Was Dennis Diekmeier mit Vermietern erlebte
Der Hamburger SV in Sandhausen: Der Abwehrspieler trifft auf seinen ehemaligen Arbeitgeber und spricht über die Schattenseiten eines Traumberufs.

Von Wolfgang Brück
Sandhausen. Covid-19 ist unberechenbar. Die vier Profis des SV Sandhausen, die mit Corona infiziert waren, hätten "extreme Verläufe" gehabt, "ganz extreme Verläufe", vertraute Jürgen Machmeier dem SWR an. Merkwürdigerweise habe es die Frauen der Spieler weit weniger erwischt, wundert sich der Präsident. Doch die Spieler seien junge Männer, die würden ihren Mann stehen, ist der 60-jährige Unternehmer überzeugt.
Julius Biada, der vom Virus verschont blieb, will die Herausforderung annehmen. "Wir haben ein Mammutprogramm vor uns. Aber man wächst mit seinen Aufgaben", sagt der 28-jährige Mittelfeldspieler. In sieben Spielen innerhalb von 32 Tagen – beginnend mit der Begegnung am Donnerstag (20.30 Uhr/Sky) am Hardtwald gegen den Hamburger SV – muss der SV Sandhausen versuchen, zumindest einen Platz zu klettern, um in der Relegation mit dem Drittliga-Dritten den Abstieg zu vermeiden.
Wegen der Terminnot hat Machmeier eine Absage der Relegation ins Gespräch gebracht. Damit hat er ein heißes Eisen angefasst. Das hätte er als Aufsichtsrat-Mitglied der Deutschen Fußball Liga wissen müssen. Denn obwohl es verdammt eng werden könnte, ist ein Abbruch der Saison ein Tabu-Thema. Noch. Denn es könnte einer – Not macht erfinderisch – auf dumme Gedanken kommen und durch Manipulationen ein vorzeitiges Ende herbeiführen wollen.
Laut WELT zieht die DLF mehrere Optionen in Erwägung. Naheliegend ist, dass die ausgefallenen Spiele am 27./28. April, am 1. Mai und am 4./5. Mai nachgeholt werden. Näher rückt auch eine verpflichtende Quarantäne für alle Zweitligisten vor den beiden letzten Spieltagen am 16. und 23. Mai. Selbst eine Verlängerung der Saison scheint nicht mehr ganz ausgeschlossen, obwohl einen Tag nach den Relegationsspielen am 27. und 30. Mai die U 21-Europameisterschaft beginnt. Das müsste mit dem Europäischen Verband ausgehandelt werden.
Auch interessant
Ein vorzeitiges Rundenende ohne Absteiger würde die Probleme nicht nur in die nächste Spielzeit verlagern, sondern würde auch die Glaubwürdigkeit beschädigen.
Machmeier verteidigt seinen Vorstoß, auch wenn er bislang auf wenig Gegenliebe stieß. Es müsse erlaubt sein, in einer schweren Zeit kreativ zu denken, sagte er dem SWR. Er habe im Interesse des gesamten Fußballs gesprochen, versicherte der Vordenker vom vorletzten Platz. Er räumte aber ein, dass er die Überlegungen vielleicht "zu früh" geäußert habe.
Tatsache ist: Der Profifußball genoss schon mal ein höheres Ansehen. Das musste selbst der nette Dennis Diekmeier erfahren. Bei der Suche nach einem Haus, erzählte er Sky, hätten Vermieter das Gespräch beendet, als er seinen Beruf nannte. Es mag sein, dass auch die vier Kinder des Ehepaars eine Rolle gespielt haben. Der Kapitän des SV Sandhausen zog die Konsequenzen und kaufte – in Bammental – ein Haus. Dass Profis zu problematischen Mietern geworden sind, hängt mit der kurzen Verweildauer in den Vereinen zusammen. Diekmeier, vielleicht noch Emanuel Taffertshofer, werden am Donnerstag gegen den HSV die einzigen sein, die Ende Januar 2019 beim 1:2 in Hamburg in der Anfangsformation standen. Gegen den sechsmaligen deutschen Meister gab es bislang einen Sieg, ein Unentschieden und drei Niederlagen. Wegweisend war der 5:1-Triumph am letzten Spieltag der letzten Saison. Er soll dazu beigetragen haben, ambitioniertere Ziele ins Auge zu fassen. Das war – nach acht Jahren Abstiegskampf – nicht verkehrt. Nur an der Umsetzung haperte es.
In der vergangenen Saison kostete die Corona bedingte Termin-Hatz Dynamo Dresden den Klassenerhalt. Andererseits, Drittligist SV Meppen ging im November mit Siegen gegen die Aufstiegs-Anwärter Ingolstadt und Rostock sowie den SV Waldhof aus der Quarantäne.
Dem SV Sandhausen sei es zur Nachahmung empfohlen.