniert. So sei er zum leidenschaftlichen und begnadeten Musiker gereift, was sich in seiner folgenden Karriere zeigen sollte. "Seine Eltern Fred und Gerda haben immer gesagt: ,Du kannst machen, was du willst – aber erst machst Du eine Ausbildung.’", weiß Kraft. So absolvierte Ranzenberger eine Ausbildung in Heidelberg-Kirchheim zum Motorradmechaniker. "Kaum hatte er den Abschluss in der Hand, hat er sich auf die Musik konzentriert..."
Und mit der Karriere ging es steil bergauf: Mit "Love Gun" bildete er laut Kraft "Europas erfolgreichste Kiss-Coverband" und wurde auch als Musikproduzent aktiv. Er zog nach Hamburg, spielte dort zunächst bei der Band Velvet Viper, die später en Namen Zed Yago annahm. "In Hamburg hat ihn dann Udo Lindenberg entdeckt." An der Seite des beliebten Rockmusikers trat "Ratz" als Gitarrist auf und war etwa an der 1992 erschienenen Platte "Panik-Panther" beteiligt.
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Doch sein "Lebenswerk", wie Kraft es nennt, sollte danach folgen: Ranzenberger gründete 1998 in Hamburg die "Heavy Metal"-Band Metalium. Die Debüt-CD "Millennium Metal – Chapter One" brach 1999 europaweite Verkaufsrekorde in der "Heavy Metal"-Branche. Insgesamt acht Alben veröffentlichte Metalium, einen Teil davon auch noch während Ranzenbergers Zeit auf Mallorca. Ein Jahr nach der Auflösung von Metalium im Jahr 2010 folgte mit "Fyre!" und der argentinischen Sängerin Alejandra Burgos gleich die nächste Band. "Dabei sind sie auch mit Alice Cooper unterwegs gewesen", so Kraft, der oft "als stolzer Freund, Fan und Anhängsel" mitgereist sei. 2013 trat Ranzenberger letztmals mit "Rockaloca" beim "Open-Air" in Sandhausen auf.
"Lars war ein Macher", sagt er weiter. "Er hat alle Musiker zusammengebracht, sie motiviert und er selbst war nie müde." So sei gerade erst kurz vor seinem Tod ein großes Wiedersehen mit alten musikalischen Wegbegleitern geplant gewesen, um möglicherweise noch einmal neue Lieder aufzunehmen.
Doch nicht nur musikalisch hatte der Sandhäuser ein goldenes Händchen. "Er hat Dinge einfach aus der Laune heraus gemacht und sie zum Erfolg gebracht", sagt Kraft etwa mit Blick auf Ranzenbergers unternehmerisches Wirken auf Mallorca: "Er hat LED-Leuchtmittel verkauft und installiert und sich damit selbstständig gemacht." Er gründete die Firma "Sounds & Visions", mit der er nach Krafts Worten zu Mallorcas angesehenstem Lichtdesigner wurde: "Er hat das Potenzial dort erkannt und Pools und Fincas von Prominenten mit LED-Leuchten ausgestattet, die per Handy steuerbar sind."
Zu seinen Leidenschaften in der Freizeit habe auch das Fliegen mit Ultraleichtfliegern gehört, was ihm nun zum Verhängnis wurde. Die genauen Umstände des Unfalls sind noch unklar. Kraft sagt, er habe zusammen mit Ranzenberger immer ein Buch schreiben wollen. "Wir haben so viel erlebt, das hätte man aufschreiben müssen." Er beschreibt seinen Freund als "Lebenskünstler", der "nie Groll oder Zorn" hatte: "Er hat immer gelacht."



