Hier pflegen Esel die Landschaft
Auch Schafe und Ziegen beweiden zurzeit das Schutzgebiet "Pflege Schönau" - Sie sollen die Entwicklung seltener Arten fördern

Esel sind besonders in sandigen Gebieten gefragt, weil sie selbst trockenes und verfilztes Gras zurückdrängen. Foto: Hebbelmann
Von Sabine Hebbelmann
Sandhausen. "Da sind ja Ziegen und Schafe, schau mal! Und Esel!" Eine junge Familie freut sich beim Anblick der weidenden Tiere im Naturschutzgebiet "Pflege Schönau" in Sandhausen. Schaf- und Ziegenglocken erinnern ein wenig an Wanderurlaub im Gebirge. Es sind mehrere Dutzend Tiere, die sich im Auftrag des Regierungspräsidiums (RP) Karlsruhe ganz der Landschaftspflege hingeben.
Und diese Pflege geht durch den Magen. Dabei ergänzen sich die Tiere bestens. Schafe fressen vor allem Gras, während es Ziegen auch mit Brombeerranken und Sträuchern aufnehmen. Esel drängen Gebüsch, dominante Gräser wie das Land-Reitgras und selbst trockene, verfilzte Grasbestände zurück: Sie sind als tierische Landschaftspfleger besonders in sandigen Gebieten gefragt. "Sie wälzen sich gern und schaffen dabei offene Stellen - eine Chance für neues Keimen und Entwickeln", erläutert Jost Armbruster vom RP. Dies gelte auch für Sandbienen und Grabwespen, die im offenen Sand ihre Bruthöhlen bauen.
Tiere seien dem Rasenmäher vorzuziehen, da das Beweiden mehr Strukturvielfalt schafft, so der promovierte Biologe. Durch das unterschiedliche Fressverhalten der verschiedenen Tierarten werde dieser Effekt noch verstärkt. Außerdem erhoffe man sich eine Ausbreitung der Samen über das Fell der Tiere. Billiger als die Mahd sei es allerdings nicht, betont er. "Beides ist teuer."
Esel sind zudem wehrhaft und halten Hunde ab. Auch das ist wichtig, denn freilaufende Hunde können eine Schafherde in Panik versetzen und zum Ausbruch bewegen. Armbruster weist hier darauf hin, dass im Naturschutzgebiet ohnehin Leinenzwang herrscht.
Auch interessant
Esel sieht man übrigens auch immer wieder auf der nahegelegenen ehemaligen Deponie Feilheck, die zu Heidelberg gehört. Die sympathischen Tiere sind optimal an trockene, nahrungsarme Lebensräume angepasst. Ein mobiler Zaun hält die Tiere derzeit auf der grüneren Seite des Gebietes. Hier wurde als eine der Ausgleichsmaßnahmen für den Nicht-Rückbau der Landesstraße L 600 der Wald aufgelichtet, um mehr Platz für die ökologisch wertvollen Sandrasen zu schaffen. Wenn hier nicht regelmäßig "nachgepflegt" wird, wachsen die Lücken für den Sandrasen schnell wieder zu.
Aber werden seltene Pflanzen wie die Sandstrohblume nicht von den Tieren gefressen oder zertreten? "Wir gehen davon aus, dass wir die Sandstrohblume eher fördern," sagt Armbruster. Aber: Die offene Sandrasenfläche mit den besonders seltenen Arten ist karg und gibt für die grasenden Vierbeiner wenig her. Sie soll nur kurze Zeit beweidet werden.
Auch wenn der Anblick der weidenden Tiere im Naturschutzgebiet für die Sandhäuser ungewohnt ist: Schon zwischen 2005 und 2012 wurden in den Sandgebieten der Region - darunter auch auf der "Pflege Schönau" - Ziegen und Schafe eingesetzt.
Die heutigen Weidetiere stammen vom Weidebetrieb Herbana und werden, wie der Biologe versichert, intensiv betreut. "Beweider Viktor Gretz schaut mindestens einmal am Tag nach ihnen", versichert der Biologe. Zuletzt waren die Tiere am Dreieichenbuckel in Oftersheim im Einsatz. "Sie werden auch noch umziehen zum Pferdstrieb Süd", verrät Armbruster.



